Der Bio-Hersteller Rapunzel hat eine Kampagne gestartet, mit der er sich an die großen Supermärkte, Discounter und Drogerien richtet. Rapunzel kritisiert damit die Marketing-Strategien von Aldi, Lidl und Co. – will sich zugleich aber bei den Geschäften bedanken.
Bio ist schon lange in den Supermärkten und Discountern angekommen – sie alle haben inzwischen eigene Bio-Eigenmarken, die besonders günstig sind. Die Konkurrenz für traditionelle Bio-Märkte ist groß.
Bio-Hersteller Rapunzel hat einen eigenen Weg, damit umzugehen: „Danke, liebe Rewe, Edeka, Lidl, Aldi, dm und Co, dass ihr so viel Werbung für Bioprodukte macht“, steht in einer Werbeanzeige, die aktuell in Zeitungen, Zeitschriften und auf Stadtplakaten zu sehen ist. „Wenn ihr eure Bioprodukte mit der gleichen Begeisterung verkauft wie die 95 Prozent eures konventionellen Sortimentes, freut das unsere Umwelt sehr“, heißt es in der Anzeige außerdem.
Bioland bei Lidl, Demeter bei dm
Rapunzel spielt damit auf eine Entwicklung an, die sich seit mehreren Jahren beobachten lässt: Nachhaltigkeit spielt bei den großen Supermärkten und Discountern eine immer größere Rolle – vor allem in der Werbung. Rapunzel zufolge ist aber nur fünf Prozent des Sortiments bei konventionellen Märkten bio.
Der Naturkost-Fachhandel diskutiere außerdem Partnerschaften zwischen den Bio-Anbauverbänden und Discountern kritisch. Lidl beispielsweise bietet seit 2018 Bioland-Produkte an – die Drogeriekette dm vertreibt Demeter-zertifizierte Artikel. Bio-Supermärkte, Fachgeschäfte und Reformhäuser befürchten durch solche Partnerschaften Wettbewerbsnachteile, heißt es bei Rapunzel.
Rapunzel: Der Dank an Aldi, Lidl, Edeka und Co. ist ernst gemeint
„Die ‚Danke-Kampagne‘ von Rapunzel ist ein Hinweis, dass die Bio-Fachbranche viel dafür getan hat, dass bio überhaupt machbar ist“, sagt uns Eva Kiene von Rapunzel. „Der Einzelhandel hängt sich dran. Wenn man die Werbung beobachtet, hat man das Gefühl, sie hätten alles erfunden, bio, fair und so weiter.“
Trotzdem sei der Dank an Rewe, Edeka, Lidl, dm und Co. nicht ironisch gemeint. Denn die traditionellen Bio-Händler profitieren auch davon, dass die Supermärkte Bio-Qualität bekannter machen: „Leute, die nie in einem Bioladen waren, entdecken Bioprodukte im Supermarkt. Sie merken, es schmeckt besser oder tut ihnen gut und wollen was anderes probieren – und gehen dann in einen Bio-Markt“, sagt Kiene. Produkte von Rapunzel wird es aber nicht in Supermärkten und Discountern geben. Die Marke bleibe dem Biofachhandel treu.
Utopia meint: Bio-Lebensmittel vom Supermarkt oder Discounter sind besser als konventionelle Produkte. Durch sie haben mehr Konsument*innen Zugang zu Bio-Nahrungsmitteln, denn viel mehr Menschen gehen bei Aldi, Lidl und Co. einkaufen als bei Bio-Märkten. Allerdings erfüllt bio vom Discounter meist nur die Mindeststandards. Außerdem üben die großen Lebensmittelhändler mit ihrer Marktmacht starken Preisdruck auf ihre Zulieferer aus. Wer das nicht unterstützen will, kann in Biomärkten, kleinen Obst-Gemüse-Läden oder auf Wochenmärkten einkaufen.
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