Öko-Test hat Kinderjeans getestet – das Ergebnis ist ernüchternd: nur eine von 21 Bluejeans schneidet mit dem Ergebnis „gut“ ab, alle anderen erhielten eine wesentlich schlechtere Bewertung.
Jeans sind beliebt – nicht nur bei Erwachsenen. Auch Kinder tragen die Denim Hosen gern. Laut Öko-Test sind die meisten Bluejeans allerdings nicht empfehlenswert. Der Grund sind in erster Linie giftige Inhaltsstoffe, die bei der Bewertung besonders ins Gewicht fielen: Farbstoffbestandteile, die unter Krebsverdacht stehen, sowie allergieauslösende Aufheller. Hinzu kommt mangelnde Transparenz in den Lieferketten bei so gut wie allen konventionellen Anbietern.
Getestet wurden 21 Kinderjeans von bekannten Marken wie Tom Taylor, von günstigen Textilherstellern wie Kik sowie Jeans von Bio-Marken wie Band of Rascals oder Hessnatur. Preislich liegen die Hosen zwischen 5,99 und 69,95.
Testergebnis Inhaltsstoffe: krebserregend, allergieauslösend, überflüssig
Das positive zuerst: In keiner einzigen Hose konnte Formaldehyd nachgewiesen werden. Das in der Textilbranche zur „Veredelung“ eingesetzte chemische Gas reizt schon in geringen Mengen die Schleimhäute, kann Allergien auslösen und gilt als krebserregend.
Bis auf Hessnatur verwendeten laut Öko-Test alle Hersteller optische Aufheller, die die Umwelt belasten, weil sie kaum abgebaut werden können. Zudem können sie bei Hautkontakt allergische Reaktionen auslösen. Das absurde daran: Die Aufheller stecken nicht mal im Textil selbst, sondern kommen in Etiketten, im Taschenfutter oder Nähgarn zum Einsatz – also dort, wo man sie „optisch“ gar nicht sieht. Die Sinnfrage ist da berechtigt. Immerhin: Der Bio-Anbieter Band of Rascals will künftig auf die Weißmacher verzichten.
Bitter für Bio-Jeans: Der vermutlich krebserregende Farbbaustein Anilin konnte nicht nur in Jeans von konventionellen Anbietern wie Primark, Zara, S. Oliver oder Benetton nachgewiesen werden, sondern auch in den Bio-Jeans von C&A, Living Crafts und Hessnatur. Im Endergebnis schneiden diese Hosen bei Öko-Test daher mit der Note „ungenügend“ bzw. „mangelhaft“ ab.
Utopia-Bestenliste: Die besten Bio-Jeans Marken
Abzug gab es auch für die umstrittenen halogenorganischen Verbindungen, die in manchen Kinderjeans nachgewiesen werden konnten. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von Stoffen, von denen einige Allergien auslösen, andere Krebs erregen können.
Die starken Umweltgifte Nonylphenolethoxylate (NPE) steckten laut Öko-Test in der Jeans von Benetton. In der Textilindustrie setzt man NPE als Tenside ein, so gelangen sie ins Abwasser und schädigen Wasserorganismen.
Schlechte Arbeitsbedingungen bei konventionellen Herstellern, Bio-Jeans sind besser
Hersteller wie Mexx, Takko, Levi’s und Benetton antworteten gar nicht erst auf die Nachfrage von Öko-Test. Erschreckend ist dabei nicht nur, dass die Anbieter keine Auskunft geben wollten, sondern dass sie es oft noch nicht einmal könnten. So schreibt H&M an Öko-Test, dass die Herkunft von „Rohmaterialien wie Baumwolle heute noch nicht vollständig nachvollziehbar [ist] “. Ein gutes Zeichen: Die konventionelle Modehauskette C&A, die auch Bio-Mode anbietet, konnte als einziger Anbieter seinen Baumwollhersteller nennen.
So gut wie alle Anbieter beziehen sich in ihren Regelwerken laut Öko-Test auf die ILO-Kernarbeitsnormen und gesetzliche Mindestlöhne – ohne Prüfnachweise sei das aber wenig aussagekräftig. Wenig oder gar nicht belegt sind demnach die Kernarbeitsnormen bei allen konventionellen Jeans-Anbietern.
Alle vier getesteten Bio-Jeans schneiden bei der Transparenz mit den Noten „sehr gut“ bis „gut“ ab: Dazu gehört nicht nur die Fair Fashion Marke Hessnatur, sondern auch die Bio-Jeans von C&A, beide sind teilweise GOTS-zertifiziert. Die Jeans von Band of Rascals und Living Crafts sind vollständig GOTS-zertifiziert. Das schließt auch soziale Standards mit ein.
Testsieger: Bio-Jeans für Kinder
Keine der Hosen schneidet mit der Note „sehr gut“ ab, nur eine mit dem Ergebnis „gut“: die Kinder-Jeans von Band of Rascals ist sehr gut, was die Transparenz betrifft, bei den Inhaltsstoffen fallen die optischen Aufheller negativ ins Gewicht. Diese will der Bio-Anbieter künftig aber nicht mehr verwenden.
Unserer Einschätzung nach sind auch die Hosen mit dem Ergebnis „befriedigend“ nicht empfehlenswert. Zwar fallen hier bei den Inhaltsstoffen auch „nur“ die optischen Aufheller negativ ins Gewicht, die fehlenden bis mangelnden Angaben zu Sozialstandards und Sicherheitsstandards sollten bei der Bewertung aber auch nicht zu kurz kommen. Leider beeinflussten sie das Testergebnis weniger stark.
Tipps beim Kauf von Kinderjeans:
- Achte auf das GOTS-Zertifikat. Textilien mit diesem Siegel unterliegen strengeren Standards was die Schadstoffbelastung betrifft, bestehen aus Bio-Baumwolle und das Label schließt einige soziale Standards für die Arbeiter mit ein.
- Die meisten Bluejeans färben ab, das lässt sich anscheinend nicht vermeiden. Deswegen sollten sie zumindest während der ersten Wäschen getrennt von anderer Kleidung gewaschen werden.
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