Wie nachhaltig sind Europas größte Modemarken? Hier findest du die Ergebnisse des Circular Fashion Index 2022, der die Arbeit der bekanntesten Unternehmen auf ökologische Nachhaltigkeit überprüft.
Dass die Modeindustrie nicht gerade klimafreundlich arbeitet, ist kein Geheimnis. Inzwischen gibt es deshalb mehrere Siegel und Bewertungssysteme, anhand derer du erkennen kannst, wie nachhaltig eine Marke ist.
Der Circular Fashion Index (CFX) ist einer von ihnen. Der von der US-amerikanischen Unternehmensberatung Kearney entwickelte Index bewertet die Bemühungen von Modemarken, den Lebenszyklus ihrer Produkte im Sinne einer Kreislaufwirtschaft zu verlängern.
2020 hat Kearney die Studie erstmals durchgeführt – mit enttäuschenden Ergebnissen. Auf einer Skala von eins bis zehn zur Beurteilung der Klimafreundlichkeit lag der Mittelwert der untersuchten 100 Modeunternehmen damals bei insgesamt nur 1,6.
Nun liegt der Bericht von 2022 vor und evaluiert, was sich in den vergangenen zwei Jahren bei Europas Modeindustrie bezüglich ökologischer Nachhaltigkeit getan hat.
Circular Fashion Index: Gab es Fortschritte?
Beim Circular Fashion Index 2022 wurden diesmal 150 Marken in den Kategorien Sport und Outdoor, Unterwäsche, Luxus-Designerlabels, erschwinglicher Luxus, Massenmarkt und Fast Fashion untersucht. Die Bewertung der Modeunternehmen erfolgte anhand von sieben Kriterien, wie beispielsweise Anteil von recyceltem Material, Verfügbarkeit von Reparaturdiensten und Pflegehinweisen, Second-Hand-Verkauf sowie Vermietung und Wiederverwendung von gebrauchter Kleidung.
Die gute Nachricht zuerst: Es gibt tatsächlich eine allgemeine Verbesserung der Modemarken in Richtung Klimafreundlichkeit. Der Mittelwert auf der Skala zur Bewertung der Klimafreundlichkeit liegt inzwischen bei immerhin 2,85 (aber: der Höchstwert ist 10, also noch in weiter Ferne).
Insgesamt bewertet die Studie die Bemühungen der Modeindustrie nach wie vor als noch lange nicht ausreichend:
- Nur sieben Prozent der untersuchten Modemarken verarbeiten regelmäßig und umfangreich recycelte Materialien – und 39 Prozent der Marken gar nicht.
- Nur fünf Prozent bieten umfassende Reparaturleistungen an.
- Auch Second-Hand-Verkauf wird von nur fünf Prozent der Modeunternehmen angeboten.
- Und von nur zwei Prozent der Marken ist die Vermietung ihrer Kleidung Teil des Serviceangebots.
- 40 Prozent geben bei den Pflegehinweisen, deren Beachtung die Haltbarkeit von Kleidung verlängern kann, nach wie vor nur die Mindestangaben an.
Luxusmodemarken bekamen bei der Studie im Durchschnitt die meisten Punkte aufgrund von umfassenden Pflegehinweisen, Reparaturleistungen sowie Miet- und Second-Hand-Optionen. Fast Fashion und Unterwäschemarken hatten dagegen die niedrigsten Punktzahlen.
Welche Marken sind ökologisch am nachhaltigsten?
Im Vergleich zu 2020 wird die Circular Fashion Index Rangliste nach wie vor von Patagonia auf Platz eins, Levi’s, welche The North Face von Platz zwei verdrängte, und The North Face, nun auf Platz drei, angeführt.
Die Marken konnten ihre Aufstellung bezüglich Klimafreundlichkeit außerdem sogar noch verbessern: Patagonia bietet inzwischen ein erweitertes Mietprogramm an und hat zudem den Recycling-Anteil in seiner Kleidung erhöht. Levi’s vermietet nun ebenfalls einige seiner Jeans. Und The North Face verarbeitet wie Patagonia noch mehr recycelte Materialien.
Auch Marken, die bisher nicht unbedingt für ihre ökologische Nachhaltigkeit bekannt waren, haben sich diesbezüglich verbessern können. Dazu gehört beispielsweise Esprit, welche von Platz acht auf Platz vier geklettert ist. Das italienische Label OVS konnte von Platz 17 auf Platz fünf aufsteigen. Das High-Fashion-Label Gucci ist von Platz 15 auf Platz sechs gerückt. Gant hat den Sprung von Platz 16 auf Platz sieben geschafft. Der achte Platz wird von der neuen Luxusmarke Coach eingenommen und der neunte Platz vom Neuzugang Lululemon, einem Label für Sport- und Yogabekleidung.
Circular Fashion Index: Fazit
Am Ende der Studien ziehen die Verantwortlichen ihr Fazit: Im europäischen Vergleich liegt die französische Modeindustrie mit 3.65 Punkten auf Platz eins, Italien mit 2.95 Punkten auf Platz zwei und die deutsche Modebranche auf Platz drei. Dabei gibt es in allen Ländern Marken, die sich sehr um ökologische Nachhaltigkeit bemühen, und Marken, die den guten Durchschnitt durch ihr fehlendes Engagement nach unten ziehen.
Utopia meint: Der Circular Fashion Index zeigt, dass es nach wie vor wichtig bleibt, nachhaltige Modeunternehmen mit unseren Kaufentscheidungen zu unterstützen. Trotzdem gilt: Kleidung, die schon existiert, ist die nachhaltigste Kleidung. Kaufe deshalb so viel Kleidung wie möglich Second-Hand. Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern meist auch wesentlich kostengünstiger.
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