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Functional Food: Es geht auch ohne

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Foto: CC0 / Pixabay / Alexas_Fotos

Bei Functional Food handelt es sich um künstlich angereicherte Lebensmittel. Sie sollen nicht nur satt machen, sondern auch noch einen positiven Effekt auf unsere Gesundheit haben. Ob dem wirklich so ist, erfährst du hier.

Protein-Brot, Multivitamin-Saft, probiotische Joghurts oder vitamin- und mineralstoffreiche Gummibärchen – all diese relativ bekannten Lebensmittel gehören zur Kategorie der Functional Foods. Laut der Verbraucherzentrale handelt es sich dabei um Nahrungsmittel mit einem versprochenen „gesundheitlichen Zusatznutzen“. Um diesen zu erreichen, mengen Hersteller:innen ihren Produkten etwa Vitamine, Mineralstoffe, Mikroorganismen oder Pflanzenstoffe (wie Aloe vera oder Bioflavonoide) bei.

Diese führen jedoch nicht immer zum gewünschten gesundheitlichen Effekt und können sogar negative Konsequenzen für unseren Körper haben.

Functional Food vs. Nahrungsergänzungsmittel

Functional Food ist nicht mit Nahrungsergänzungsmitteln zu verwechseln. Letztere sind etwa in Form von Kapseln, Tabletten oder Tropfen erhältlich. Es handelt sich dabei um das Konzentrat eines bestimmten Nährstoffs (zum Beispiel Vitamin-B12-Tabletten oder Vitamin-D-Tropfen).

Functional Food beschreibt hingegen Lebensmittel, die immer noch in ihrer natürlichen Form erhalten sind. So handelt es sich zum Beispiel um Cornflakes, denen noch Mineralstoffe beigemengt sind und nicht um den reinen Mineralstoff in Kapselform.

Functional Food: Rechtliche Grundlagen

Auch bei Functional Food müssen alle Versprechungen auf der Verpackung wissenschaftlich belegt sein.
Auch bei Functional Food müssen alle Versprechungen auf der Verpackung wissenschaftlich belegt sein.
(Foto: CC0 / Pixabay / reverent)

Der Begriff des Functional Foods oder der funktionellen Lebensmittel ist rechtlich nicht genau definiert, so das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Deshalb zählen darunter sowohl alltägliche Lebensmittel, als auch diätische Nahrungsmittel, die nur bei bestimmten gesundheitlichen Beschwerden vorgesehen sind. Ein diätisches Lebensmittel ist zum Beispiel Margarine, die mit sekundären Pflanzenstoffen angereichert wurde. Diese ist speziell für Menschen mit hohem Cholesterinspiegel konzipiert. Laut dem LGL ist sie für gesunde Personen jedoch nicht notwendig.

Aktuell sind im Bereich des Functional Foods vor allem probiotische Milchprodukte und Wellness- und Vitamingetränke beliebt, so das LGL. Zudem wird aktuell viel Geld in die Forschung zu funktionellen Lebensmitteln investiert, sodass die Bedeutung dieser Nahrungsmittel voraussichtlich weiter zunehmen wird.

Aus rechtlicher Sicht ist für funktionelle Lebensmittel vor allem die Einhaltung der Pflichtkennzeichnungen relevant. So sind auf den Verpackungen dieser Produkte häufig Versprechungen zu lesen, wie „cholesterinsenkend“, „stärkt das Immunsystem“ oder „fördert die Konzentration“. Fehlt der wissenschaftliche Nachweis für diese Versprechungen, werden entsprechende Produkte vom Markt genommen, so das LGL.

Zudem regelt die entsprechende Verordnung auch, dass ein Produkt nur dann Aussagen wie „reich an Ballaststoffen“ oder „reich an Vitamin C“ enthalten darf, wenn der jeweilige Zusatz auch in einer bestimmten Menge enthalten ist.

Wie gesund sind funktionelle Lebensmittel?

Functional Food ist aktuell vor allem beliebt, da Verbraucher:innen sich so erhoffen ihren Tagesbedarf an Vitaminen und Mineralstoffen leichter decken zu können. Wie Ernährungswissenschaftler Achim Sam gegenüber der Ikk erklärt, ist das jedoch nicht unbedingt notwendig.

  • Kein Bedarf: Laut Sam es in Deutschland grundsätzlich keine Unterversorgung oder Vitaminmangel. Nur bestimmte Gruppen, wie Sportler:innen oder Schwangere, haben ein erhöhtes Risiko einen Mangel an bestimmten Nährstoffen aufzuweisen. Hier sei es jedoch sinnvoller unter ärztlicher Aufsicht gezielt die mangelnden Nährstoffe zuzuführen, als Functional Food zu verzehren.
  • Ernährung ist wichtig: Um Mangelerscheinungen vorzubeugen oder entgegenzuwirken, empfiehlt Sam zudem grundsätzlich eine ausgewogene Ernährung mit natürlichen Lebensmitteln. So sei es generell gesünder, Nahrungsmittel im Ganzen zu verzehren – ohne weitere Zusätze. Wenn du zum Beispiel einen Apfel isst, dann nimmst du gleichzeitig Ballaststoffe (aus der Schale), sowie sekundäre Pflanzenstoffe zu dir. Im Apfelsaft fehlen dir hingegen die Ballaststoffe.
  • Unverwertbare Inhaltsstoffe: Zudem sind nicht alle chemisch zugesetzten Stoffe in funktionellen Lebensmitteln für den Körper verwertbar. Bei Vitamindrinks (auch bekannt als Functional Water) werden etwa auch fettlösliche Vitamine den Drinks beigemischt. Dazu zählen die Vitamine A, D, E und K. Sie können wir nur verwerten, wenn wir sie gemeinsam mit etwas Fett verzehren. Sind sie hingegen nur in Wasser aufgelöst, scheiden wir sie unverwertet wieder aus. Mehr zu diesem speziellen funktionellen Lebensmittel erfährst du hier: Vitaminwasser: Lohnt sich der Kauf für die Gesundheit?

Wie gefährlich ist Functional Food?

Nimmst du über den Tag verteilt mehrere angereicherte Lebensmittel zu dir, kann sich Functional Food sogar negativ auf deinen Körper auswirken. Schließlich besteht dann die Gefahr einer Überdosierung, so Sam. Das sei insbesondere bei den fettlöslichen Vitaminen (A, D, K und E) gefährlich. Denn diese Stoffe scheidet der Körper nicht einfach wieder aus, sondern reichert sie im Körper an. Über einen längeren Zeitraum können somit Vergiftungen entstehen. Auch Mineralstoffe, wie etwa Eisen, Calcium oder Magensium, können in zu hohen Dosierungen Schaden anrichten.

Wie nachhaltig sind funktionelle Lebensmittel?

Es ist nachhaltiger, unverpackte und frische Lebensmittel zu essen, als auf angereichter Produkte auszuweichen.
Es ist nachhaltiger, unverpackte und frische Lebensmittel zu essen, als auf angereichter Produkte auszuweichen.
(Foto: CC0 / Pixabay / PublicDomainPictures)

Auch aus ökologischer Sicht ist Functional Food häufig bedenklich. Das liegt nicht unbedingt an den Zusätzen an sich, sondern am gesamten Produkt. So sind funktionelle Lebensmittel grundsätzlich nicht Bio-zertifiziert. Denn bei Bio-Produkten ist der Zusatz von Vitaminen und Mineralstoffen verboten.

Zudem sind funktionelle Lebensmittel in der Regel verpackt. Um Vitamin C aufzunehmen ist es deshalb auch aus ökologischer Sicht sinnvoller einen unverpackten Apfel zu essen als angereicherte Gummibärchen aus der Plastikverpackung. So kannst du mit frischen Lebensmitteln Verpackungen vermeiden.

Auch für Getränke gilt: Lieber Verpackungsmüll sparen und Leitungswasser trinken als Vitamin-Wasser aus der Plastikflasche.

Fazit: Vorsicht mit funktionellen Lebensmitteln!

Grundsätzlich bringt Functional Food also kaum gesundheitliche Vorteile mit sich. Stattdessen besteht vor allem bei einseitigem Verzehr der zugesetzten Lebensmittel das Risiko einer Überdosierung. Grundsätzlich ist aus Sicht von Expert:innen die deutsche Bevölkerung ausreichend mit Vitaminen und Mineralstoffen versorgt. Besteht in Einzelfällen doch ein Mangel, so ist es sinnvoller dies ärztlich abklären zu lassen und dann gezielt den fehlenden Nährstoff zu substituieren.

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