Als extrinsische Motivation wird die durch äußere Anreize geschaffene Motivation bezeichnet. Lies hier, wie diese Form der Motivation funktioniert und wie du sie für dich nutzen kannst.
Motivation ist der Antrieb, der Menschen dazu bewegt, bestimmte Tätigkeiten auszuführen. In der Psychologie und der Pädagogik wird Motivation oft in zwei Varianten gegliedert:
- Intrinsische Motivation: Motivation von innen, aus eigenem Antrieb
- Extrinsische Motivation: Motivation durch äußere Anreize
In diesem Artikel erfährst du mehr über extrinsische Motivation. Wir zeigen dir, wie sie funktioniert, welche Vor- und Nachteile sie hat und wie du dich am besten selbst motivierst.
Extrinsische Motivation: Definition und Merkmale
In der Psychologie wird extrinsische Motivation definiert als „ein externer Anreiz, eine bestimmte Tätigkeit auszuüben, insbesondere Motivation, die sich aus der Erwartung einer Bestrafung oder Belohnung ergibt (z.B., Erledigung einer ungeliebten Aufgabe gegen Bezahlung)“. Die Tätigkeit, für die man Motivation aufbringt, ist dabei vielmehr ein Mittel zum Zweck. Du tust sie nicht „einfach so“, zum Beispiel, weil sie dir Spaß macht.
Dabei können verschiedene Faktoren motivieren. Folgenden Anreize zur extrinsischen Motivation werden zum Beispiel in der Forschung genannt:
- Soziale Motivation: Hierbei beruht die Motivation auf sozialen Anreizen, wie Anerkennung, Beliebtheit oder ein Gefallen für einen lieben Freund.
- Kompetenzmotivation: Diese Form der extrinsischen Motivation regt dich an, deine Fähigkeiten zu verbessern. Beispielsweise Musiktheorie zu lernen, um dein Instrument besser zu verstehen.
- Wettbewerbsmotivation: Durch einen Wettbewerb oder eine Veranstaltung wird die Motivation, die bestmögliche Leistung zu erbringen, angespornt. Diese Form findet sich vor allem unter Sportler:innen.
- Leistungsmotivation: So wird die Motivation, die eigene Leistung zu verbessern, bezeichnet. Ein Beispiel: Eine Läuferin möchte unabhängig von einem Wettkampf ihre persönliche Bestzeit unterbieten.
Im Prinzip regen sämtliche gesteckten Ziele extrinsische Motivation an. Aber auch negative Konsequenzen wie eine Strafe steigern die extrinsische Motivation.
In der Pädagogik wurde lange Zeit überwiegend mit extrinsischer Motivation gearbeitet, nämlich durch das bekannte Konzept von Strafe und Belohnung. Das Konzept stammt aus der Konditionierung: Erwünschtes Verhalten wird belohnt, während unerwünschtes Verhalten bestraft wird.
Extrinsische Motivation verinnerlichen
Ein Modell von zwei der führenden Motivationsforscher:innen Edward L. Deci und Richard M. Ryan zeigt, in welchen Stufen sich extrinsische Motivation verinnerlicht.
- Externale Regulation: Hierbei handelt es sich um eine Art Vorstufe. Die Motivation ist rein durch äußere Anreize geschaffen und somit nicht verinnerlicht. Ein Beispiel: Ein Kind, das sein Zimmer aufräumt, um ein Stück Schokolade zu bekommen. Es hat kein Interesse daran, Ordnung zu schaffen oder an der Tätigkeit selbst. Diese Form der Motivation bleibt nur selten lang bestehen und wird in der Pädagogik mittlerweile sehr kritisch betrachtet.
- Introjizierte Regulation: Hier entsteht die Motivation durch gesellschaftliche und sozialisierte Faktoren, also die Prägung. Obwohl eine Person selbst von der Handlung nicht überzeugt ist, führt sie diese dennoch aus, weil sie Erwartungen erfüllen will oder sich ihren gesellschaftlichen Konventionen unterordnet. Ein klassisches Beispiel ist es, einen Anzug oder ein Abendkleid zu einem feierlichen Anlass zu tragen, obwohl man selbst es unbequem findet.
- Identifizierte Regulation: Menschen, die überwiegend aus Identifizierung handeln, schätzen die Tätigkeit und ihr Ergebnis und halten beides für wichtig. Dafür ist es nicht notwendig, dass die Tätigkeit an sich Freude bereitet. Beispiele hierfür ist regelmäßiger Sport oder eine ehrenamtliche Tätigkeit. Das Ziel liegt weiterhin außerhalb der Handlung, beispielsweise fit zu sein oder ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft zu sein. Die Person handelt aber aus eigener Überzeugung.
- Integrierte Regulation: Die gänzlich verinnerlichte Regulation ist die selbstbestimmteste Form der extrinsischen Motivation. Dabei wird ein Verhalten nicht nur geschätzt, sondern ist gänzlich mit dem Selbst und der eigenen Überzeugung vereinbar. Häufig ist das der Fall, wenn Menschen ihre Erfahrungen mit anderen teilen, um weiterzuhelfen. Während intrinsische Motivation aus Freude an der Tätigkeit an sich entsteht, wirkt die integrierte Regulation eher, weil die Person erkannt hat, wie wichtig die Tätigkeit für bestimmte Ziele ist.
Extrinsische Motivation steigert die eigene Bereitschaft und das eigene Engagement nur bis zu einem gewissen Grad. Die Forschung deutet jedoch darauf hin, dass sie nicht immer ausreicht, um Ziele langfristig zu erreichen.
Nachteile von extrinsischer Motivation
Extrinsische Motivation kann unter Umständen wertvolle intrinsische Motivation verringern. Dieser Einfluss wird in der Wissenschaft Overjustification Effect, auf Deutsch Korrumpierungseffekt, genannt. Das bedeutet, dass die intrinsische Motivation durch zusätzliche äußere Anreize abnimmt. So hat man das herausgefunden:
Der Wissenschaftler Mark Lepper und seine Kolleg:innen haben Kinder zwischen drei und fünf Jahren für eine Studie Malstifte zur Verfügung gestellt und sie anschließend in drei Gruppen geteilt. Alle Gruppen sollten malen. Während der ersten Gruppe eine Belohnung für die Tätigkeit in Aussicht gestellt wurde, malte die zweite Gruppe ohne das Wissen um eine Belohnung und die Dritte frei von äußeren Anreizen. Das Ergebnis: Alle drei Gruppen malten. Bei der Wiederholung eine Woche später wurde der ersten Gruppe keine Belohnung mehr versprochen. Darauf sank die Motivation der Gruppe, die Kinder malten nicht mehr, während die Kinder aus der zweiten und dritten Gruppe sich weiterhin kreativ betätigten.
Vor allem für Kreativität kann extrinsische Motivation hinderlich sein. Eine einzuhaltende Deadline oder ein konkreter Auftrag kann die Kreativität blockieren. Um dich kreativ zu entfalten, ist die intrinsische Motivation entscheidend. Durch starke intrinsische Motivation kommt es zum sogenannten Flow-Zustand. Das beschreibt den Zustand, der entsteht, wenn eine Aufgabe den richtigen Grad an Schwierigkeit trifft – eine echte Herausforderung, aber machbar – und die Person vollkommen mit ihrer Tätigkeit verschmilzt.
Will ein:e Chef:in seine oder ihre Mitarbeitenden durch externe Anreize zu mehr Leistung motivieren, beeinträchtigt sie oder er möglicherweise die wertvolle intrinsische Motivation. Untersuchungen zeigen, dass Menschen durch höheres Gehalt nicht automatisch zufriedener mit ihrem Job sind. Mehr äußere Anreize steigern also nicht unsere Zufriedenheit. Mehr Engagement ist eher durch eigenes Interesse und Selbstverwirklichung möglich. Die Tätigkeit an sich sollte im besten Fall bereits Freude machen. Durch Autonomie und Selbstwirksamkeit steigt die intrinsische Motivation.
Nutze extrinsische Motivation
Gerade für unliebsame Tätigkeiten kann extrinsische Motivation sehr wertvoll sein. Wenn du an einem sonnigen Tag lernen oder arbeiten musst, kann es hilfreich sein, dich selbst an dein Ziel zu erinnern. Auch wenn die innere Motivation mal fehlt, kannst du dir mit kleinen Belohnungen zusätzliche Anreize schaffen.
Im besten Fall treffen sich intrinsische und extrinsische Motivation. Ein Schlüsselfaktor ist hierbei das eigene Interesse. Das eigene Interesse führt zu Freude an der Tätigkeit, während es gleichzeitig äußere Motivation schafft, sich besser mit dem Themengebiet auszukennen. Auf diesem Konzept basieren auch alternative Lernkonzepte wie die Montessoripädagogik. Das eigene Interesse eines Kindes zu fördern, um den Wert der Tätigkeit zu erkennen ist langfristig nützlicher, als zusätzliche äußere Anreize wie Belohnungen zu schaffen.
Um deine Motivation besser zu verstehen, kannst du dir folgende Fragen stellen:
- Was verspreche ich mir durch diese Aktivität?
- Würde ich diese Tätigkeit auch ohne äußere Anreize durchführen?
- Welchen Wert hat die Aufgabe für mich?
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Überarbeitet von Denise Schmucker
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