Generationengerechtigkeit meint, dass alle Generationen ein lebenswertes Leben führen können. Dafür müssen sie gemeinsam am selben Strang ziehen. Doch im Kampf gegen die Klimakrise gibt es Luft nach oben. Wie Generationengerechtigkeit und Klima zusammenhängen, erfährst du hier.
Unser heutiges Handeln hat Auswirkungen auf die Zukunft. Für kurze Zeiträume und für individuelle Handlungen sind die Konsequenzen leicht nachzuvollziehen: Wenn ich heute einen Tomatensprössling pflanze, kann ich in ein paar Wochen Tomaten ernten. Schwieriger fällt es uns, die langfristigen Auswirkungen unseres kollektiven Handelns einzuschätzen.
Dabei wäre ein Verständnis genau dieser Zusammenhänge wichtig, um Generationengerechtigkeit sicherzustellen – die eng mit Klimaschutz und Nachhaltigkeit verknüpft ist. Nicht umsonst zählt Generationengerechtigkeit zu den zentralen Anliegen insbesondere junger Klima-Aktivist:innen und der Fridays-for-Future-Bewegung. Denn nur, wenn wir heute Entscheidungen mit Blick auf die zukünftigen Generationen treffen, können auch diese ein lebenswertes Leben führen.
Doch was zeichnet Generationengerechtigkeit aus und wie können wir sie fördern?
Was ist Generationengerechtigkeit?
Generationengerechtigkeit steht für die Vorstellung einer Gerechtigkeit zwischen verschiedenen Generationen, die soziale, politische, ökologische und ökonomische Aspekte miteinschließt. Laut des Lexikons für Nachhaltigkeit meint Generationengerechtigkeit konkret, dass Angehörige unterschiedlicher Generationen die gleichen Lebensbedingungen in diesen Bereichen haben. Dazu ist es notwendig, dass materielle Ressourcen, Lebenschancen und Lebensqualität gleichmäßig über die verschiedenen Generationen hinweg verteilt sind.
In der Regel handelt es sich bei einer Generation um eine Gruppe von Menschen, die im selben Jahr oder im selben Zeitraum geboren sind. Allerdings gibt es auch Generationen, deren Angehörige unterschiedlich alt sind und trotzdem im selben Zeitraum leben. Sie werden somit von ähnlichen Erfahrungen und dem Miterleben derselben Ereignisse geprägt. Zu dieser Kategorie gehören beispielsweise Generationen wie die Nachkriegsgeneration oder die Generation X.
Um Generationengerechtigkeit zu erreichen, müssen die verschiedenen Generationen Verantwortung füreinander übernehmen. Doch dem Umweltbundesministerium (BMUV) zufolge zeichnen sich Generationen durch unterschiedliche Interessen aus, was der generationenübergreifenden Zusammenarbeit und somit der Generationengerechtigkeit im Weg stehen kann.
Klimaschutz und Generationengerechtigkeit
Dieser Mangel an generationenübergreifender Zusammenarbeit und Verantwortung ist besonders vor dem Hintergrund der Klimakrise und des Umweltschutzes kritisch, wie die Fridays-for-Future-Bewegung in den letzten Jahren deutlich gemacht hat. Die Klima-Aktivist:innen klagten 2021 deswegen sogar vor dem Bundesverfassungsgericht gegen das Klimaschutzgesetz der Bundesregierung. Ihr Vorwurf: Die Politik schiebe ernstgemeinte Maßnahmen gegen die Klimakrise auf und verfolge nur unzureichende Klimaziele. Diese würden nicht nur die Natur gefährden, „sondern unser Recht auf Leben und das Recht auf Zukunft“.
Im Kontext der Klimakrise meint Generationengerechtigkeit laut des BMUV das Bestreben, „dass beim heutigen Handeln auch die Folgen für die Zukunft mitbedacht werden. Dadurch soll zukünftigen Generationen eine Welt hinterlassen werden, in der sie gut leben können“. Doch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts bestätigt den Vorwurf von Fridays for Future: Die Umweltpolitik beteilige sich demnach zu lasch an diesem Bestreben, denn das Klimaschutzgesetz greife zu kurz. Ein Grund für die unzureichende Klimaschutzpolitik sei dem Umweltbundesministerium zufolge, dass es nicht leicht sei, „die langfristigen Folgen unseres Handelns abzuschätzen und heute so zu handeln, dass schädliche Folgen in der Zukunft vermieden werden“. Auch wissenschaftliche Einschätzungen der Auswirkungen unseres Tuns seien nie absolut sicher.
Ein weiteres Hindernis auf dem Weg zu einem generationengerechten Klimaschutz sind die bereits erwähnten Interessensunterschiede zwischen den Generationen. Weil sich ältere Generationen beispielsweise weniger um extreme Wetterlagen als jüngere Menschen sorgen müssen, empfinden sie konsequente Klimaschutzmaßnahmen womöglich als irrelevant oder stehen ihnen sogar ablehnend gegenüber, da sie „zu teuer“ oder wirtschaftsschädigend seien oder sie sich von ihnen eingeschränkt fühlen. Solche Ansichten beziehen also die Perspektive der Jüngeren nicht genug ein. Mehr dazu, wie sich die Einstellung zum Klima je nach Generation unterscheidet, hier: Generationen XYZ und das Klima.
Nachhaltigkeit und Generationengerechtigkeit
Generationengerechtigkeit soll sicherzustellen, dass auch zukünftige Generationen in einer Welt leben, in der ihnen ausreichend materielle Ressourcen sowie Lebenschancen und Lebensqualität zur Verfügung stehen. Dafür ist es unabdingbar, heutiges Handeln am Prinzip der Nachhaltigkeit auszurichten. Nachhaltigkeit ist eine Strategie, welche die heutigen Bedürfnisse der Menschheit so befriedigt, dass die natürlichen Grundlagen erhalten bleiben, um auch die Bedürfnisse kommender Generationen zu decken.
Du selbst kannst zu mehr Generationengerechtigkeit beitragen, indem du diese Strategie an möglichst vielen Stellen in deinen Alltag integrierst. Sofort nachhaltiger leben kannst du beispielsweise, wenn du zu Ökostrom wechselst, denn so unterstützt du erneuerbare Energien und setzt ein Zeichen gegen Raubbau an den natürlichen Ressourcen der Erde. Mehr Tipps findest du hier: Nachhaltig leben: Tipps für den Alltag mit Wirkung.
Doch nur, wenn sich auch die Politik in ihrer Gesetzgebung konsequent zu Nachhaltigkeit bekennt, lässt sich Generationengerechtigkeit erreichen. Zwar hat die Regierung auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts reagiert und ihre Klimaziele verschärft. Doch die Aktivistin Carla Reemtsma von Fridays for Future sah keine handfesten Verbesserungen: Das neue Gesetz reiche „an allen Ecken und Enden nicht aus“.
Daher gehört neben Nachhaltigkeit im privaten Bereich auch politisches Engagement. Das „Recht auf Zukunft“ muss weiterhin eingefordert werden. Eine Aufgabe, die noch viel zu sehr auf die jungen Generationen abgewälzt wird – die Menschen, die von den Auswirkungen der Klimakrise stärker betroffen sein werden. Auch hier ist also mehr Generationengerechtigkeit gefragt.
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