Frische regionale Äpfel haben derzeit eigentlich Hochsaison. Nichtsdestotrotz finden sich viele Äpfel vom anderen Ende der Welt – aus Südafrika, Chile und Neuseeland – in den Supermärkten. Muss das sein? Utopia hat nachgefragt.
Der Apfel ist das Lieblingsobst der Deutschen. Fast jede:r isst gerne Äpfel in Rot, Gelb oder Grün – und freut sich, dass knackige, frische Äpfel aus der Heimat endlich reif und wieder verfügbar sind. Wer aber derzeit zum Apfelkauf im Supermarkt steht, findet dort zwar regionale Äpfel, aber nicht nur. Unsere Recherche in Stichproben zeigt: Mitten in der deutschen Apfel-Saison finden sich bei Rewe, Edeka & Co. etliche weitgereiste Äpfel aus Neuseeland, Chile und Südafrika. Wir haben bei Rewe und Edeka nach den Gründen gefragt.
Rewe erklärt gegenüber Utopia: „Grundsätzlich legen wir in der Beschaffung und im Sortiment den Schwerpunkt auf deutsche Äpfel.“ Und weiter: „In diesem Jahr wurde die Ernte insbesondere im Osten Deutschlands durch den Spätfrost stark beeinträchtigt. Zur Kompensation greifen wir überwiegend auf deutsche Produktion aus den übrigen Anbaugebieten zurück. Erst wenn diese Möglichkeiten erschöpft sind, beziehen wir in begrenztem Umfang auch Äpfel aus Übersee.“
Die Erklärung von Edeka: „Alle Apfelsorten, die wir nicht regional beschaffen können, beschaffen wir aus anderen deutschen oder alternativ aus nahegelegenen europäischen Anbaugebieten, zum Beispiel vom Bodensee oder aus Südtirol. Erst wenn all diese Möglichkeiten erschöpft sind, importieren wir in begrenztem Umfang auch Äpfel aus Übersee.“
Mit gutem Beispiel voran: Nachhaltige Äpfel kaufen
Eine wichtige Rolle spielen die Wünsche – und damit die Nachfrage – der Konsument:innen: Wenn optisch schöne Äpfel und Sorten, die bei uns nicht heimisch sind, nachgefragt werden, sorgen die Märkte für das entsprechende Angebot. „Wichtige Artikel und Sorten, die die Verbraucher nachfragen, die aber nicht in Deutschland produziert werden, beziehen wir folglich aus dem Importgeschäft. Ein Beispiel dafür sind Clubsorten wie Pink Lady und grüne Sorten wie Granny Smith oder Golden Delicious“, erklärt uns ein Sprecher von Rewe.
Nachhaltig Äpfel kaufen: 6 Tipps
Wichtig ist also, dass wir alle mit gutem Beispiel vorangehen – und auch beim Apfelkauf auf Nachhaltigkeit, den ökologischen Fußabdruck und Regionalität achten.
#1: Achte beim Apfelkauf auf die Herkunft. Hier helfen die diversen „Regional-Labels“ zumindest ein bisschen weiter – auch wenn es bislang noch keine einheitliche Definition für „regional“ gibt. Regionale Äpfel sind etwa von September bis Mai die bessere Wahl. Tipp: Eine große Sortenvielfalt findest du zum Beispiel auf Wochenmärkten und in Hofläden.
#2: Bei Bio-Äpfeln kommen weniger Pestizide und andere Gifte zum Einsatz als bei konventioneller Ware.
#3: Konsumiere das, was gerade Saison hat. Das heißt: Im Sommer (bevor die Apfel-Saison beginnt) besser auf Äpfel verzichten und dafür heimische Beeren essen.
#4: Probiere auch mal alte Apfelsorten und verzichte auf „Kunstäpfel“ wie Pink Lady und Granny Smith.
#5: Kaufe Äpfel nicht abgepackt, sondern lose.
#6: Beim Einkauf auf die Ökobilanz achten: Das heißt, wenn immer möglich mit dem Fahrrad – und nicht mit dem Auto – zum Einkaufen fahren.
Regionale Äpfel: nicht immer die bessere Wahl
Viele Obstsorten (wie Bananen, Mangos etc.) haben in unseren Breiten schlechte Wachstumsbedingungen. Nicht so der Apfel, der bei uns prächtig gedeiht und etwa von August bis November Saison hat. Äpfel aus fernen Ländern zu kaufen, macht im Herbst wenig Sinn.
Anders schaut es dagegen im Frühling und Sommer aus, wenn es bei uns keine frischen Äpfel gibt. Studien zeigen, dass sich die Klimabilanz von Äpfeln stetig verschlechtert, sobald die Früchte in der Kühlung landen. Wenn du im (Früh-)Sommer einen deutschen Apfel isst, kann er deshalb eine schlechtere Klimabilanz haben als einer aus Übersee.
Äpfel, die bei uns im Herbst geerntet werden, müssen viele Monate bei niedrigen Temperaturen im Kühlhaus gelagert werden. Das kostet immens viel Energie. Der Apfel aus Neuseeland reist dafür Tausende Kilometer weit um die halbe Erde. Michael Blanke vom Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz an der Universität Bonn erklärt: „Klimafreundlicher sind heimische Äpfel nur in der Zeit von ihrer Ernte im September bis Mai, weil sich die Klimabilanz der Äpfel mit jedem Monat der Lagerung im Kühlhaus verschlechtert. Ab Juni bis zur neuen Ernte im September sind Äpfel aus Chile oder Neuseeland deshalb klimafreundlicher als Äpfel aus Deutschland. Die monatelange Lagerung im Kühlhaus hat dann mehr Energie verbraucht als der Transport um die halbe Welt.“
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