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Ohne Auto auf dem Land: Wie es mir beim unfreiwilligen Selbstversuch erging

Selbstversuch: Leben ohne Auto auf dem Land, stattdessen mit Fahrrad
Fotos: CC0 Public Domain / Pexels, - Markus Spiske (Symbolbild), Slawek Falba

Mit dem Fahrrad ins Büro und dem Bus zum Sport– in der Stadt kein Problem; auf dem Land durchaus. Dennoch wohnte unsere Autorin neun Monate lang ohne Auto in einem kleineren Ort. Sie berichtet über die Herausforderungen ihres unfreiwilligen Selbstversuchs.

Ende Juli 2022 war es so weit: Unser Auto kam unerwartet nicht durch den TÜV. Wir ließen es daraufhin vorübergehend stilllegen, weil wir erst überlegen mussten, ob wir die notwendigen Reparaturen durchführen lassen wollen. Aus Wochen wurden insgesamt neun Monate autofreies Leben. Ich habe gelernt: Auch auf dem Land ist das Leben ohne Auto machbar – aber teilweise frustrierend.

Autofrei auf dem Land: Diese Alternativen habe ich

Ich möchte klarstellen: Ich schildere hier nur meine persönlichen Eindrücke und Erfahrungen von einem Alltag ohne eigenes Auto. Für Familien mit kleinen Kindern, Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder Bewohner:innen von sehr kleinen Dörfern ohne jeglichen Bahnanschluss sieht die Ausgangssituation sicherlich anders aus.

Meine Eckdaten sind die folgenden: In meinem Nachbarwohnort gibt es einen Bahnhof, den ich mit dem Fahrrad in fünf Minuten erreichen kann. Zwei Gehminuten entfernt gibt es eine Bushaltestelle, die an Schultagen einige Male am Tag angefahren wird. Bäckerei und Supermarkt sind ebenfalls zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar.

Ich nutze in meinem Alltag fast jeden Tag das Fahrrad und mache kleine Besorgungen zu Fuß; Familie und Freund:innen erreiche ich teilweise ebenfalls mit meinem Rad, alternativ mit der Bahn und einem Spaziergang.

Mein Arbeitsweg: Zum Glück ohne Auto möglich

Für meinen Weg ins Utopia-Büro nach München habe ich seit meinem Umzug aufs Land eine bewährte Routine entwickelt: Mit dem Fahrrad zum Zug, danach umsteigen in die S-Bahn und U-Bahn. Was für Autofahrer:innen umständlich klingen mag, funktioniert recht zuverlässig.

Fake Mails: Datendiebstahl bei Bahnkunden
Mit einer Bahnhaltestelle kommt man auch auf dem Land recht gut von A nach B. (Foto: CC0 / Pixabay / IndiraFoto)

Wobei zuverlässig es nicht wirklich treffend beschreibt, denn es vergeht ehrlicherweise fast keine Arbeitswoche ohne eine Verspätung der Regionalbahn, wodurch ich an einer anderen Haltestelle umsteigen muss und dadurch einen längeren Arbeitsweg habe. Auch Zugausfälle nerven und erschweren das Pendeln.

Doch ohne Auto zur Arbeit zu fahren funktioniert für mich und auch, als das Auto noch vor der Haustür stand, habe ich es für den Arbeitsweg nie benutzt. Ich vermisste es nicht und werde auch weiterhin mit den Öffis ins Büro pendeln. Was mir dabei sehr entgegenkommt: Ich fahre meist an zwei oder drei Tagen die Woche ins Büro und nicht jeden Tag.

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Einkaufen mit dem Fahrrad – easy!

Einkäufe erledige ich ebenfalls mit dem Fahrrad – das bin ich aus meiner Zeit in München so gewohnt. Doch was nervt, seit ich auf dem Land lebe: Auf dem Weg zum Supermarkt fehlen teils die Fahrradwege und man muss auf der vielbefahrenen Straße radeln.

Leben ohne Auto: In welchen Momenten mir das Auto fehlte

Wenn nicht für die Arbeit und zum Einkaufen, wozu benutze ich das Auto dann überhaupt oder wann fahre ich es bislang gerne damit? Für Fahrten in der Freizeit – zum Beispiel zum Wandern. Ich weiß, viele Wanderziele erreicht man auch per Bus und Bahn. Das mache ich auch regelmäßig und in Zeiten des 9-Euro-Tickets bin ich ausschließlich damit und nicht mit meinem Auto in die Berge gefahren.

Doch nach dem Ende des 9-Euro-Tickets und des günstigeren Nahverkehr überwogen bei meinem Hobby bis vor Kurzem die Nachteile des ÖPNV: Teure Bahntickets, unflexiblere Abfahrtszeiten in vollen Zügen und teils lange Wartezeiten, da die Züge nur stündlich verkehren. Hinzu kommen überlaufene Wanderwege, weil die Öffis vor allem bekannte und beliebte Ausgangspunkte anfahren.

Das Deutschlandticket im Mai 2023 brachte hier endlich wieder eine überfällige Verbesserung. Nun zahle ich monatlich einen festen Betrag und kann so viel Bahnfahren, wie ich möchte. Seitdem war ich bereits mehrere Male mit dem Zug beim Wandern.

Öffis in der Nacht? Leider nicht auf dem Land!

Doch es gibt weitere Punkte, die ohne Auto auf dem Land schwieriger sind: Die Fortbewegung am Abend und in der Nacht. Die Züge beenden ihre Fahrten gegen Mitternacht, von München aus muss ich mich vor 23 Uhr auf den Heimweg machen, um die letzte Umsteigemöglichkeit nicht zu verpassen. Für kürzere Wege muss ich auf das Fahrrad ausweichen.

Gerade im Winter war das teils herausfordernd. Zwar kann man sein Fahrrad winterfest machen, doch bei Neuschnee oder Glätte radle ich nicht gerne durch die Gegend. Deshalb habe ich diesen Winter bereits auf das ein oder andere Treffen mit Freund:innen verzichtet, weil ich bei Minusgraden nicht mehr mit dem Radl losfahren wollte.

Fazit: Ohne Auto auf dem Land geht – aber teilweise mit viel Mühe

Mein Verzicht auf ein eigenes Fahrzeug erfolgte nicht freiwillig. Dennoch konnte ich dem autofreien Leben einiges Positives abgewinnen: Das Radeln sorgt für Bewegung im Alltag und macht mich an den Bürotagen morgens wach. Mit etwas mehr Zeitaufwand komme ich weiterhin gut von A nach B.

Ich fahre aus Überzeugung lieber Bahn statt Auto und habe durch den fehlenden eigenen PKW gemerkt, wie selten ich ihn überhaupt brauche oder vermisse. Was ich mir aber wünsche: Ein bezahlbares Carsharing-Angebot mit E-Autos auf dem Land für Ziele und Strecken, die mit Radl und Bahn nicht gut machbar sind. Dann würden mein Mann und ich auch darüber nachdenken, unser Auto ganz abzuschaffen.

Die Umsetzung des Deutschlandtickets brachte endlich einen besser bezahlbaren ÖPNV. Nun fehlen noch der Ausbau des Streckennetzes und eine Taktverdichtung, damit ich auch abends, nachts und an den Wochenenden flexibel mit der Bahn fahren kann – man darf schließlich noch träumen.

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