Alle kennen Chicken Nuggets von McDonald‘s oder Burger King, doch man kann Nuggets auch im Supermarkt kaufen und zuhause zubereiten. Öko-Test hat elf Tiefkühl-Nuggets sowie Chicken Nuggets der Fast-Food-Riesen McDonald’s, Burger King und KFC geprüft. Dabei fällt auf: Bekannte Marken bedeuten keine hohe Qualität – im Gegenteil.
Außen eine knusprige Panade, innen zartes Hähnchenfleisch: So sehen Chicken Nuggets in den Werbespots von McDonald’s und Burger King aus. Doch was sagt die Realität? Öko-Test hat die Produkte zusammen mit anderen Nuggets aus den Supermärkten ins Labor geschickt. Die Testergebnisse machen sehr wenig Appetit – vor allem wenn man sich die Haltung der Masthühner ansieht.
Öko-Test prüft Chicken Nuggets auf Geschmack und Tierhaltung
Insgesamt elf Chicken-Nugget-Marken aus dem Supermarkt überprüfte Öko-Test, davon tragen vier Produkte ein Bio-Siegel. Außerdem im Test: Chicken Nuggets von McDonald’s, Burger King und Kentucky Fried Chicken (KFC).
Hinweis: Öko-Test veröffentlichte die Testergebnisse erstmalig in der Ausgabe 08/2023. Haben sich zwischenzeitlich Änderungen bei den Produkten oder gesetzlichen Grenzwerten ergeben, ließen die Verbraucherschützer:innen eine neue Laboranalyse durchführen. Die Testergebnisse sind aktuell im Öko-Test Jahrbuch Kinder & Familie abrufbar.
Öko-Test ließ die Produkte auf Geschmack, Konsistenz und das Verhältnis von Fleisch und Panade testen. Außerdem standen Zusätze sowie Schadstoffe wie Mineralölbestandteile, Fettschadstoffe und Keime auf der Prüfliste.
Die Tester:innen interessierte auch, wie die Hühner vor dem Schlachten gelebt haben. Öko-Test schickte den Anbietern umfangreiche Fragebögen zur Tierhaltung zu. Das Fazit: Die Antworten und die vorgelegten Dokumente zeigen, dass es einen Unterschied macht, welche Nuggets Verbraucher:innen kaufen.
Öko-Test kann zwei „gute“ Bio-Nuggets empfehlen
Kein einziges Hühnchen-Produkt im Test erhält die Bestnote. Immerhin zwei der vier Bio-Nuggets erzielen ein „gutes“ Gesamtergebnis. Zu den Testsiegern zählen die „BioBio Chix! Chicken Nuggets“ von Netto Marken-Discount und die „Freiländer Bio Hähnchen Golden Nuggets“.
Insgesamt positiv bewertet Öko-Test, dass die Chicken Nuggets im Test frei von Mineralölbestandteilen sind. Auch der Geschmack stimmt bei den meisten Produkten. Viel mehr Positives fördert der Chicken-Nuggets-Test allerdings nicht zutage.
Chicken Nuggets: Burger King und Iglo fallen im Test durch
Bei den konventionellen Chicken Nuggets ist eine „ausreichende“ Gesamtnote das beste Ergebnis. In einem Produkt fand Öko-Test sogar einen multiresistenten Keim. Da bei der Massentierhaltung massenhaft Antibiotika eingesetzt werden, können solche Keime leichter entstehen.
Burger King (King Nuggets 9er) und Iglo (Iglo Chicken Nuggets classic) sind die beiden „ungenügenden“ Schlusslichter im Test. Das hat mehrere Gründe: Das Testlabor fand im Fast-Food- und im Tiefkühlprodukt Fettschadstoffe. Die gefundenen Gehalte an 3-MCPD-Fettsäureestern stuft Öko-Test als „erhöht“ ein. Die Stoffe können sich in den raffinierten Pflanzenölen der verarbeiteten Produkte bilden. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) hat 3-MCPD als möglicherweise krebserregend für den Menschen eingestuft.
Öko-Test: Chicken Nuggets von Burger King schmecken nicht
Doch die Mängelliste bei den King Nuggets von Burger King geht noch weiter: Das Fast-Food-Unternehmen fügt seinen Nuggets einen Phosphatzusatz hinzu. Zu viel Phosphat kann jedoch den Nieren schaden, kritisiert Öko-Test.
Auch der Geschmack überzeugt die Prüfer:innen nicht: Die Burger-King-Nuggets schmeckten „gummiartig“. Beim Konkurrenten McDonald’s bemängeln die Sensorikexpert:innen die fehlende Knusprigkeit der Panade. Die Chicken McNuggets erhalten insgesamt eine „ausreichende“ Gesamtnote.
Öko-Test: Die meisten Hühner sehen kein Tageslicht
Die Tester:innen wollten aber nicht nur wissen, was in den fertigen Nuggets steckt, sondern auch, wie es den Hühnern ging. Im Gegensatz zu den anderen Herstellern beantwortete Burger King dazu keine Fragen von Öko-Test. Dabei ist Transparenz bei der Tierhaltung wichtig, damit Verbraucher:innen informierte Kaufentscheidungen treffen können.
Der Chicken-Nuggets-Test zeigt ein trauriges Bild: Abgesehen von den Bio-Anbietern ist Haltungsform 2 Plus die höchste Haltungsstufe der Masthühner. Das bedeutet: Pro Quadratmeter dürfen 35 Kilogramm Hühner untergebracht sein. Entscheidend ist also primär nicht die Anzahl der Tiere, sondern deren Gewicht. Wiegt ein Hähnchen kurz vor der Schlachtung zweieinhalb Kilo, muss es einen Quadratmeter Stall mit bis zu 14 anderen Tieren teilen. McDonald’s gibt diese Haltungsform an, KFC und Iglo verarbeiten sogar Hühner aus der schlechtesten Haltungsform 1.
Wenig Platz ist bei Weitem nicht das einzige Problem der Hühnermast. Wie Öko-Test schreibt, werden die Tiere oft bei einer schwachen Lichtstärke von rund 20 Lux gehalten. Warum? Weil die Hühner dann in einem Dämmerzustand bleiben und sich weniger bewegen. Weniger Bewegung bedeutet, dass sie noch schneller Gewicht zulegen. Tierschützer:innen fordern eine Lichtstärke von mindestens 50 Lux, die tageslichtähnlich ist. Doch das garantiert kein Nuggets-Anbieter im Test – auch nicht die Bio-Hersteller.
Alle Testergebnisse im Jahrbuch Kinder & Familie oder auf ökotest.de nachlesen.
Utopia meint: Statt Chicken Nuggets einfach vegane Nuggets selber machen
Der Chicken-Nuggets-Test zeigt eindrücklich, wie schlecht die Hühner in der Massentierhaltung gehalten werden. Selbst für eine Charge Bio-Chicken-Nuggets verarbeiten Hersteller nach eigenen Angaben über 14.000 Tiere. Bei konventionellen Nuggets sind es sogar bis zu 973.000 geschlachtete Hühner – nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus dem EU-Ausland, Brasilien und Thailand.
Auch wenn sich einige Anbieter wie Kaufland, Iglo und KFC inzwischen der Europäischen MasthuhnInitiative für mehr Tierwohl angeschlossen haben, ist das zu wenig. Bis 2026 sollen Hühner aus diesem Programm eine bessere Beleuchtung und mehr Beschäftigungsmöglichkeiten erhalten. In naher Zukunft ändert das aber nichts an der Hühnerhaltung – auch weil Größen wie McDonald’s und Burger King sich nicht anschließen.
Umso wichtiger, dass wir Hühnerprodukte aus Haltungsform 1, 2 und 3 nicht (mehr) kaufen. Wenn überhaupt, sollte man zu den „guten“ Bio-Chicken-Nuggets aus dem Test greifen. Doch es geht viel einfacher: Nuggets lassen sich auch vegan selbst zubereiten. Das schließt Tierleid aus und ist gesünder – denn auch fertige vegane Nuggets schnitten bei Öko-Test großteils sehr schlecht ab.
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