Estragol ist natürlicher Bestandteil vieler Pflanzen, wie zum Beispiel Fenchel und Basilikum. Auch in Fencheltee kommt der Stoff vor und steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Besonders Kinder sollten nicht zu viel davon zu sich nehmen.
Viele Eltern greifen zu natürlichen Hausmitteln, wenn ihre Kinder krank sind oder sich unwohl fühlen, sei es bei Bauchweh, Erkältungen oder zur Beruhigung. Dabei sind vor allem Kräutertees wie Fenchel-, Anis- oder Basilikumtee beliebt.
Was viele jedoch nicht wissen: Diese Pflanzen enthalten einen Stoff namens Estragol, der in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen geraten ist. Was genau Estragol ist, wo der Stoff vorkommt und warum gerade Eltern über seine Wirkung und mögliche Risiken Bescheid wissen sollten, erklären wir dir hier.
Was ist Estragol?
Estragol (chemisch 1-Allyl-4-methoxybenzol) ist ein Bestandteil, der in den ätherischen Ölen von Fenchel, Basilikum, Anis, Muskatnuss oder Zitronengras vorkommt und den Pflanzen hilft, sich vor Fressfeinden zu schützen. Estragol verleiht zudem vielen Kräutern und Gewürzen ihren typischen Geschmack und Geruch.
Aus diesen Gemüsen und Gewürzen werden auch viele Teesorten hergestellt. Kein Wunder also, dass Estragol sich neben anderen Quellen auch in vielen Teeaufgüssen nachweisen ließ. Das Problematische daran: Studien mit Tieren legen nahe, dass Estragol krebserregend sein kann.
Estragol: Darum ist Vorsicht geboten
Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) beurteilte Estragol im Jahr 2023 als potenziellen Auslöser von Leberkrebs. Bei dieser Bewertung der sogenannten “hepatotoxischen” Wirkung geht es vor allem um sehr hohe Dosen von Estragol. Genaue Daten dazu, ab welcher Dosis es gefährlich wird, gibt es laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung noch nicht.
Dennoch empfiehlt die EMA, dass vor allem Babys und kleine Kinder ebenso wie Schwangere und Stillende nicht zu große Mengen Fencheltee zu sich nehmen sollten. Das ist vor allem deshalb wichtig, weil die Konzentration von Estragol in Fencheltee nicht immer gleich ist und je nach Produkt von gering bis sehr hoch schwanken kann.
Hinzu kommt, dass Fenchel auch in zahlreichen Babynahrungsmitteln enthalten ist. Gibst du deinem Baby Fencheltee oder fenchelhaltige Babynahrung, können die aufgenommenen Mengen an Estragol dem kritischen hepatotoxischen Bereich durchaus nahekommen, heißt es im Bericht der EMA.
Auch Erwachsene sollten aus diesem Grund nicht übermäßig viel Fencheltee trinken. Lies dazu auch: Fencheltee: Nicht nur für Kinder gefährlich.
Empfehlungen zu Estragol
Um eine zu hohe Aufnahme von Estragol zu vermeiden, empfiehlt die EMA zu Fencheltee:
- Kinder unter vier Jahren sollten gar keinen Fencheltee trinken.
- Zwischen vier und elf Jahren kannst du deinem Kind Fencheltee geben, jedoch nur in geringen Mengen und mit möglichst großen Zwischenabständen.
- Beachte bei der Zubereitung von Fencheltee: Lass den Tee nicht länger ziehen als auf der Packung angegeben und drücke den Teebeutel nicht im Tee aus.
- Kaufe nur wenig Babynahrung mit Fenchel.
- Das BfR empfiehlt zudem eine abwechslungsreiche Ernährung. So vermeidest du, dass dein Kind durch einseitige Ernährung zu viele potenziell gesundheitsgefährdende Stoffe aufnimmt.
Ein gelegentlicher Verzehr von Estragol gilt als unbedenklich.
Dennoch gilt zu beachten: Alle Forschungen zur Thematik basieren aktuell auf Tierversuchen. In den Versuchen wurde oft mit extrem hohen Dosen Estragol gearbeitet, die mit der regulären täglichen Nahrungsaufnahme nicht zu erreichen sind. Die Studienergebnisse sind daher nicht so einfach auf den Menschen übertragbar. Sämtliche Empfehlungen bezüglich Estragol für den menschlichen Verzehr basieren daher gegenwärtig nur auf Schlussfolgerungen und Vermutungen.
Um ganz sicher belegen zu können, wie Estragol auf den menschlichen Körper wirkt, sind noch mehr Daten und Studien nötig. Demnach empfiehlt es sich zwar, die Risikobewertung ernst zu nehmen, jedoch solltest du auch im Hinterkopf behalten, dass die Problematik noch nicht ausreichend erforscht ist.
Was Eltern zu Estragol wissen sollten
Fenchel und damit auch Estragol ist häufig in Babynahrung enthalten. Hinzu kommt, dass vor allem Fencheltee als beliebtes Hausmittel bei Blähungen, Bauchschmerzen oder Husten gilt und als solches gern bei Babys und Kindern, aber auch bei Schwangeren und Stillenden angewendet wird. Mit Blick auf die Studienergebnisse zu Estragol als potenziellem Krebsauslöser ist das durchaus problematisch.
Doch nicht nur in Fenchel ist Estragol enthalten. Der Stoff steckt unter anderem auch in folgenden Lebensmitteln:
- Basilikum
- Anis
- Sternanis
- Piment
- Muskatnuss
- Lemongras
- Kerbel
- Avocado
- Lorbeer
- Rosmarin
- Petersilie
- Pfeffer
- Mango
- Erdbeeren
- Äpfeln
Für Eltern ist es also unmöglich zu kontrollieren, wie viel Estragol ihr Kind aufnimmt – besonders, wenn mehrere Bestandteile der Nahrung des Kindes Estragol enthalten. Bei Betrachtung der obigen Liste solltest du jedoch beachten: Früchte enthalten weniger Estragol als beispielsweise Fencheltee. Verzichte also nicht aus Angst vor Estragol darauf, deinem Kind Obst zu geben. Eher empfiehlt es sich beispielsweise, Kindern wenig oder gar keinen Fencheltee zu reichen, da dieser besonders hohe Mengen Estragol enthalten kann. Zudem gibt es zahlreiche Alternativen zu Fencheltee.
Alternativen zum Hausmittel Fencheltee
Vor allem, wenn der Nachwuchs Bauchschmerzen hat, greifen Eltern oft zu Fencheltee aus Fenchelsamen, möglicherweise mit Estragol. Dabei gibt es eine viel effektivere Methode: Bereite einen Tee aus Kümmelsamen zu. Die ätherischen Öle des Kümmels eignen sich sehr gut für Verdauungsprobleme. Kümmeltee ist also eine hervorragende Alternative zum estragolhaltigen Fencheltee und auch für Babys und kleine Kinder unbedenklich.
So bereitest du deinem Kind einen Kümmeltee zu:
- Gib pro Trinkfläschchen einen Teelöffel Kümmel in kochendes Wasser.
- Lass alles zehn Minuten ziehen.
- Anschließend muss der Tee etwas abkühlen, bis er Trinktemperatur hat.
Das kann auch helfen: Bauchmassage für Erwachsene und Babys: Schritt-für-Schritt-Anleitung
Wichtig zu wissen: Nicht immer sind Bauchschmerzen die Ursache dafür, dass dein Kind unruhig ist. Im Zweifelsfall solltest du lieber ärztlichen Rat einholen, um die Ursachen des Problems klären zu lassen, statt dich auf pflanzliche Hausmittel zu stützen.
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