Nach Fleisch aus dem Labor jetzt auch Milch! Klingt erstmal seltsam? Eine 33-jährige Frau in Singapur findet nein und möchte mit ihrer Idee den ökologischen Fußabdruck reduzieren.
Massentierhaltung ist nicht nur in Bezug auf Fleisch kritisch, sondern auch auf Milch. Laut einer Statistik leben allein in Deutschland rund 4,1 Millionen Milchkühe. Fengru Lin aus Singapur möchte mit ihrem Start-up Turtletree die Massentierhaltung und den ökologischen Fußabdruck reduzieren, indem sie Milch im Labor entwickelt.
In Singapur gibt es wenig Flächen, die für die Landwirtschaft genutzt werden können. Daher ist es dort alltäglich, dass Lebensmittel importiert werden müssen. Aber auch an vertikalen Farmen wird vor Ort geforscht, um die Fläche besser zu nutzen. Hähnchenfleisch aus dem Labor wurde Ende letzten Jahres für den Verkauf in Restaurants freigegeben.
Die Idee zur Milch aus dem Labor kam der 33-jährigen Fengru Lin, nachdem sie einen Vortrag über die Produktion von Fleisch aus Stammzellen gehört hatte. Sie fragte den Redner Max Rye direkt: Lässt sich das Konzept auch auf die Herstellung von Milch übertragen? Die beiden schlossen sich zusammen, forschten und Rye wurde Geschäftspartner bei Turletree.
So entsteht die Milch aus dem Labor
Statt eine Kuh, ein Schaf oder eine Ziege zu melken, verwendet das Unternehmen Stammzellen aus frischer Milch. Diese Stammzellen entwickeln sich dann zu Brustdrüsenzellen weiter und werden in einem sogenannten Laktationsmedium zu Milch umgewandelt – Laktation bezeichnet die Bildung der Muttermilch in den weiblichen Brustdrüsen.
Diese Nährflüssigkeit enthält angeblich viele Komponenten, die in der Milch von Säugetieren vorkommen, wie Lactoferrin, Molkenprotein und Milchzucker.
Die Zellen sollen mehrfach verwendet werden können. Das bedeutet: Es entsteht mehr Milch, als für die Gewinnung der Stammzellen benötigt wird. Der CO2-Ausstoß würde aber durch diese Art der Herstellung der Milch deutlich reduziert werden können.
Noch ist die Milch aus dem Labor sehr teuer. Je größer aber die Produktionszahlen sind, desto günstiger kann die Milch verkauft werden. Zusätzlich muss die Milch auch als Nahrungsmittel anerkannt werden. Das ist sie bisher noch nicht, da es sich schließlich um ein ganz neues Produkt handelt.
Utopia meint: Die enorme Anzahl an Nutztieren auf der Erde ist eine der größten Mitverursacher des Klimawandels. Es ist also wichtig, dass alternative Technologien entwickelt werden, die dazu beitragen, die Zahl der Tiere reduzieren zu können. Wahrscheinlich wird es noch eine ganze Weile dauern, bis sich bei uns Milch aus dem Labor durchgesetzt hat. Wer aber jetzt schon auf Kuhmilch verzichten möchte, kann dies ohne weiteres tun und auf pflanzliche Milchalternativen umsteigen, wie Hafer-, Mandel- oder Sojadrink.
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