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Beizjagd: Naturnah oder Tierquälerei? Die Pros und Cons der Falknerei

beizjagd
Foto: CC0 / Pixabay / Capri23auto

Die Beizjagd und die Falknerei sind beinahe so alt wie das Christentum. Worauf es bei dieser Vogelhaltung ankommt, erklären wir dir hier.

Was ist die Beizjagd beziehungsweise die Falknerei?

Die Falknerei ist eine Greifvogelhaltung mit langer Geschichte. Die ersten Aufzeichnungen über die Zähmung und Abrichtung der Vögel reichen mehr als 3000 Jahre zurück, ihren Ursprung soll die Falknerei in Asien haben. Heute hat sie in vielen Teilen der Welt immer noch Tradition und wurde 2014 von der UNESCO zum immateriellen Weltkulturerbe ernannt. Zu der Falknerei gehören die sogenannten Federspiele beziehungsweise die Schönfliegerei, also das Vorführen der Tiere, aber auch die Beizjagd, bei der Greifvögel auf frei lebendes Wild, wie Hasen, Füchse oder Fasane losgelassen werden. 

Wer Falkner:in werden möchte, muss zunächst eine Jägerprüfung und dann eine Falknerprüfung bestehen. Die Kurse dauern laut dem Falknerverband zwischen sieben und zehn Monate, der Vertiefungskurs rund um die Falknerei nur wenige Tage. Dort lernen die Anwärter:innen in einem Hegering oder einer Jagdschule Natur- und Wildtierkunde, Waffen- und Jagdrecht. Auch über Jagdhunde werden sie dort geschult. Auch die Ethik und artgerechte Haltung der Vögel stehen auf dem Plan. 

Nur der Habicht darf von einem Falkner oder einer Falknerin in seinem natürlichen Lebensraum eingefangen werden. Die übrigen Vogelarten, zu denen üblicherweise Falken, Adler oder Bussarde zählen, stammen aus Zuchtprojekten. 

Stimmen aus der Falknerei zur Beizjagd

Ein Falke in seiner Voliere.
Ein Falke in seiner Voliere.
(Foto: CC0 / Pixabay / Kevinsphotos)

Für Falkner:innen ist die Falknerei eine Kunst. Die meisten sehen die Vogelhaltung nicht bloß als ein Hobby, sondern als eine naturnahe Lebensart und als einen Ausgleich zu der Hektik des modernen Lebens. Der Falknerverband weist darauf hin, dass Falknerei nicht ausgeübt werden sollte, wenn der Mensch nicht genug Zeit und Platz (eigenes Jagdrevier) für die Greifvögel hat. Laut der deutschen UNESCO-Kommission ist die Abrichtung der Vögel eine langwierige und sensible Arbeit. Sie setzt auf eine emotionale Bindung und das Vertrauen zwischen Mensch und Tier. Außerdem reagieren Greifvögel nur auf Zuspruch und Belohnung, sodass Bestrafungen keinen Platz im Training haben. 

Die heutzutage unter Kritik geratene Beizjagd sehen Falkner:innen als die umweltfreundlichste Methode der Jagd auf Niederwild. Ein oft genanntes Argument ist das ausgeglichene Kräftemessen zwischen dem Angreifer und der Beute. Zudem käme das gejagte Tier bei einem misslungenen Angriff unverletzt davon, da der Greifvogel entweder krallt, oder oben nicht. Hinzu kommt, dass die konventionelle Jagd mit giftigen Rückständen wie Blei verbunden ist, während die Beizjagd lautlos und rückstandfrei sei. Die Falkner:innen betonen, dass es – im Gegensatz zu der konventionellen Jagd – keine Trophäenkultur gibt. 

Laut dem Verband deutscher Falkner legen Falknereien großen Wert auf enge Zusammenarbeit mit Umwelt-, Naturschutz- und Jagdbehörden, wie auch mit Ornithologen. So seien vor allem die Falkner:innen dafür verantwortlich, dass sich der Bestand der Wanderfalken nach einem massiven Einbruch in den siebziger Jahren wieder erholt hat. 

Stimmen aus dem Tierschutz

Steinadler an einem Holzpflock.
Steinadler an einem Holzpflock.
(Foto: CC0 / Pixabay / manfredrichter)

Im Tierschutz spalten sich die Ansichten zur Beizjagd und der Falknerei im Ganzen. Während manche Vorsitzende des Naturschutzbund (NABU) die Falknerei und die damit zusammenhängende Beizjagd befürworten und Falkner:innen zu Vorträgen einladen, veröffentlichten andere Mitglieder:innen des Verbundes ein Positionspapier gegen die Vogeljagd. Gleichzeitig arbeiteten Nabu und die Falkner gemeinsam eine Forderung des Verbotes gegen die Züchtung von Hybridfalken aus, da sie die heimischen Falken verdrängen könnten. Organisationen wie prowildlife oder Peta sprechen sich entschlossen gegen die Vogelhaltung aus. Sie schreiben unter anderem:

  • Die Tiere würden ausgehundert, damit sie freiwillig von der Beizjagd zurückkämen. 
  • Die Vögel würden nur der Unterhaltung dienen, wie zum Beispiel auf Vorführungen auf Mittelaltermärkten. 
  • Die Zähmung liefe unter Zwang, indem der Vogel an den Arm angebunden wird und zwar so lange, bis er die Flucht aufgibt.

Die Webseite des Magazins für praktische Falknerei und Greifvogelschutz nimmt die Falkner:innen in Schutz. Dort wird erklärt, dass die Tiere in freier Wildbahn in Zeiten des Überschusses mehr zu sich nehmen, als sie verwerten können. Sie setzen es als Fettreserven an. Dies wird in der Falknerei vermieden, da die Tiere sonst nicht mehr jagen würden. Sie werden aber jederzeit „bedarfdeckend“ gefüttert. 

  • Damit die Tiere ruhig bleiben, werden ihnen die Augen durch Lederhauben verdeckt. Dazu schreiben die Vogelhalter, dass die Haube den Tieren unnötigen Stress bei Transporten erspart oder ihnen den Blick auf einen Beutevogel versperrt, wenn sich das Revier wegen Gefahrenquellen, wie einer viel befahrenen Straße, nicht zur Flugjagd eignet. Die Vögel seien an diese Hauben gewöhnt und putzen sich oder schlafen, während sie diese aufhaben.
  • Die Tierschutzorganisation Peta prangert an, dass bei der Falknerei die Anbindehaltung eine gängige Haltungsform sei. Dabei sind die Vögel an einem Holzpflock angebunden und werden durch eine wenige Meter lange Lederschnur vom Wegfliegen abgehalten und zurückgerissen. Durch die von Peta erwähnten geltenden Richtlinien zur Haltung von Greifvögeln ist es momentan zulässig, die Vögel nur jeden zweiten Tag fliegen zu lassen. Auch beim Bund für Falknerei wird von „regelmäßigen Freiflügen, drei bis vier Mal die Woche“ gesprochen.
  • Bei der Beizjagd gehen die Meinungen ebenfalls auseinander, denn sowohl prowildlife, wie auch Peta schreiben, dass die Beute durchaus dem Vogel schwer verletzt entwischen kann und später ihren Wunden erliegen könnte. Außerdem kann sich der Tötungsprozess in die Länge ziehen, sollte die Beute für den Vogel eigentlich zu groß sein.

Zu spezifischen Kontrollen schreibt das Magazin für praktische Falknerei und Greifvogelschutz: „Da jeder Falkner über den Falknerjagdschein registriert ist, jede Greifvogelhaltung einer speziellen Gehegegenehmigung bedarf und jeder Beizvogel gekennzeichnet und registriert sein muss, ist eine absolut ausreichende Kontrolle für die staatlichen Organe möglich, die jeden Missbrauch verhindern kann. Bei Bedarf kann mit molekularbiologischen Methoden („genetischer Fingerabdruck“) die Rechtmäßigkeit von Nachzuchten jederzeit zweifelsfrei festgestellt werden.“

Worauf kannst du achten, wenn du eine Falknerei besuchst?

Frei fliegender Greifvogel.
Frei fliegender Greifvogel.
(Foto: CC0 / Pixabay / strichpunkt)

Letztendlich kannst nur du für dich selbst entscheiden, wie du der Beizjagd und der Falknerei gegenüber stehst. Wenn du eine Falknerei besuchen möchtest, bist du erst auf der sicheren Seite, wenn du dich informierst. Besuche die Website, oft gibt es dort Antworten zu den häufigsten Fragen. Wenn du so nicht weiterkommst, rufe vor Ort an oder beobachte die Zustände während deines ersten Besuchs. 

  • Sind die Volieren, also die Flugkäfige in denen die Vögel während ihrer Ruhezeit gehalten werden, breit und hoch genug? Sind sie sauber?
  • Wie wurden die Tiere in der Falknerei gezähmt, gibt es dazu Infos oder können dir die Mitarbeiter:innen etwas darüber am Telefon erzählen? 

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