Wir verbrauchen zu viel Plastik, das ist schon lange klar. Forscher*innen haben nun errechnet, was wir ändern müssen, um die Plastikflut zumindest einzudämmen. Die Zahlen sind erschreckend – und machen deutlich, wie groß das Problem ist.
Geschäfte haben die Plastiktüte verbannt, die EU verbietet Einwegplastik-Artikel und immer mehr Menschen nutzen plastikfreie Alternativen. Das alles reicht jedoch nicht aus, um die Umweltverschmutzung durch Plastik wirksam zu stoppen – das sagt eine neue Studie, die im Fachmagazin „Science“ veröffentlicht wurde und über die der Deutschlandfunk berichtet.
Die Studie hat Daten zur Plastikproduktion und -recycling von 173 Ländern analysiert. Anhand der vorhergesagten Bevölkerungsentwicklung haben die Forschenden daraus Prognosen über die künftigen Plastikmüllmengen aufgestellt. Sie haben außerdem errechnet, was nötig wäre, damit weniger Plastik in die Umwelt gelangt.
Für effektive Reinigung der Ozeane bräuchte es eine Milliarde Menschen
Die Ergebnisse sind ernüchternd:
- 2016 landeten 20 Millionen Tonnen Plastik in den Ozeanen. (Welche verheerenden Auswirkungen eine solche Menge bereits hat, zeigt das Titelbild des Artikel. Es wurde 2017 in der Karibik aufgenommen.)
- Wenn wir nichts ändern, werden ab 2030 jährlich 90 Millionen Tonnen Plastik in die Meere gelangen.
- Damit weniger Plastik in die Ozeane gelangt, sind drastische Maßnahmen nötig: Jedes Land müsste zwischen 25 bis 40 Prozent weniger Plastikmüll produzieren. Aber selbst dann würden jährlich immer noch acht Millionen Tonnen Kunststoff in die Ozeane kommen.
Besonders wichtig im Kampf gegen den vielen Plastikmüll im Meer ist laut den Wissenschaftler*innen Recycling. Sie berechneten außerdem, wie sich ausreichend viel Plastikmüll aus den Ozeanen entfernen lassen könnte:
- Menschen und Unternehmen in wohlhabenden Ländern müssten mindestens 99 Prozent des Kunststoffmülls fachgerecht entsorgen. In ärmeren Ländern sind es 60 bis 80 Prozent.
- Selbst wenn dies passiert, müsse die Menschheit jedes Jahr 40 Prozent des Mülls in den Gewässern entfernen.
- Um das zu schaffen, müsste sich mindestens eine Milliarde Menschen an den Säuberungsaktionen beteiligen – eine Zahl, die nicht sehr realistisch erscheint.
Die weltweite Plastikwirtschaft muss sich grundlegend ändern
Aber was bedeuten diese Zahlen? Ist es schon zu spät? Ist bereits so viel Plastik im Umlauf, dass wir die Gewässer gar nicht mehr davon befreien können? Zwar klingt die Studie erst einmal danach, die Autor*innen ziehen allerdings andere Konsequenzen daraus. Ihre Forderung: Die weltweite Plastikwirtschaft muss sich umfassend verändern. Es brauche Obergrenzen für die globale Plastikproduktion, neue Recycling-Technologien und international verbindliche Standards. Unnötiger Plastikverbrauch müsse unbedingt vermieden werden.
Gefordert sind also vor allem strikte politische Maßnahmen. Zusätzlich dazu kann auch jede*r Einzelne etwas tun, um zumindest den persönlichen Plastikverbrauch zu reduzieren:
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