Bei Aldi Süd und Aldi Nord gibt es ab Ende Oktober veganen Thunfischersatz – im Fertig-Sandwich. Der Fake-Thunfisch besteht aus Algen und soll reich an Protein sein. Dahinter steckt das Startup „BettaF!sh“.
Thunfisch ist so beliebt, dass der Kauf inzwischen zum ökologischen No-Go geworden ist. Weltweit sind die Bestände überfischt, Beifang ist immer noch ein großes Problem. Viele bewusste Verbraucher:innen verzichten darum inzwischen weitgehend auf Thunfisch. Veganer:innen und viele Vegetarier:innen gehen noch weiter und essen gar keinen Fisch. Was nicht heißt, dass sie den Geschmack nicht mögen.
Für viele ist es darum eine gute Nachricht, dass aktuell zu den vielen Fleischalternativen auch immer mehr vegane Alternativen zu Fisch und Meeresfrüchten auf den Markt kommen. Das hat offenbar auch Aldi erkannt und sich mit dem Startup „BettaF!sh“ zusammen getan.
Gründerin und Gründer Deniz Ficicioglu und Jacob von Manteuffel widmen sich in diversen Projekten seit Jahren der Suche nach nachhaltigen Fischalternativen. Jetzt bringen sie unter dem Namen „BettaF!sh Tu-Nah“ exklusiv bei Aldi Sandwiches mit einem pflanzlichen Thunfisch-Ersatz auf den Markt. Die Sandwiches sind mit dem V-Label als vegan gekennzeichnet.
Die Sandwiches sind ab dem 25.10. (Aldi Nord) bzw. 29.10. (Aldi Süd) als Aktionsartikel für 2,49 Euro in den Sorten „Classic“, „Sweet Chili“ und „Sweet Corn + Pepper“ erhältlich.
„BettaF!sh TU-NAH“: Was steckt drin?
Aldi hat im Rahmen seines Förderprogramms „TechFounders“ die Gründer dabei unterstützt, ihr Produkt weiterzuentwickeln. Beide Unternehmen werben damit, dass der Thunfisch-Ersatz, der nun in die Märkte kommt, auf Basis von europäischen Bio-Meeresalgen und Ackerbohnen hergestellt wird. Nach Unternehmensangaben können die verwendeten Algen ohne Süßwasser, Ackerland und Dünger im offenen Meer angebaut werden. Sie stammen aus den Gewässern vor Norwegen und Irland.
Ein Blick auf die Zutatenliste, die uns vorliegt, zeigt: Die Algen machen zehn Prozent am Gesamtprodukt aus, daneben stecken im veganen „Thunfisch“ zwölf Prozent Ackerbohnenprotein und viele weitere Zutaten – etwa Gemüseextrakte aus Roter Bete und Paprika als Farbstoffe, aber auch „natürliches Aroma“, Stärke und Verdickungsmittel. Anders als viele Fleischersatzprodukte ist der Fake-Thunfisch frei von Soja und Weizen.
„Mit der Etablierung der Meeresalgen in unserer Esskultur möchten wir den Bedarf nach diesen einzigartigen Meeresfrüchten steigern und langfristig eine nachhaltige sowie regenerative Alternative zur Fischerei in ganz Europa aufbauen“, so die Gründerin Deniz Ficicioglu von BettaF!sh.
Mitgründer Jacob von Manteuffel geht sogar noch weiter: Er glaubt, Konsument:innen leisten mit dem Kauf der Sandwiches einen „eigenen kleinen Beitrag zur Reduktion von Beifang, CO2-Ausstoß und Überfischung.’’
Mit den veganen Thunfischersatz-Sandwiches wolle man den Kund:innen noch mehr Vielfalt bei der veganen Produktauswahl bieten, so Erik Döbele, Managing Director Corporate Buying bei Aldi Süd. „Veganer Fisch-Ersatz ist auf dem Vormarsch und stellt eine interessante Ergänzung für die rein pflanzliche Ernährung dar.“
Gute Idee, aber muss es ein Fertig-Sandwich sein?
Angesichts der eingangs angesprochenen ökologischen Probleme beim Thunfisch-Fang sind gute pflanzliche Alternativen eine erfolgsversprechende Idee. Zwar gibt es bereits einige vegane Thunfisch-Ersatzprodukte auf dem Markt, doch noch ist die Auswahl überschaubar und nur wenige Produkte sind im Supermarkt oder gar beim Discounter erhältlich.
Algen sind eine spannende Ressource, die noch viel Potenzial birgt. Es ist begrüßenswert, dass BetterF!sh seine Algen aus Europa und aus Bio-Anbau bezieht und auch den Einsatz von Bio-Ackerbohnen finden wir gut. Genau wie Algen haben auch diese Bohnen großes Potenzial für die pflanzliche Ernährung.
Schade finden wir erstens, dass nicht alle Zutaten Bio sind. Und zweitens, dass der Thunfisch-Ersatz ausgerechnet als Teil eines Fertig-Sandwiches angeboten wird. Solche Convenience-Produkte sind in der Regel weder wirklich gesund noch nachhaltig: Statt ein fertiges Sandwich in Karton- und Plastikverpackung zu kaufen, könnte man genauso gut frisches Brot bei der Bäckerei kaufen – ohne Plastik – und es selbst frisch belegen. Ein Fertig-Sandwich für 2,49 Euro vermittelt in unseren Augen auch nicht unbedingt den Eindruck eines hochwertigen oder gar wertvollen Produkts. Wenn es die Thunfisch-Alternative in Zukunft mal „pur“ zu kaufen gäbe und Verbraucher:innen selbst entscheiden könnten, wie sie sie verwenden wollen, würde uns das besser gefallen.
Nebenbemerkung: Dass Aldi Süd in dem selben Prospekt, in dem für den veganen Thunfisch-Ersatz geworben wird, auch besonders billige Matjesfilets und Wolfsbarsch anpreist, ist mindestens ironisch.
Übrigens: Vegane Thunfisch-Alternativen kann man auch relativ einfach selber machen, zum Beispiel aus getrockneten Nori-Algen. Hier ist eine Idee: Veganer Thunfisch-Salat: Rezept für eine Variante ohne Fisch
Noch mehr Startups bei Aldi?
Unter der Eigenmarke „What’s Next“ bringt Aldi immer wieder (vermeintlich) innovative Produkte von Startups in die Märkte. Laut Aldi soll so Gründer:innen der Einstieg in den Lebensmitteleinzelhandel erleichtert werden. Im Rahmen der Startup-Förderung bot Aldi in der Vergangenheit beispielsweise eine wiederbefüllbare Kosmetikflasche des Start-Ups Cyclic Design oder essbare Trinkhalme von Wisefoods in den Märkten an.
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