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Ethylenoxid in Lebensmitteln: Das macht es so gefährlich

ethylenoxid in lebensmitteln
Foto: CC0 / Pixabay / half_rain

Ethylenoxid ist in der EU schon lange verboten – trotzdem taucht der krebserregende Stoff auch hierzulande immer wieder in Lebensmitteln auf. Das solltest du dazu wissen.

Ethylenoxid ist ein Gas, das Keime und Pilze abtötet. In einigen Ländern kommt es deshalb als Pestizid zum Einsatz. In der EU ist laut der Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH) seit 1991 jedoch jeglicher Kontakt zwischen Ethylenoxid und Lebensmitteln verboten, da das Gas das Erbgut verändern und Krebs auslösen kann. In Deutschland ist es übrigens schon seit 1981 verboten.

Über Zutaten aus dem Nicht-EU-Ausland gelangt immer wieder Ethylenoxid in unsere Lebensmittel. Vor allem Sesam, Johannisbrotkernmehl und Guarkernmehl sind der VZHH zufolge häufiger betroffen, aber auch andere Importprodukte wie Gewürze oder Kaffee.

Ethylenoxid in Lebensmitteln durch Begasung

Sesam ist besonders oft mit Ethylenoxid belastet.
Sesam ist besonders oft mit Ethylenoxid belastet. (Foto: CC0 / Pixabay / Pezibear)

Die Sendung „Markt“ des NDR wollte herausfinden, wie stark Lebensmittel im Supermarkt mit Ethylenoxid belastet sind und woher das Gas kommt. Die Recherche der Journalist:innen ergab, dass vor allem Produkte aus feuchten Ländern vor der Ausfuhr häufig begast werden, damit eventuelle Keime absterben. Auf diese Weise kam Ethylenoxid in der Vergangenheit beispielsweise in die Gewürzmischungen von Instant-Nudeln. Ein bayerisches Institut fand in solchen Nudeln Ethylenoxid-Werte, die etwa 400 mal so hoch waren, wie die üblichen Pestizidrückstände auf Obst oder Gemüse.

Im Einkauf von „Markt“ waren die Instant-Nudeln nicht belastet, dafür aber eine Masala-Gewürzmischung, Knoblauchpulver, Sesamdressing und Kiri-Frischkäse. Letzteres ist interessant, weil der Käse aus Polen stammt und eigentlich keine belasteten Zutaten enthalten sollte.

Am höchsten war in dieser Stichprobe der Ethylenoxid-Gehalt in der Masala-Mischung. Er lag mit 0,17 Milligramm pro Kilogramm Produkt weit über dem in der EU erlaubten Grenzwert von 0,05 Milligramm pro Kilogramm.

Was bedeuten diese Werte für die Gesundheit? Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gibt es bei erbgutverändernden Stoffen wie Ethylenoxid keine gesundheitlich unbedenkliche Minimaldosis. In einem solchen Fall definiert das BfR zumindest eine „Aufnahmemenge geringer Besorgnis“, bei der das Risiko für Krebs höchstwahrscheinlich eins zu 100.000 nicht überschreitet. Das lässt sich anhand von Tierversuchen bestimmen. Für Ethylenoxid liegt dieser Wert bei 0,037 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag.

Eine solche Menge erreichen Erwachsene beispielsweise, wenn sie knapp 40 Gramm Sesam essen, der den erlaubten Höchstwert von 0,05 Milligramm Ethylenoxid pro Kilogramm enthält. Das ist eine recht große Menge. Dennoch: Wenn wir mehrere belastete Lebensmittel miteinander kombinieren, können wir schnell recht viel Ethylenoxid aufnehmen. Das gilt vor allem für Kinder, da diese weniger wiegen.

Wie sicher sind unsere Lebensmittel?

Im Sommer 2021 gab es eine Rückrufaktion bei Eis wegen belastetem Johannisbrotkernmehl.
Im Sommer 2021 gab es eine Rückrufaktion bei Eis wegen belastetem Johannisbrotkernmehl. (Foto: CC0 / Pixabay / binamg)

Laut der VZHH und „Markt“ gibt es seit den ersten Vorfällen mit Ethylenoxid verschärfte Kontrollen bei der Einfuhr von Zutaten aus dem Ausland – insbesondere aus Indien. Allerdings werden nur Rohzutaten kontrolliert und keine Fertigprodukte wie das Sesamdressing oder die Instantnudeln. Die Recherche von „Markt“ zeigt, dass trotzdem einige Lebensmittel in Deutschland belastet sind.

In dem Zusammenhang kommt immer wieder Kritik auf, dass Unternehmen in Deutschland viel seltener mit Ethylenoxid belastete Produkte zurückrufen als im EU-Ausland. Das stellte beispielsweise Foodwatch fest, als es in diesem Sommer zu Rückrufaktionen von Speiseeis mit belastetem Johannisbrotkernmehl kam. Foodwatch fordert die zuständigen Behörden in Deutschland auf, stärker Druck auf Unternehmen auszuüben.

Im Juli 2021 haben sich die EU-Mitgliedstaaten auf strengere Richtlinien im Zusammenhang mit Ethylenoxid geeinigt. Zukünftig müssen Unternehmen auch solche Produkte aus dem Verkehr ziehen, bei denen nur Rohzutaten den Ethylenoxid-Grenzwert überschreiten, nicht aber das Endprodukt.

Dennoch ist davon auszugehen, dass immer wieder belastete Lebensmittel in unseren Supermärkten landen. Verbraucher:innen können Ethylenoxid deshalb am besten meiden, indem sie regional und bio einkaufen. Der VZHH zufolge sind manchmal auch Bio-Lebensmittel belastet, zum Beispiel durch den Transport in kontaminierten Containern. Doch die Ethylenoxid-Rückstände sind wesentlich geringer.

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