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Alte Apfelsorten: Warum sie gesünder sind

alte Apfelsorten Boskoop
Foto: CC0 / Pixabay / hodihu

Alte Apfelsorten waren lange in Vergessenheit geraten, doch jetzt erleben sie eine Renaissance. Denn sie sorgen nicht nur für mehr geschmackliche Vielfalt und Biodiversität, sondern sind auch gesünder – vor allem für Allergiker:innen.

Was sind alte Apfelsorten?

Im Supermarkt findest du gerade mal einen kleinen Bruchteil der schätzungsweise 2.000 Apfelsorten, die es in Deutschland gibt. Nur etwa 20 Sorten werden dabei in wirtschaftlich bedeutsamen Mengen angebaut. Die übrigen Sorten finden sich beispielsweise nur in bestimmten Regionen, in den Gärten von Hobbygärtner:innen oder auf Streuobstwiesen. Darunter sind viele sogenannte „alte Apfelsorten“, wie beispielsweise Berlepsch, Boskoop, Cox Orange oder der Gravensteiner.

Alte Apfelsorten werden hierzulande schon seit Langem, teils über Jahrhunderte hinweg angebaut. Jedoch wurden sie nicht überzüchtet wie viele der beliebtesten Apfelsorten im Supermarkt. Konventionelle Äpfel sind insbesondere so gezüchtet, dass sie gegen Pflanzenkrankheiten resistent sind oder eine gute Lager- und Transportfähigkeit erhalten. Oftmals gehen diese Züchtungen zu Lasten der Inhaltsstoffe und der Geschmacksvielfalt. Alte Sorten hingegen haben sich ihren einzigartigen Geschmack erhalten.

Was macht alte Apfelsorten besonders gesund?

Apfelallergiker*innen vertragen meist alte Apfelsorten aufgrund des hohe Polyphenol-Gehalts.
Apfelallergiker*innen vertragen meist alte Apfelsorten aufgrund des hohe Polyphenol-Gehalts.
(Foto: CC0 / Pixabay / Myriams-Fotos)

Neben ihrem besonderen Aroma sind alte Apfelsorten auch aufgrund ihrer gesundheitlichen Vorteile interessant. Diese lassen sich vor allem auf den hohen Gehalt an Polyphenol in alten Apfelsorten zurückführen. 

Bei Polyphenolen handelt es sich um aromatische Verbindungen, die zumeist in oder direkt unter der Apfelschale vorkommen. Zum Polyphenolgehalt in alten Apfelsorten gibt es Forschungen der BUND-Gruppe Lemgo in Zusammenarbeit mit dem Allergiezentrum der Charité Berlin. Sie haben ergeben, dass die hohe Menge an Polyphenol offenbar dazu beiträgt, dass viele Apfelallergiker:innen alte Apfelsorten problemlos vertragen können. Und nicht nur das: Die Untersuchungen zeigen ebenso, dass Allergiker:innen bei regelmäßigen Konsum der verträglichen Sorten weniger Probleme mit Heuschnupfen hatten. Bei Erwachsenen tritt Heuschnupfen oft in Kombination mit einer Apfelallergie auf. 

Polyphenole sind in weitaus größeren Mengen in alten Apfelsorten enthalten, weil sie aus neuen Sorten herausgezüchtet wurden. Laut NDR sorgen Polyphenole nämlich normalerweise dafür, dass sich das Fruchtfleisch braun verfärbt, nachdem der Apfel angeschnitten wurde. Solche Züchtungen haben so zwar das angebliche Problem einer unappetitlichen Optik behoben, ihnen fehlt aber auch die gesundheitsfördernde Wirkung der Polyphenole im Apfel.

Wenn du unter einer Apfelallergie leidest, solltest du jedoch auch bei alten Apfelsorten zunächst Vorsicht walten lassen. Denn nicht nur die Sorte hat Einfluss auf das allergene Potenzial eines Apfels, sondern auch dessen Anbau, Frische, Lagerung und Zubereitung, wie Spektrum erklärt. Der Gehalt an Mal d 1, einer Gruppe von Proteinen im Apfel, die die allergischen Reaktionen hervorrufen, variiert zum Beispiel über den Jahresverlauf: Ein Apfel, der im Herbst gut verträglich ist, kann deswegen im Winter zu Problemen führen. 

Mal d 1 kann aber durch Hitzeeinwirkung unschädlich gemacht werden. Das heißt: In Form von pasteurisiertem Apfelsaft, Apfelkuchen, Apfelmus, Apfelmarmelade und Apfelgelee kannst du Äpfel bedenkenlos genießen. 

Neben positiven Effekten für Apfelallergiker:innen konnten für Polyphenole auch antioxidative, entzündungshemmende und blutdruckregulierende Eigenschaften nachgewiesen werden. Mehr dazu kannst du im Artikel Polyphenole: Wirkung und in welchen Lebensmittel sie stecken nachlesen. 

Das sind einige alte Apfelsorten

Der Boskoop ist eine der bekannteren alten Apfelsorten.
Der Boskoop ist eine der bekannteren alten Apfelsorten.
(Foto: CC0 / Pixabay / hodihu)

Ob aufgrund der geringeren Allergenität oder des Aromas: Wenn du nun alte Apfelsorten probieren möchtest, kannst du zum Beispiel zu diesen Äpfeln greifen:

Warum alte Apfelsorten wichtig sind

Seit Jahrhunderten werden verschiedene Apfelsorten gezüchtet und gekreuzt. So entstand im Lauf der Zeit ein breites Spektrum an Sorten, Geschmacksrichtungen, Formen und Farben. Von dieser Vielfalt ist heute jedoch nicht mehr viel übrig. Das moderne, globale Wirtschaftssystem konzentriert sich auf die Maximierung von Erträgen und die ganzjährige Verfügbarkeit von Äpfeln. Daher werden Äpfel heute hauptsächlich mit Blick auf leichte Transportierbarkeit, lange Lagerfähigkeit und hohe Widerstandsfähigkeit gezüchtet. 

Alte Apfelsorten konnten sich bisher nicht gegen die Masse an optimierten Supermarkt-Äpfeln durchsetzen. Doch dank des steigenden Interesses an Nachhaltigkeit und ökologischer Landwirtschaft werden viele alte Apfelsorten neu entdeckt. Es gibt Bemühungen, diese Sorten zu erhalten oder wiederzubeleben, damit sie nicht komplett aussterben. Damit wird die Sortenvielfalt gefördert. 

Auch die Umwelt und die regionale Landwirtschaft profitieren vom wachsenden Interesse an alten Apfelsorten. Einige dieser Sorten gedeihen nur in bestimmten Regionen. Landwirt:innen vor Ort haben mit perfekt an die Umgebung angepassten Apfelsorten weniger Arbeit. Und Verbraucher:innen können sicher sein, dass sie umweltschonender einkaufen, wenn sie auf saisonale und regionale Äpfel zurückgreifen. 

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