Utopia Image

Darmreinigung und Darmsanierung: Das sind die Unterschiede

Darmsanierung Bauch
Foto: CC0 / Pixabay / silviarita

Darmreinigung und Darmsanierung sind für Heilpraktiker:innen ein maßgeblicher Teil der Behandlung. Die Schulmedizin ist da skeptischer. Sicher ist, dass der Darm mit seinen Darmbakterien wichtig für die Gesundheit ist.

Vor der Darmsanierung steht eine gründliche Reinigung des Darms. Die Naturheilkunde geht davon aus, dass nach einer Darmreinigung der Darm frei von Schadstoffen ist. Damit ist der Weg frei, um mit probiotischen Mitteln eine gesunde Darmflora wieder aufzubauen. Von einer Darmsanierung soll der ganze Körper profitieren. Die Behandlung hilft nicht nur bei Verdauungsproblemen, sondern soll auch das Immunsystem stärken.

Doch ganz so klar ist die Forschungslage nicht – der Schulmedizin fehlen an einigen Stellen des Konzepts “Darmsanierung” die wissenschaftlichen Beweise.

Darmreinigung und Darmsanierung: Das ist der Unterschied

Eine Darmsanierung soll das Immunsystem stärken.
Eine Darmsanierung soll das Immunsystem stärken. (Foto: CC0 / Pixabay / silviarita)

Zwischen Darmsanierung und Darmreinigung gibt es wichtige Unterschiede. 

1. Die Darmsanierung ist eine Therapieform in der Naturheilkunde.

In der Naturheilkunde mit ihrem ganzheitlichen Ansatz ist eine gesunde Darmflora der Schlüssel für einen gesunden Körper. Die Darmsanierung leitet erst die “schlechten” krankmachende Bakterien und Giftstoffe aus, danach bauen verschiedene probiotische Bakterien eine gesunde Darmflora wieder auf.

Die Naturheilkunde bringt eine ganze Reihe von Erkrankungen in Zusammenhang mit der Störungen der Darmflora. Eine Darmsanierung soll dann Abhilfe schaffen.

2. Der Begriff Darmreinigung dagegen kann unterschiedliche Methoden bezeichnen.

  • Die Schulmedizin versteht unter der Reinigung des Darms Einläufe oder Abführmittel. Diese Art der Darmreinigung ist eine Vorbereitung für medizinische Eingriffe und keine Therapie.
  • In der Naturheilkunde steht eine Darmreinigung am Anfang der Darmsanierung, so das Medizinportal Netdoktor. Unterschiedliche Präparate sollen feste Ablagerungen im Darm lösen und Giftstoffe ausschwemmen. Die empfindliche Darmschleimhaut soll somit die Nährstoffe wieder besser aufnehmen.

Mit der Darmreinigung beginnt die Darmsanierung

Alles zur Darmreinigung: Bullrichsalz, Flohsamen, Leinsamen und Heilerde.
Alles zur Darmreinigung: Bullrichsalz, Flohsamen, Leinsamen und Heilerde. (Foto: Martina Naumann/utopia)

Eine Darmreinigung geht in der naturheilkundlichen Therapie einer Darmsanierung voran. Über zwei bis vier Wochen nehmen Patient:innen eine Kombination unterschiedlicher Präparate ein, die den Darm reinigen sollen. Das müssen nicht unbedingt teure Detox-Kombi-Präparate sein, es gibt auch einfache natürliche Mittel.

In der Regel erfolgt eine Darmsanierung unter Aufsicht von fachlich geschultem Personal. Du kannst in einem Kurbetrieb im Rahmen eines Wellnessurlaubs die Behandlungen durchführen lassen oder zu Hause unter Anleitung. Vor der Darmsanierung steht in den meisten Fällen eine medizinische Untersuchung. Netdoktor erklärt den Ablauf: Mithilfe eines Labortests lässt sich eine Stuhlprobe analysieren. Der Test soll darüber Auskunft geben, welche Bakterienstämme vorhanden sind und durch welche Giftstoffe der Darm belastet ist. Darauf baut dann die weitere Behandlung auf.

Üblicherweise läuft die Darmreinigung in diesen drei Schritten ab:

1) Die Darmsanierung beginnt mit der Darmreinigung durch Abführmittel wie Glaubersalz. Du erhältst es im Drogeriemarkt oder auch online (zum Beispiel bei Amazon). Auch eine klassische Reinigung durch einen Einlauf (Colon-Hydrotherapie) ist möglich.

2) Reinigung der Darmwand: Geschrotete oder zu Pulver gemahlene Flohsamen quellen im Darm auf und transportieren so feste Ablagerungen von Verstopfungen aus dem Darm. Geschrotete Leinsamen wirken ebenso wie Flohsamen. Beides kannst du im Drogeriemarkt oder online kaufen (zum Beispiel bei Amazon).

3) Ausleiten von schädlichen Stoffen: Die moderne Ernährung mit ihrem hohen Anteil an verarbeiteten Lebensmitteln kann die Vielfalt der Darmbakterien beeinträchtigen. Der Lebensraum der Darmbakterien gerät aus dem Gleichgewicht, es können sich auch Pilze ansiedeln. Aber auch Medikamente wie Antibiotika schädigen die Darmbakterien. Sie sollen mithilfe folgender Mittel ausgeleitet werden:

  • Heilerde aus Silikaten bindet Säure und freie Radikale. Du erhältst sie im Drogeriemarkt oder online (zum Beispiel bei Amazon)
  • Vulkanische Heilerden aus Bentonit und Zeolith quellen auf und schwemmen so Giftstoffe wie Schwermetalle oder Rückstände von Medikamenten aus. Ebenfalls im Drogeriemarkt oder online (zum Beispiel bei Amazon) erhältlich.
  • Schwerere Pilzerkrankung oder Keiminfektionen müssen oftmals auch durch Medikamente ausheilen. Unterstützen kannst du hier mit einer hefe- und zuckerreduzierten Diät.

Darmsanierung mit probiotischen Präparaten

Die Darmsanierung unterstützt du mit basischer Ernährung.
Die Darmsanierung unterstützt du mit basischer Ernährung. (Foto: CC0/pixabay/silviarita)

Nach der Reinigung erfolgt der Wiederaufbau oder die Sanierung der Darmflora, meist mit probiotischen Milchsäurebakterien. Diese „gutartigen“ Bakterien werden hochdosiert als Tabletten oder Pulver eingenommen. Das richtige Präparat sollte dir ein:e Ärzt:in verschreiben.

Aber auch bestimmte Lebensmittel enthalten wertvolle Milchsäurebakterien in geringeren Mengen:

  • Naturbelassener Joghurt, Trinkmolke oder Kefir. Dagegen sind sogenannte probiotische Joghurts kritisch zu sehen, weil die Hersteller oft Zucker und Aromastoffe zusetzen. 
  • Fermentiertes Gemüse wie Sauerkraut enthält ebenfalls Milchsäurebakterien.

Zur Unterstützung der Darmsanierung empfehlen Heilpraktiker eine basische Ernährung, um einer Übersäuerung von Magen und Darm vorzubeugen. Du solltest dabei leichte Kost mit viel Gemüse und Obst essen. Zucker, Fleisch und Fertiggerichte oder Kaffee, schwarzer Tee und Alkohol dagegen sollen zu einer Übersäuerung des Darms führen. Während der Reinigungsphase kannst du auch ein paar Fastentage einlegen.

Somit ist die Ernährung eine wichtige Komponente bei der Behandlung. Mit einer gesunden, ausgewogenen Ernährung kannst du vorbeugen, statt nachher zu sanieren.

Darmsanierung – über die Wirkung streiten Fachleute

Darmsanierung und Medikamente für einen gesunden Darm? Es geht auch mit gesunder Ernährung
Darmsanierung und Medikamente für einen gesunden Darm? Es geht auch mit gesunder Ernährung (Foto: CC0/pixabay/Bru-nO)

Ob eine Darmsanierung wirklich die erhoffte Heilung bringt, diskutieren die Schulmedizin und Vertreter:innen der Naturheilkunde lebhaft.

Die Naturheilkunde verweist auf traditionelle Heilmethoden:

  • Fasten und Einläufe sind überlieferte Behandlungsmethoden in fast allen Kulturen, ob in der indischen Tradition des Ayurveda, der chinesischen Medizin oder bei antiken Medizingelehrten wie Hippokrates.
  • Fasten und die damit verbundene Entlastung der Verdauungsorgane wie Magen, Darm, Leber und Galle wurde schon immer eine positive Wirkung auf die körperliche und geistige Gesundheit zugeschrieben.

Die moderne Schulmedizin basiert auf klinischen Studien, doch zur Wirkung der Darmsanierung fehlen ausreichende Untersuchungen. Zudem ist es oft schwer zu unterscheiden, ob ein gesundheitlicher Erfolg auf die Darmsanierung oder die begleitende Diät zurückzuführen ist. Ein weiterer Grund ist, dass in der Vergangenheit medizinische Forschungen den Zusammenhang zwischen Darmbakterien und einer Erkrankung nicht berücksichtigen. Erst allmählich wenden sich Forschende der Wechselwirkung zwischen Darmbakterien und körperlicher Gesundheit zu.

Die Kritik der Schulmedizin gilt dann auch meistens dem Konzept, erst den Darm zu reinigen und dann eine gesunde Darmflora wieder aufzubauen.

  • Es fehlen Beweise, dass es Ablagerungen im Darm gibt, die Abführmittel oder eine Darmspülung entfernen könnten. Im Gegenteil: Die Schulmedizin weist auf das Risiko hin, dass sich Giftstoffe, die der Darm normalerweise über den Kot ausscheidet, wieder lösen und im Körper verteilen könnten. So argumentiert auch Netdoktor: Der Darm ist dazu da, alles auszuscheiden, was der Organismus nicht verwerten kann. 
  • Auch die übliche vorangehende Analyse der Stuhlprobe steht in der Kritik. Die Schulmedizin verweist darauf, dass sich zwar die vorhandenen Darmbakterien bestimmen lassen, doch lassen diese keine Rückschlüsse auf den genauen Gesundheitszustand zu noch könnten sich daraus Handlungsempfehlungen ableiten lassen.

Ein weiterer kritischer Punkt ist die Einnahme von probiotischen Mitteln. Die Tabletten oder Pulver müssen somit durch den Magen und der zersetzenden Magensäure standhalten. Pharmaunternehmen bringen aus diesen Grund Mittel auf den Markt, die laut ihren Aussagen „magensäureresistent“ sind. 

Dagegen ist inzwischen unstrittig:

  1. Antibiotika-EinnahmeStudien beweisen, dass nach der Einnahme von Antibiotika die Darmflora geschädigt ist. Nach einer Behandlung mit Antibiotika benötigt die Darmflora etwa zwei bis drei Monate zur Regenerierung. Wenn du öfter Antibiotika nehmen musst, können auch bleibende Schäden der Darmflora entstehen.
  2. Zucker und Süßungsmittel – Auch zeigen Studien, dass es durch die Wechselwirkung von Darmbakterien und Süßstoff zu einer Diabetes-Typ-II-Erkrankung kommen kann.
  3. Allergien – Das Deutsche Ärzteblatt berichtet, dass Forschungen einen Zusammenhang zwischen der Darmflora und Allergien sehen. So könnte eine vielfältige Besiedlung des Darms mit Bakterien helfen, Allergien zu vermeiden.

Darmsanierung: Gut zu wissen

Der Darm ist eines der größten Organe im Körper. Er versorgt den Körper mit Nährstoffen. Alles, was wir essen, muss durch den Darm. Daher ist es kein Wunder, dass der Darm sensibel auf das reagiert, was er verdauen muss. Eine Ernährung mit Fast Food und viel Zucker bringt die natürliche Symbiose von Darm und Darmflora leicht aus der Balance und der Darm reagiert mit Verdauungsstörungen.

Die Bakterienstämme der Darmflora sind auch für die Aufbereitung von Vitaminen zuständig, die Zellen in der Darmwand aufnehmen. Ohne eine intakte Darmflora hat der Körper kein widerstandsfähiges Immunsystem.

Bitte lies unseren Hinweis zu Gesundheitsthemen.

** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.

War dieser Artikel interessant?

Vielen Dank für deine Stimme!

Verwandte Themen: