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Öko-Test Tiefkühlfisch: 4000 Teile Mikroplastik pro Filet

Fisch Filet
Foto: CC0 Public Domain / Pixabay - webandi

Überfischung, Grundschleppnetze und Mikroplastik: Es gibt gute Gründe keinen Fisch zu essen. Öko-Test hat nun Tiefkühlfischprodukte von 19 Anbietern untersucht – vorwiegend Alaska-Seelachs und alternativ Kabeljau.

Wer an Fischfilet denkt, denkt meist an Alaska-Seelachs oder Kabeljau, wie er in jedem Supermarkt zu finden ist. Doch wie gut ist dieser Tiefkühlfisch und sollte er aus ökologischen oder gesundheitlichen Gesichtspunkten überhaupt gekauft werden?

Öko-Test hat Tiefkühl-Fischfilets von 19 Anbietern geprüft. Überwiegend getestet wurden Alaska-Seelachs-Filets und in Ausnahmefällen Kabeljau-Filets, wenn beim jeweiligen Anbieter kein Alaska-Seelachs im Sortiment enthalten war.

Tiefkühlfisch im Test: Ist Fisch essen vertretbar?

Fisch ist aus verschiedenen Gründen problematisch. Zum einen sind viele Fischarten akut überfischt, zum anderen ist die Art des Fischfangs nicht nachhaltig oder Fisch ist durch Schwermetalle und Plastik belastet.

Deshalb untersuchte das Verbrauchermagazin Öko-Test 15 Alaska-Seelachs-Filets und vier Kabeljau-Filets auf Schadstoffe, mikrobielle Belastung und Parasiten. Außerdem stellten die Tester:innen sich dabei die Fragen: Wie vertretbar ist der Konsum aus nachhaltiger Sicht? Ist die Lieferkette transparent? Schmeckt der Fisch?

Tiefkühlfisch: Fanggebiet und Fischart

Der im Test untersuchte Alaska-Seelachs stammt größtenteils aus dem Ochotskischen Meer, das vor der russischen Pazifik-Küste liegt. Dort gelten die Fischbestände laut Öko-Test als intakt, da die Fische eine hohe Fruchtbarkeit aufweisen. Die Fischerei des Seelachses ist dort – anders als in anderen Regionen – bislang nicht aufgrund geringer Fischbestände eingeschränkt.

Positiv bewertet Öko-Test, dass alle untersuchten Firmen im Test ihre Lieferkette lückenlos zurückverfolgen können: von der abgepackten Charge bis zum Fangschiff. Dies ließ sich Öko-Test schriftlich vorlegen und hat es geprüft.

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Gefangen wird der untersuchte Alaska-Seelachs vorwiegend mit im Meer freischwebenden Netzen, die nicht am Grund entlangschleifen, da der Seelachs nicht in Grundnähe schwimmt. Diese sogenannten pelagischen Schleppnetze fügen dem Meeresboden, im Vergleich zu Grundschleppnetzen, keinen oder vergleichsweise geringen Schaden zu.

Die Besatzung eines Schiffes ist auch gesetzlich für ihre Netze verantwortlich.
Bei der Fangart von Seelachs sollte darauf geachtet werden, dass zum Beispiel vorzugsweise mit pelagischen Netzen gefischt wird, die nicht am Meeresboden entlangschleifen. (Foto: CC0/pixabay/Detmold)

Laut Fischratgeber des WWF sind „im Fall der Alaska-Seelachsfischerei jedoch Grundberührungen der Netze bekannt, wodurch empfindliche Bodenlebensgemeinschaften wie Kaltwasserkorallenriffe beschädigt werden können.“

MSC-Zertifizierung: keine Garantie für Nachhaltigkeit

Eines der am weitverbreitetsten Siegel ist das Siegel des Marine Stewardship Council (MSC). Mit nur einer Ausnahme weisen alle der von Öko-Test geprüften Produkte das MSC-Siegel auf.

Laut MSC müssen die zertifizierten Unternehmen Fischbestände nachhaltig und mit umweltschonenden Methoden befischen. Die Organisation unterstützt zwar Nachhaltigkeit als Kriterium für Fischereiindustrie, Handel und Verbraucher:innen, jedoch gerät der MSC immer wieder in die Kritik. In der Praxis sind auch stark überfischte Bestände Ziel des industriellen Fischfangs. Außerdem sind zerstörerische Fangmethoden wie Grundschleppnetze seitens MSC nach wie vor erlaubt.

Die Prüfung durch Öko-Test hat bestätigt: Das Siegel bietet offenbar keine Garantie für nachhaltige Fangmethoden. So stammt Kabeljau, der das Siegel trägt, teilweise aus überfischten Beständen des Atlantiks und wird auch mittels Grundschleppnetzen befischt, wie es bei drei Kabeljau-Produkten im Test der Fall war.

Tiefkühlfisch bei Öko-Test: Seelachs vor Kabeljau

Was auffällt: Es gibt große Unterschiede bei den Dorscharten. Die Testergebnisse bei Alaska-Seelachs sind in der Regel wesentlich besser als die bei Kabeljau. Grund dafür sind vor allem die unterschiedlichen Noten im Bereich Nachhaltigkeit und Transparenz.

Zu den deutlichen Gewinnern des Tests zählen deshalb auch Alaska-Seelachs-Produkte, darunter zum Beispiel Berida Alaska-Seelachs-Filet oder Fjordkrone Alaska-Seelachs-Filet (naturbelassen). Weitere sechs Seelachs-Filets schnitten mit der Gesamtbewertung „sehr gut“ ab.

Weit abgeschlagen im Test, mit einer Gesamtbewertung von „mangelhaft“, war zum Beispiel „Deutsche See Kabeljau-Filets“.

In den Bereichen Sensorik und Inhaltsstoffe erzielten alle Produkte im Test hingegen gute oder sehr gute Teilnoten. Bei keinem der Produkte musste Öko-Test Quecksilber-Anreicherungen oder Fadenwürmer beanstanden. Auch andere Schadstoffe fanden sich nur wenige.

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Mikroplastik: Beilage mit Folgen

Mikroplastik ist ein enormes Umweltproblem, besonders im Meer. Wenig überraschend, dafür nicht minder besorgniserregend sind die Ergebnisse von sechs Stichproben, die Öko-Test auf Kunststoffpartikel untersuchen ließ: Das Labor fand im Test in allen sechs Fischproben Mikroplastik. Pro Fischfilet waren es durchschnittlich 4.167 Plastikartikel. Die Größe der Plastikstückchen variierte zwischen sechs Mikrometern und fünf Millimetern.

Nach Einschätzung von Öko-Test stammt das in den Proben entdeckte Mikroplastik aber nicht aus dem Meer, da die Plastikstückchen zu groß waren, um über die Darmwand in den Organismus des Fischs zu gelangen. Es wird vielmehr davon ausgegangen, dass das Plastik im Lauf der Verarbeitung in den Fisch kam.

Die Auswirkungen von Mikroplastik auf den menschlichen Körper sind bislang wenig erforscht. Es liegen aber Erkenntnisse über die Effekte von Mikroplastik auf Meeresorganismen vor, zum Beispiel auf Muscheln, Würmer oder Fische. Öko-Test untersuchte die Auswirkungen von Mikroplastik bereits 2018 und interviewte hierzu Dr. Tamara Grummt vom Umweltbundesamt.

Laut Grummt lagert sich Mikroplastik zwischen den Körperzellen an und kann von dort aus Entzündungen auslösen, die zu chronischen Erkrankungen wie Krebs oder Leberzirrhose führen können. Das Interview gibt es zum Nachlesen bei Öko-Test (Heft 11-2018):

Mikroplastik-Artikel aus Öko-Test als ePaper

Gefährdete Fischbestände, Bodenzertörung durch Grundschleppnetze und Mikroplastik sind gute Gründe, keinen Fisch zu essen. Wer die Meerestiere nicht gänzlich von seinem Speiseplan streichen will, sollte Fisch nur selten genießen und auf Arten setzen, die vergleichsweise nachhaltig gefischt werden.

Alle Details zum Test der Tiefkühl-Fischfilets findest du in der Ausgabe 09/2021 von Öko-Test sowie online auf www.ökotest.de.

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