Gelassenheit zu lernen heißt, impulsives, unüberlegtes Handeln zu vermeiden und über den Kopf zu mehr innerer Ruhe zu kommen. Wie das funktionieren kann, wollen wir dir mit diesen Tipps zeigen.
Gelassenheit hat viel mit Gehenlassen, Loslassen, in Frieden lassen zu tun und bedeutet so viel wie innere Ruhe. Gerade im Loslassen liegt der Schlüssel zu mehr Gelassenheit. Das wichtigste Werkzeug dafür ist der Kopf, denn damit du gelassener wirst, muss ein Umdenken stattfinden. Auf dem Weg dorthin ist es wichtig, dass du dir bewusst machst, in welchen Situationen du unüberlegt und reflexartig handelst und lernst, dich davon zu befreien.
Wenig Gelassenheit? Ursachen finden
Ist fehlende Gelassenheit schon länger ein Thema bei dir oder erst seit Kurzem? Liegt es an zu viel Stress, an Umweltfaktoren oder ist es etwas, was in deinem Naturell begründet liegt? Bist du von Natur aus vielleicht eher ein dünnhäutiger oder impulsiver Mensch?
Wenn du diese Fragen beantworten kannst, bist du schon einen großen Schritt weiter. Denn je nach Ursache kann der Weg zu mehr Gelassenheit ganz unterschiedlich aussehen. Um den richtigen Weg zu finden und Gelassenheit zu lernen, ist es wichtig, dass du Stresssymptome früh erkennst. Auf Dauer kann sich der Stress im Körper ausbreiten und zu immer stärkerer Belastung führen.
Gelassenheit lernen: Struktur
Hast du Stress als eine Ursache für fehlende Gelassenheit identifiziert? Ein wirksames Mittel gegen Stress ist Struktur. Mache dir einen festen Zeitplan für deinen Tag oder deine Woche. Gestalte ihn so, dass er auch zu bewältigen ist. Und wichtig: In diesen Zeitplan gehören auch Pausen, denn zum Lernen von Gelassenheit gehört auch das Durchatmen und Pausieren dazu.
Plane auch Zeit ein, in der du explizit gar nichts tust oder nur etwas, was dich entspannt und dir Freude bereitet. Vermeide in dieser Zeit strikt alle Gedanken an das, was du noch alles tun musst. Du kannst zum Beispiel den Eat-the-Frog-Ansatz nutzen oder ein Bullet-Journal führen, um effizienter zu arbeiten.
Wenn aber wiederum Arbeit auf dem Programm steht, dann drücke dich nicht davor, sondern erledige deine Aufgaben gewissenhaft und lass dich nicht von Smartphone und Co. ablenken. Untersuchungen zeigen, dass man nach einem Blick aufs Smartphone fünf Minuten braucht, um wieder in seine eigentliche Aufgabe zurückzufinden. Eine gute Selbstorganisation kann dir helfen, produktiv und konzentriert zu arbeiten.
Hilfreich kann auch eine räumliche Trennung sein: Such dir bewusst einen Platz aus, an dem du arbeitest und einen, an dem du entspannst. Das können verschiedene Räume sein, aber auch einfach nur Schreibtisch und Sofa. Wichtig ist, dass du die Räume nicht vermischst.
Achtsam sein für Gelassenheit
Stressbedingt fehlende Gelassenheit kann auch an zu vielem Denken liegen. Oft sind wir so in unseren Gedanken an gestern, morgen und übermorgen gefangen, dass wir den Augenblick, in dem wir uns gerade befinden, völlig vergessen.
Hier können ein Achtsamkeitstraining oder eine Achtsamkeitsmeditation helfen, um Gelassenheit zu lernen. Diese Techniken unterstützen dich darin, mehr im Augenblick zu leben und weniger zu planen, zu denken und sich zu sorgen. Auch dadurch wirst du gelassener. Die Grundbotschaft der Gelassenheit lautet: Der Augenblick ist, wie er ist – ohne ihn zu bewerten. Er muss nicht gut, schlecht, toll, erfolgreich sein, sondern ist so in Ordnung, wie er ist.
Achtsamkeit kannst du heutzutage auf vielerlei Art und Weise lernen: Es gibt viele Bücher dazu, unter anderem vom Achtsamkeits-„Erfinder“ Jon Kabat-Zinn, CDs oder Apps fürs Handy wie zum Beispiel Headspace. In den meisten Städten werden auch Achtsamkeitskurse angeboten.
Gelassenheit lernen: Nimm den Druck von dir
Was für den Augenblick gilt, gilt auch für dich und deine Mitmenschen. Versuche nichts zu erzwingen, sondern nimm dich und deine Mitmenschen so an, wie ihr seid. Das heißt nicht, dass du alles hinnehmen sollst, aber oft schrauben wir unsere Erwartungen an uns und unsere Umwelt viel zu hoch. Damit entsteht Druck und in der Folge Stress und Unzufriedenheit und keinem ist geholfen.
Um Gelassenheit zu lernen, fange an, deine eigenen Erwartungen zu hinterfragen: Müssen sie wirklich so hoch sein? Warum müssen sie so hoch sein?
Mache dir klar, was dir wirklich wichtig ist. Oft schaffen Erwartungen ein völlig falsches Bild davon, was wir wirklich wollen. Wenn du dich selbst so annimmst, wie du bist, setzt du dich viel weniger unter Druck. Dann kannst du gelassener sein und dich selbst mehr wertschätzen. Diese Haltung strahlst du dann auch nach außen aus.
Eine Übung, um Druck zu vermindern, kann sein, dass du täglich abends aufschreibst, was du an dir magst, was du heute gut gemacht hast oder wofür du heute dankbar sein kannst. Das lenkt deinen Blick auf das Positive und weg vom Stress.
Schreiben, um loszulassen
Schreiben kann ein Hilfsmittel zu mehr Gelassenheit sein. Oft fällt es uns viel leichter, unsere Gedanken zu strukturieren und zu reflektieren, wenn wir sie zu Papier bringen. Probiere es doch mal aus und nutze Papier in folgenden Situationen als Hilfsmittel für mehr Gelassenheit:
- Wenn du mit einer Situation oder einem Menschen unzufrieden bist, schreib auf, warum und wie du dich fühlst. Das ist gesünder, als diese Gefühle in sich hineinzufressen.
- Hast du das Gefühl, du musst gerade jemandem tausend Dinge an den Kopf werfen? Viele Streitereien machen nur noch unzufriedener. Schreib stattdessen einen Brief, in dem du Dampf ablässt – aber überlege, ob du ihn wirklich abschickst – sind es vorwiegend Vorwürfe oder eher konstruktive Kritik? Wie würde der andere darauf reagieren?
- Wie oben schon empfohlen: Mache dir Zeitpläne und schreibe auf, was wichtig ist. Alles, was auf dem Papier steht, musst du schon mal nicht mehr im Kopf behalten und kannst es nicht vergessen.
- Auch über alle anderen Gefühle kannst du schreiben, nicht nur über Ärger und Wut. Schreiben hilft dir, bedächtiger damit umzugehen und lenkt deine Gedanken vielleicht auch in eine ganz andere Richtung.
Kurz gesagt, Schreiben kann ein Hilfsmittel sein, um Gelassenheit zu erlernen.
Kommunizieren für mehr Gelassenheit
Nichtsdestotrotz: Über Stress und Probleme nicht zu reden, macht nicht gelassener. Es geht nicht darum, dass du alles in dich hineinfrisst. Wenn dich an deinem Partner, deinem Kollegen oder einem Freund Dinge stören, dann rede mit ihr oder ihm darüber. Aber bemühe dich um eine entspannte Gesprächssituation und versuche konstruktiv zu formulieren, was dich stört und wie ihr die Situation entschärfen könntet.
Hilfreich sind hier Formulierungen wie „Ich empfinde das so“ oder „Ich nehme das so wahr“. Versuche, auf dein Gegenüber einzugehen und ihm klarzumachen, dass du mit ihm gemeinsam an der Verbesserung einer Situation arbeiten möchtest. Dazu ist es wichtig, dass die andere Person sich nicht angegriffen fühlt.
Reden ist auch eine Form von Loslassen – und mit etwas Übung lösungsorientiert.
Tief durchatmen und gelassen bleiben
Du bist wütend und möchtest am liebsten jemanden lauthals anschreien? Eine Bemerkung hat dich verletzt und bringt dich den Tränen nahe?
Dann atme zuerst tief durch – einmal, zweimal, dreimal. Stell dir bei dieser Atemübung vor, mit deinem Atem fließen die negativen Gefühle aus deinem Körper. Bevor du antwortest, halte inne und zähle stumm bis zehn, dann überlege noch einmal, ob du die Antwort so geben möchtest. Ist wirklich diese konkrete Situation Anlass für deine Wut, deine Trauer oder deine innere Unruhe? Oder liegt die Ursache ganz woanders? Gibt es einen besseren Zeitpunkt, das zu besprechen?
Wirf auch einen Blick auf den größeren Zusammenhang. Ist das Problem wirklich so riesengroß oder erscheint es dir im Moment nur so?
Mehr Gelassenheit mit Sport, Musik und Tee
Viele von uns sitzen täglich viele Stunden im Büro, fahren nach der Arbeit mit dem Auto nach Hause, sitzen beim Abendessen, sitzen vor dem Fernseher. Darüber vernachlässigen wir oft die Bedürfnisse unseres Körpers und es staut sich eine Menge ungenutzter Energie an.
Gehörst du zu den Menschen, die viel sitzen? Dann achte darauf, wie du richtig sitzen kannst und versuche Übungen, die bei langem Sitzen helfen, in deinen Alltag einzubauen. Auch Yoga im Sitzen kann helfen.
Aber nur Übungen im Sitzen helfen natürlich nicht. Geh am besten eine große Runde spazieren und beobachte den wiederkehrenden Lauf der Natur über die Jahreszeiten hinweg, power dich bei einer Runde Joggen ordentlich aus oder geh eine Runde schwimmen. Erwiesenermaßen sorgt Sport dafür, dass wir ausgeglichener und entspannter sind – und somit gelassener.
Als Akuthilfe in einer stressigen Situation kann auch Musik sehr hilfreich sein. Stell dir doch mal eine „Gelassenheits-Playlist“ mit Songs zusammen, die dich wieder runterbringen, wenn du gestresst oder gereizt bist und die dir helfen, dich zu entspannen.
Auch eine heiße Tasse Tee, die du ganz in Ruhe genießt, hilft dir vielleicht, den Moment gelassener zu nehmen.
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- Atemübungen: Diese Übungen solltest du kennen
- Stress abbauen: 7 Tipps, wie du dein Leben entschleunigst
Überarbeitet von Lena Kirchner
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