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Extrinsische Motivation: So funktioniert sie

extrinsische Motivation
Foto: CC0 / Pixabay / picjumbo_com

Als extrinsische Motivation wird die durch äußere Anreize geschaffene Motivation bezeichnet. Lies hier, wie diese Form der Motivation funktioniert und wie du sie für dich nützen kannst.

Motivation ist der Antrieb, der uns dazu bewegt, bestimmte Tätigkeiten auszuführen. In der Psychologie und der Pädagogik wird Motivation in zwei Bereiche gegliedert:

  • Intrinsische Motivation: Motivation von Innen, aus eigenem Antrieb also
  • Extrinsische Motivation: Motivation durch äußere Anreize

In diesem Artikel erfährst du mehr über extrinsische Motivation. Wir zeigen dir, wie sie funktioniert, welche Vor- und Nachteile sie hat und wie du dich am besten selbst motivierst.

Extrinsische Motivation: Definition und Merkmale

Ein Gehalt, Anerkennung oder mehr Einfluss sind Faktoren, die extrinsische Motivation steigern.
Ein Gehalt, Anerkennung oder mehr Einfluss sind Faktoren, die extrinsische Motivation steigern. (Foto: CC0 / Pixabay / Pexels)

Die Forscher Ryan und Deci definieren extrinsische Motivation als „die Ausführung einer Handlung mit der Absicht ein davon unabhängiges Ziel zu erreichen“ (Ryan und Deci, 2000, S. 71).  Sie haben sich umfassend mit der Motivationslehre auseinandergesetzt. Bei extrinsischer Motivation handelt es sich also um jene Motivation, die durch äußere Anreize geschaffen wird. Die Tätigkeit ist dabei vielmehr ein Mittel zum Zweck, als der Grund, um sie auszuüben.

Dabei können verschiedene Faktoren motivieren. In der Wissenschaft werden die folgenden Anreize zur extrinsischen Motivation unterschieden:

  1. Soziale Motivation: Hierbei beruht die Motivation auf sozialen Anreizen, wie Anerkennung, Beliebtheit oder ein Gefallen für einen lieben Freund.
  2. Kompetenzmotivation: Die Form der extrinsischen Motivation regt dich an, deine Fähigkeiten zu verbessern. Beispielsweise Musiktheorie zu pauken, um dein Instrument besser zu verstehen.
  3. Wettbewerbsmotivation: Durch einen Wettbewerb oder eine Veranstaltung wird die Motivation, die bestmögliche Leistung zu erbringen, angespornt. Diese Form findet sich vor allem unter Sportlern.
  4. Berufsmotivation: Neben dem klassischen Beispiel des Gehalts oder einer Beförderung motiviert dich hier der mögliche Vorteil für deinen beruflichen Werdegang. Auch Einfluss unter Kollegen oder gute Noten können dabei ein wichtiger Faktor sein.
  5. Leistungsmotivation: So wird die Motivation, die eigene Leistung zu verbessern, bezeichnet. Ein Beispiel: Ein Läufer möchte unabhängig von einem Wettkampf seine persönliche Bestzeit unterbieten.

Im Prinzip regen sämtliche gesteckte Ziele extrinsische Motivation an. Aber auch negative Konsequenzen, wie einer Strafe zu entgehen, steigert die extrinsische Motivation.

In der Pädagogik wurde lange Zeit überweigend mit extrinsischer Motivation gearbeitet, nämlich durch das bekannte Konzept von Strafe und Belohnung. Das Konzept stammt aus der Konditionierung. Erwünschtes Verhalten wird belohnt, während unerwünschtes Verhalten bestraft wird.

Extrinsische Motivation verinnerlichen

Bei ehrenamtlichen Tätigkeiten spielt extrisische Motivation durch Identifizierung eine große Rolle.
Bei ehrenamtlichen Tätigkeiten spielt extrisische Motivation durch Identifizierung eine große Rolle. (Foto: CC0 / Pixabay / congerdesign)

Ein Modell von Deci und Ryan zeigt, in welchen Stufen sich extrinsische Motivation verinnerlicht.

  1. Externale Regulation: Hierbei handelt es sich um eine Art Vorstufe. Die Motivation ist rein durch äußere Anreize geschaffen und somit nicht verinnerlicht. Ein Beispiel: Ein Kind, das sein Zimmer aufräumt, um ein Stück Schokolade zu bekommen. Es hat keine Interesse Ordnung zu schaffen oder an der Tätigkeit selbst. Diese Form der Motivation bleibt nur selten lang bestehen und wird in der Pädagogik mittlerweile sehr kritisch betrachtet.
  2. Introjizierte Regulation: Hier entsteht die Motivation durch gesellschaftliche und sozialisierte Faktoren, also unsere Prägung. Obwohl wir selbst von der Handlung nicht überzeugt sind, führen wir sie dennoch aus, weil wir Erwartungen erfüllen wollen oder uns gesellschaftlichen Konventionen unterordnen. Ein klassisches Beispiel ist es, einen Anzug oder ein Abendkleid zu einem feierlichen Anlass zu tragen, obwohl wir die Kleidung als umbequem erachten.
  3. Identifizierte Regulation: Menschen die überwiegend aus Identifizierung handeln, schätzen die Tätigkeit und ihr Ergebnis und halten beides für wichtig. Dafür ist es nicht notwendig, dass die Tätigkeit an sich Freude bereitet. Beispiele hierfür ist regelmäßiger Sport oder eine ehrenamtliche Tätigkeit. Das Ziel liegt weiterhin außerhalb der Handlung, beispielsweise fit zu sein oder ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft zu sein. Die Person handelt aber aus eigener Überzeugung.
  4. Integrierte Regulation: Die gänzlich verinnerlichte Regulation ist die selbstbestimmteste Form der extrinsischem Motivation. Dabei wird ein Verhalten nicht nur geschätzt, sondern ist gänzlich mit dem Selbst und der eigenen Überzeugung vereinbar. Häufig ist das der Fall, wenn Menschen ihre Erfahrungen mit anderen teilen, um weiterzuhelfen. Während intrinsische Motivation aus Freude an der Tätigkeit an sich entsteht, wirkt die integrierte Regulation eher weil die Person erkannt hat, wie wichtig die Tätigkeit für bestimmte Ziele ist.

Extrinsische Motivation steigert unsere Bereitschaft und Engagement nur bis zu einem gewissen Grad. Um deine Ziele langfristig zu erreichen, ist es entscheidend, dass du selbst von der Handlung und ihrem Ergebnis überzeugt bist. Erkenne, was dir äußeren Anreiz schafft und verinnerliche die Motivation Schritt für Schritt.

Nachteile von extrinsischer Motivation

Für kreative Tätigkeiten kann extrinsische Motivation hinderlich sein.
Für kreative Tätigkeiten kann extrinsische Motivation hinderlich sein. (Foto: CC0 / Pixabay / ambush000)

Extrinsische Motivation kann unter Umständen wertvolle intrinsische Motivation verringern. Dieser Einfluss wird in der Wissenschaft als Overjustification Effect, auf Deutsch Korrumpierungseffekt, genannt. Das bedeutet, dass die intrinsische Motivation durch zusätzliche äußere Anreize abnimmt.

Der Wissenschaftler Mark Lepper und seine Kollegen haben Kinder zwischen drei und fünf Jahren für eine Studie Malstifte zur Verfügung gestellt und sie anschließend in drei Gruppen geteilt. Alle Gruppen sollten malen. Während der ersten Gruppe eine Belohnung für die Tätigkeit in Aussicht gestellt wurde, malte die zweite Gruppe ohne das Wissen um eine Belohnung und die Dritte frei von äußeren Anreizen. Das Ergebnis: Alle drei Gruppen malten. Bei der Wiederholung eine Woche später, wurde der ersten Gruppe keine Belohnung mehr versprochen. Darauf sank die Motivation der Gruppe, die Kinder malten nicht mehr, während die Kinder aus der zweiten und dritten Gruppe sich weiterhin kreativ betätigten.

Will ein Chef seine Mitarbeiter durch externe Anreize zu mehr Leistung motivieren, zerstört er möglicherweise die wertvolle intrinsische Motivation. Untersuchungen zeigen, dass Menschen durch höheres Gehalt nicht zufriedener mit ihrem Job waren. Mehr äußere Anreize steigern also nicht unsere Zufriedenheit. Mehr Engagement ist nur durch eigenes Interesse und Selbstverwirklichung möglich. Die Tätigkeit an sich sollte dir im besten Fall bereits Freude machen. Durch Autonomie und Selbstwirksamkeit steigt deine intrinsische Motivation.

Vor allem für Kreativität kann extrinsische Motivation hinderlich sein. Eine einzuhaltende Deadline oder ein konkreter Auftrag können kreative Energien blockieren. Um dich kreativ zu entfalten ist die intrinsische Motivation entscheidend. Durch starke intrinsische Motivation kommt es zum sogenannten Flow. Die Flow-Theorie von Csikszentmihalyi beschreibt den Zustand, der entsteht, wenn eine Aufgabe den richtigen Grad an Schwierigkeit trifft und die Person vollkommen mit ihrer Tätigkeit verschmilzt.

Nutze extrinsische Motivation

Vor allem in der Berufswelt hat extrinsische Motivation einen hohen Stellenwert.
Vor allem in der Berufswelt hat extrinsische Motivation einen hohen Stellenwert. (Foto: CC0 / Pixabay / Free-Photos)

Gerade für unliebsame Tätigkeiten kann extrisische Motivation sehr wertvoll sein. Wenn du an einem sonnigen Tag lernen oder arbeiten musst, kann es hilfreich sein, dich selbst an dein Ziel zu erinnern. Auch wenn die innere Motivation mal fehlt, kannst du dir mit kleinen Belohnungen zusätzliche Anreize schaffen.

Im besten Fall treffen sich intrinsische und extrinsische Motivation. Laut Pädagogen ist ein wichtiger Schlüsselfaktor hierbei das eigene Interesse. Das eigene Interesse führt zu Freude an der Tätigkeit, während es gleichzeitig äußere Motivation schafft, sich besser mit dem Themengebiet auszukennen. Auf diesem Konzept basieren auch alternative Lernkonzepte wie die Montessoripädagogik. Das eigene Interesse eines Kindes zu fördern um den Wert der Tätigkeit zu erkennen ist langfristig nützlicher, als zusätzliche äußere Anreize wie Belohnungen zu schaffen.

Um deine Motivation besser zu verstehen, kannst du dir folgende Fragen stellen:

  • Was verspreche ich mir durch diese Aktivität?
  • Würde ich diese Tätigkeit auch ohne äußere Anreize durchführen?
  • Welchen Wert hat die Aufgabe für mich?

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