Offizielle Allmenden gibt es heute kaum noch, obwohl sie viele Vorteile hatten. Das Konzept der Allmende ist heute jedoch immernoch wichtig.
Die historische Allmende: geteiltes Land für eine Gemeinde
Früher wurde eine Allmende als gemeinsam genutztes Land einer Gemeinde verstanden. Das Wort entwickelte sich aus „Al“, = jeder, alle und „meine“ = Gemeinde. Dieses Land schloss beispielsweise Wälder sowie Acker- und Weideflächen für die Bauern der Gemeinde ein. Allmenden in dieser Form gab es seit dem 10. Jahrhundert, vermutlich liegt ihr Ursprung noch weiter zurück.
Um Übernutzung zu verhindern, setzte die Gemeinschaft Regeln für die Nutzung der Allmende. Diese Regeln gaben beispielsweise vor, wie lange ein Bauer sein Vieh auf der Wiese grasen lassen durfte. Außerdem war die Allmende nicht für alle frei zugänglich, sondern nur für die ansässigen Bauern und Bäuerinnen der Gemeinde und ihre Nachfolger. Verstöße gegen diese Regeln wurden von der Gemeinde bestraft.
Vorteile dieser Landwirtschaftsform waren:
- Werte wie Respekt, Verantwortung und Zusammenhalt in der Gemeinde wurden gefördert.
- Die Bauern hatten einen wirtschaftlichen Vorteil: Ein kleines Stück Land hätte nicht ausgereicht, um lebenswichtige Erträge zu erzielen.
- Da die Allmende später den Kindern dienen sollte, gingen die Nutzer verantwortungsbewusst mit dem Land um. Die selbst gegebenen Regeln sicherten dies ab.
Warum hat die Allmende nicht überlebt?
Trotz ihrer Vorteile konnte sich das Konzept der Allmende nicht bis heute durchsetzen. Bis auf wenige verbliebene Allmenden, beispielsweise in den Alpen, wurden sie bei uns weitestgehend abgeschafft.
- Grund dafür war ein Strukturwandel im Zuge der Industrialisierung: Viele Bauern und Bäuerinnen zogen in die Stadt, um dort zu arbeiten. Andere Bauern wurden wiederum enteignet, um Platz für große und effizientere landwirtschaftliche Betriebe zu machen. Es ging also um das Ziel einer effizienteren Wirtschaft.
- Zum anderen wurde die Privatisierung von Land (im Gegensatz zur gemeinschaftlichen Nutzung) als zunehmend sinnvoller angesehen. Die Begründung hierfür war, dass der Einzelne besser für eine Sache sorge, die ihm privat gehöre. Der Allmende hingegen wurde nachgesagt, dass jeder Bauer das gemeinsame Land egoistisch zu seinem Zweck übernutzen würde. Dies stelle den größten Nachteil einer Allmende dar.
Die Politologin Elinor Ostrom untersuchte in einer Studie, ob es wirklich zwangsläufig zu dieser egoistischen Übernutzung kommen muss. Ihr Ergebnis war, dass Allmenden ein zukunftsfähiges Konzept sein können, wenn es für die Nutzung klare Regeln gibt. Für ihre Erkenntnisse bekam sie 2010 als erste Frau den Nobelpreis. Die Allmende hatte also nicht unbedingt ein Übernutzungs-Problem. Vielmehr wurde sie mit der Industrialisierung schlicht überholt.
Die Allmende als heutige Metapher
Heute wird die Allmende als Sinnbild für ein begrenztes Gut, auf das viele Menschen Zugriff haben, verwendet. Diese Metapher wird oft im Zusammenhang mit Umweltschutz verwendet: So werden heute neben Wäldern und Weiden auch Wasser und gute Luft als begrenzte Allmendegüter angesehen.
Weiterhin ist es umso schwerer, eine Allmende intakt zu halten, je größer die Gruppe ihrer Nutzer ist. Das fand auch Elinor Ostrom in ihrer Studie heraus. Hier zeigt die Metapher der Allmende, wie schwer der Kampf gegen die globale Erderwärmung ist: Je weniger die Verbraucher eines Gemeingutes miteinander verbunden sind, desto schwerer fällt es, eine gemeinsame Lösung zu finden. Das Sinnbild der Allmende könnte in dem Fall bedeuten, dass wir als Bevölkerung dieser Welt näher zusammenkommen müssen, um etwas zu bewirken.
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