Nach dem Tod der Queen rückt er in den Vordergrund: Der neue König Charles III., der für viele als Visionär in Sachen Klimaschutz gilt. Wir fassen zusammen, was bisher bekannt ist.
Der neue König Charles III. hatte bisher ein gänzlich anderes Image als seine Mutter: Mal galt er als exzentrischer Kauz, mal als Visionär in Sachen Klimaschutz. Aber immer war er ein Mann klarer Standpunkte. Nun, da er sich als neues Staatsoberhaupt Großbritanniens beweisen muss, liegt es an ihm, eine Balance zu finden.
Politisch gesehen gilt Charles seit vielen Jahrzehnten als engagierter Befürworter für größeren Umwelt- und Klimaschutz. Als „Klimaschützer der ersten Stunde“ soll sogar US-Präsident Joe Biden zu ihm gesagt haben: „Sie haben das alles ans Laufen gebracht.“
Öko-König Charles? Wie der König aufs Klima achtet
Der Sohn von Queen Elizabeth (†96) unternimmt seit Jahrzehnten kontinuierlich Schritte, um seinen ökologischen Fußabdruck zu verringern. So verringert der amtierende König seit Jahren seinen Fleischkonsum und richtete in einem BBC-Interview einen entsprechenden Appell an die Bevölkerung, es ihm gleichzutun.
Charles selbst würde an zwei Tagen wöchentlich auf Fleisch verzichten und an einem weiteren Tag keine Milchprodukte zu sich nehmen. Er merkt an, dass es „die Umwelt erheblich entlasten würde, wenn mehr Menschen dies täten“.
Charles thematisiert damit die schlechte Klimabilanz tierischer Lebensmittel, die in ihrer Produktion sehr viel CO₂ und andere Treibhausgase wie Methan freisetzen. Das gilt auch für lokale Fleischprodukte, die keine langen Transportwege hinter sich haben, sowie für solche aus ökologischem Anbau. Aus entsprechenden Studien geht hervor, dass tierische Produkte das 68-fache an CO₂ verursachen wie pflanzliche Produkte.
Mit ökologischem Landbau und Wohltätigkeitsorganisationen gegen den Klimawandel
Schon in den 1970er-Jahren sprach sich der damalige Thronfolger Charles für mehr Umweltschutz aus. Damals, als das Thema medial noch weniger präsent war, erntete er vor allem Spott und Unverständnis. Als „völlig bekloppt“ oder als „abgehobener Pflanzenliebhaber“ wurde er einem Focus-Bericht zufolge betitelt, als er öffentlich auf die mit der Luftverschmutzung einhergehenden Probleme und zunehmenden Plastikmüll aufmerksam machte.
Charles ließ seinen Aussagen Taten folgen: In den 1980er-Jahren stellte er sein eigenes Landgut Highgrove auf ökologischen Landbau um. Auch das Unternehmen Duchy Originals, das Bio-Produkte nach strengen ökologischen Grundsätzen herstellt, wurde von Charles mit dem Ziel gegründet, „Nahrungsmittel in höchster Qualität in vollkommener Harmonie mit der Umgebung und der Natur zu produzieren“.
Neben Biskuits und Gebäck verkauft die Marke Marmeladen, Honig, Konfitüren und sogar Schokolade und Gewürze. Alle Erlöse fließen in voller Höhe in die von Charles gegründete Prince’s Charities Foundation ein, die unter anderem gemeinnützige Projekte im Bereich der Umwelt fördert. Neben der genannten Wohltätigkeitsorganisation unterstützte Prinz Charles im Laufe der Jahrzehnte zahlreiche andere Initiativen, unter anderem den Prince’s Countryside Fund. Seit 2010 setzt sich diese Initiative für verbesserte Lebensbedingungen und mehr Nachhaltigkeit in Großbritanniens ländlichen Gebieten ein.
Ein weiterer Erfolg Charles III. ist die Terra Carta, die er – damals noch Thronfolger – initiierte und die bereits von Unternehmen wie E.ON unterzeichnet wurde. In der „Charta für die Erde“ rief Charles Betriebe dazu auf, den globalen Wandel hin zu einer grüneren Zukunft voranzubringen. Insgesamt 100 Maßnahmen umfasst die Terra Carta, die darauf abzielt, natürliche Ressourcen zu schützen und insgesamt niedrigere Treibhausgasemissionen zu erreichen. Gemäß den eigenen Angaben der Sustainable Markets Initiative unterstützen mehr als 500 CEOs die Terra Carta bisher.
Charles‘ Bücher für eine bessere Umwelt
Neben seinen Wohltätigkeitsorganisationen veröffentlichte der amtierende König zahlreiche Bücher rund um die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz:
- In „The Elements of Organic Gardening: Highgrove, Clarence House, Birkhall“ stellt er seinen royalen Garten und seine Ideen zu ökologischen Methoden vor, die er auf dem Familiensitz Highgrove sowie in den Gärten Birkhall und Clarence House anwendet. Zum Beispiel erörtert er, wie er Böden gesund hält, welche Techniken er zur Anpflanzung verwendet und wie er das Ökosystem gesund hält. Das eher praktische Ratgeber-Buch wird von unzähligen Fotografien abgerundet.
- Zudem teilt Charles in seinem Buch „Harmonie: Eine neue Sicht unserer Welt“ seine Sichtweise auf die Klimakrise mit. Mit persönlichen Anregungen und Geschichten macht Charles auf drängende Probleme aufmerksam und möchte die Leser:innen zum Umdenken bewegen.
Charles III. warnt vor ablaufendem Zeitfenster beim Klimawandel
2021 warnte Charles vor einer „Zeitknappheit für den Umgang mit globaler Erwärmung“. Er sehe ein sehr knappes Zeitfenster, in denen man die grüne Erholung beschleunigen müsse. Mit seinen Mahnungen würde Charles so lange weitermachen, bis er „blau im Gesicht anlaufe“. Er kritisierte Medienberichten zufolge generell, dass „ein riesiger Prozentsatz der Bevölkerung sich der Umweltprobleme generell erst bewusst wird, wenn es bereits zu spät ist“.
Auch auf der UN-Klimakonferenz in Glasgow sprach sich der Sohn Queen Elizabeths gegen den Klimawandel und für eine militärischer Strategie aus, die „Tausende Milliarden Euro“ erfordert. Alle wichtigen Punkte seiner aufrüttelnden Rede lassen sich in seinem Rede-Transkript im Detail nachlesen.
Innovativ: Vor dem UN-Klimagipfel erzählte Charles von seinem Aston Martin, den er mit „überschüssigem englischem Weißwein und Molke aus der Käseherstellung“ betreibt. Siehe auch: Prinz Charles fährt Aston Martin, der mit Wein und Käse angetrieben wird.
Utopia meint: Charles dürfte auch zukünftig an seinem Umweltengagement festhalten
Ob Charles III. die Bevölkerung in Großbritannien und weltweit zu mehr Umweltschutz bewegen kann, bleibt abzuwarten. Er wird sich wohl auch künftig noch zu Klimaschutzthemen äußern, allerdings wahrscheinlich deutlich zurückhaltender.
„So dumm bin ich nun auch nicht“, stellte er dazu 2018 in einem BBC-Interview klar. „Die Vorstellung, ich würde genau so weitermachen wie vorher, ist wirklich Unsinn“. Für das internationale Ansehen Großbritanniens dürfte es womöglich sogar von Vorteil sein, einen humanitär engagierten, „grünen König“ zu haben. Vor allem könnte das Charles bei der Jugend populärer machen, bei der seine Sympathiewerte nicht berauschend sind.
Mit Material der dpa.
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