Die meisten Heidelandschaften entstanden vor etwa 5000 Jahren – vom Menschen geschaffen. Heute sind sie Naturschutzgebiete und werden mithilfe von Weidetieren gepflegt.
Bei der Heidelandschaft lassen sich zwei Typen unterscheiden: Die natürliche und die menschgeschaffene. Natürliche Heidelandschaften sind eher selten: Sie kommen nur auf sogenannten Silicatfelsen, auf kalkarmen Böden oder entlang des waldfreien Saums von Küsten vor, so Spektrum.
Zwei wesentliche Charaktermerkmale weist die Heidelandschaft auf: Sie ist waldfrei und mit Zwergsträuchern bewachsen. Deutlich häufiger als natürliche Heiden sind menschgeschaffene. Die Heide ist somit eine typische Kulturlandschaft, also eine Landschaft, deren Vegetation und Aussehen der Mensch maßgeblich geprägt hat.
Wie sind Heidelandschaften entstanden?
Die Entstehung von Heidelandschaften reicht laut Planet Wissen bereits bis in die Steinzeit zurück. Die Steinzeitbauern vor 5000 Jahren hatten einen wachsenden Bedarf an Futterflächen für ihre Tiere. Also betrieben sie Brandrodung oder trieben die Wälder durch die Beweidung zurück. Heidekraut und Rohhumus, also die oberste, noch kaum verrottete Schicht aus Humus trugen sie ebenfalls ab. Diese verwendeten sie als Einstreu oder Brennmaterial. Deshalb verarmten die Böden der Heiden nach und nach.
Den Rohhumus, der als Einstreu diente, trugen die Bauern später vermischt mit dem Schafskot ihrer Tiere als Dünger auf ihre Felder.
Laut dem Naturpark Lüneburger Heide erreichte die Heidenutzung im 18. Jahrhundert ihren Höhepunkt. Aber bald schon wurden die Heidelandschaften übernutzt. Bodenerosion und Versandung waren die Folge. Mithilfe von Kunstdünger sollten nun Kartoffeln auf den Heideflächen wachsen. Ende des 19. Jahrhunderts schließlich wurden viele Heiden aufgeforstet. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Heidelandschaften unter Schutz gestellt.
Was macht Heide erhaltenswert?
Heidelandschaften haben eine einzigartige Vegetation, die anderswo nicht anzutreffen ist. Gestaltgebend ist in der Regel das immergrüne Heidekraut, das während der Blütezeit die ganze Landschaft in verschiedenen Lilatönen erscheinen lässt. Am meisten verbreitet ist bei uns die sogenannte Besenheide und ihre Verwandten aus der Familie der Ericaceen: Die Glockenheide, die Graue Heide und die Cornwall-Heide. Dazwischen finden sich laut dem Bundesamt für Naturschutz auch Krähenbeeren und Heidelbeeren. Planet Wissen listet außerdem noch Ginsterarten, Moose und Enzian als typische Heidegewächse.
Die Pflanzen haben eines gemeinsam: Sie sind perfekt an einen nährstoffarmen, kargen Boden angepasst und brauchen einen etwas saureren Boden-pH-Wert von 4-5. Der weitläufige, offene Standort bietet dem Heidekraut außerdem viel Sonne zum Wachsen.
Laut Planet Wissen sind Heidelandschaften außerdem Heimat für bedrohte Vogelarten wie den Birkhahn, seltene Insekten- oder Reptilienarten sowie für Fuchs, Reh und Hase.
Wie werden Heidelandschaften geschützt?
Wenn Heiden einfach nur sich selbst überlassen würden, dann würden sie auf Dauer zuwachsen und wieder zu Wald werden. Aufgrund des einzigartigen Ökosystems und der speziellen Arten hat sich der Naturschutz aber entschieden, die Heiden in ihrer Beschaffenheit zu erhalten.
Extensive Nutzung der Heideflächen ist an der Tagesordnung – es soll nicht der gleiche Fehler passieren und die Heiden übernutzt werden. Darum werden zur Pflege vor allem Ziegen und Schafe eingesetzt, die die Heide frei von Sträuchern und Bäumen halten. Oft dient der sogenannte Plaggenhieb, als Entfernung von Pflanzenresten und Rohhumus oder auch gelegentliches Abbrennen zusätzlich zu den Schafen zur Verjüngung der Landschaft. An den Rändern der Heiden bestehen im besten Fall Pufferzonen, die den Eintrag von Nährstoffen begrenzen, um den sauren, nährstoffarmen Boden von Heiden zu erhalten. Diese Maßnahmen stehen auch in der FFH-Richtlinie zum Lebensraum Heide laut dem Bundesamt für Naturschutz. Die FFH-Richtlinie kategorisiert schutzwürdige Landschaften, beschreibt ihre typischen Merkmale und Gefährdung und definiert Schutzmaßnahmen.
Je nach Region unterscheiden sich die Tiere, die zur Landschaftspflege eingesetzt werden. In Deutschland sind das vor allem Schafe und Ziegen. In der Lüneburger Heide kommen zum Beispiel die bekannten Heidschnucken sehr viel zum Einsatz. In Schottland findet sich auch das schottische Hochlandrind auf Heiden, in Südengland das New-Forest-Pony. In Spanien und Portugal unterstützen Ochsen und Esel die Landschaftspflege.
Meistens werden laut Planet Wissen alte Tierrassen eingesetzt, die zwar weniger Fleischertrag erbringen, dafür aber zäher und anspruchsloser sind.
Heidelandschaft in Europa
In Europa gibt es Heidelandschaften von Norwegen bis Portugal, sie unterscheiden sich klimatisch bedingt aber stark voneinander, so Planet Wissen: Während in küstennahen Regionen im Norden und Nordwesten Heiden durch Sumpf- und Moorlandschaften geprägt sind, besitzen zentral gelegene Heiden wie in Deutschland weite Sandheidenflächen. Die südlichen Heidelandschaften sind oft die artenreichsten und finden sich im küstennahen steilen Bergland.
Heute sind die Heideflächen im Vergleich zu der größten Ausdehnung im 18. Jahrhundert stark zurückgegangen. Die noch bestehenden Heidelandschaften sind meistens unter Naturschutz gestellt. So auch Deutschlands wahrscheinlich bekannteste Heide: Die Lüneburger Heide.
Neben den Heidschnucken und einer Herde von Dülmener Pferden, einer vom Aussterben bedrohten Pferderasse, legen Freiwillige und Landschaftspfleger*innen Hand an, um die Lüneburger Heide freizuhalten. Entkusseln ist eine zum Beispiel Maßnahme dafür: Die austreibenden Bäume werden ausgegraben und entfernt. Auch Abrennen und Plaggen, also die Entfernung von Rohhumus, kommen als Maßnahmen zum Einsatz.
Heute beträgt das Schutzgebiet „Lüneburger Heide“ 23.440 Hektar und liegt im Herzen des Naturparks Lüneburger Heide. Die Heidelandschaft ist ein beliebtes Ausflugsziel für Tourist*innen. Sie können zu Fuß, per Rad oder auch per Kutsche durch die Heide fahren.
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