Infinite Running hat einen Laufschuh mit austauschbaren Modulen herausgebracht. Ist der Schuh „abgelaufen“, kannst du ihn wieder fit machen. Das spart Ressourcen, ist aber nur eine Besonderheit des Laufschuhs.
Ein Schuh für jedes Gelände? Das verspricht der Laufschuh „Infinite One“ des Start-ups Infinite Running aus Biberach an der Riß. Der Trick daran sind zehn Module, die sich einfach an der Sohle auswechseln lassen. Vier verschiedene Modul-Typen gibt es für den Sportschuh – für Asphalt, Wiese, Kies und Stadt. Sportler:innen bekommen sozusagen vier Laufschuhe in einem und wenn ein Modul unter der Schuhsole platt gelaufen ist, lässt es sich einfach austauschen. Das spart Geld und Ressourcen, da nicht gleich ein neuer Schuh her muss. Nach eigenen Angaben kannst du mit dem Schuh bis zu 600 Kilometer laufen, ehe du ihn mit Austauschmodulen neu bestücken musst.
Infinite Running: Die „besseren“ Laufschuhe
Die wechselbaren Module an den Laufschuhen sind aber nur eine von mehreren Besonderheiten, mit denen Infinite Running die großen Sportschuh-Unternehmen ausstechen will. Denn hinzu kommt, dass die Schuhe nicht in Asien produziert werden. Stattdessen setzt der 26-jährige Firmengründer Nico Russ auf „Made in Germany“ und lässt die Laufschuhe bei einem deutschen Mittelständler in Pirmasens (Rheinland-Pfalz) herstellen. Die Produktion ist klimaneutral, mit 100 Prozent zertifiziertem Ökostrom. Russ sei es wichtig, dass die Schuhe frei von Schadstoffen sind und die ökologische Lieferkette nachvollziehbar sei, schreibt er in einem Blogeintrag.
Das hat seinen Preis: 194,99 Euro kosten die Schuhe im Internet (erhältlich bei **Avocadostore). Im Laden sind sie fünf Euro günstiger, um so den lokalen Einzelhandel zu stärken. Etwa zehn Geschäfte haben den Schuh bereits ins Sortiment aufgenommen. Info für Lauffans: Die Sprengung beträgt 10 Millimeter.
Eine weitere Besonderheit: Der Schuh von Infinite Running ist vegan. Das Obermaterial des Laufschuhs ist aus Textil (drei Farben verfügbar), die Sohle aus Polyurethan. Dieser Kunststoff lässt sich mit deutlich weniger Energieaufwand herstellen als andere Kunststoffe für Laufschuhe (zum Beispiel EVA), erklärt Infinite-Running-Gründer Russ: „Unser Energieaufwand […] ist deutlich niedriger als bei thermoplastischen Materialien, die unter hohem Energieaufwand wieder aufgeschmolzen werden müssen“, so Russ gegenüber Utopia.
Wie nachhaltig sind die Laufschuhe von Infinite Running?
Die Produktion in Deutschland statt in Asien, 100 Prozent Ökostrom, veganes Material – und durch die Module sind die Schuhe sehr langlebig. Infinite Running setzt in Puncto Nachhaltigkeit hohe Maßstäbe für die Laufschuh-Industrie.
Ein Problem bleibt aber bei allen Laufschuhen – auch beim Inifinite One: Die Schuhsole basiert entweder auf EVA (Ethylvinylacetat) oder auf PU (Polyurethan). Beides sind Kunststoffe, die umwelt- und klimaschädliches Erdöl als Ausgangsstoff haben. Russ bestätigt gegenüber Utopia, dass auch beim PU für seinen Laufschuh Erdöl zu den verwendeten Rohstoffen gehört. Zusammen mit seinem Team suche er aber „nach Werkstoffen, die dieselben qualitativ hochwertigen Ergebnisse liefern und recycelbar oder im besten Fall nachwachsend sind“. Derzeit gibt es auf dem Markt jedoch praktisch keine Alternativmaterialien aus natürlichen, biologisch abbaubaren Stoffen. Dieses Nachhaltigkeitsproblem besteht also bei allen Laufschuhen.
Laufschuhe bald komplett recycelbar?
Ein weiterer Kritikpunkt an Polyurethan ist, dass es einen großen Teil des weltweit produzierten Chlors verschlingt. Beim Entsorgen von PU über den Hausmüll landen die Schuhe meist in Müllverbrennungsanlagen, wo viele Schadstoffe frei werden und in die Umwelt gelangen, weil sie oft nicht herausgefiltert werden können. Das PU für den Inifinite One ist aber chlorfrei, erklärt Russ. Er rät auch davon ab, den Laufschuh über den Hausmüll zu entsorgen. Stattdessen bietet er an, dass Kund:innen den Laufschuh an ihn zurückschicken können. „Das PU kann zu einem sehr hohen Anteil dem Produktionsprozess wieder zugeführt werden“, erläutert der Firmengründer.
Gleichzeitig arbeitet das junge Unternehmen daran, das Material der Laufschuhe noch nachhaltiger zu machen. „Wir sind bestrebt, den Schuh eines Tages zu 100% aus recycelten/nachwachsenden Materialen herzustellen“, erklärt Russ auf Nachfrage von Utopia.
Tracker in den Laufschuhen
Nico Russ und sein Team haben in den nächsten Jahren noch viel vor: In Zukunft sollen die Schuhe auf Wunsch auch Sensoren bekommen, mit denen Sportler:innen ihre Laufleistung tracken können. Klingt zunächst nach einem weiteren Elektrogerät mehr, soll aber nachhaltiger als alle anderen Tracker werden: „Das gesamte System soll ohne Akku und Batterie auskommen“, erklärt Russ gegenüber Utopia. Ziel sei es, den Läufer als Dynamo in der Technik einzubauen. Bei jedem Aufprall sammelt sich eine elektrische Spannung in den Modulen, die an eine App oder Laufuhr gesendet wird. „Diese Module nehmen wir nach der Nutzung auch zurück, da wollen wir auf Nummer sicher gehen und das Recycling nicht dem Zufall überlassen“, meint Russ. Er erklärt, dass so ein sehr hoher Anteil recycelt werden könne und dadurch nicht im Müll oder Sondermüll landet.
Mehr nachhaltige Laufschuhe findest du in unserem Artikel „Nachhaltige Laufschuhe: Diese Marken machen es besser als Nike, Asics & Co.“
Mehr zum Thema bei Utopia:
- Faire, nachhaltige Sneaker: Diese 10 Labels machen bessere Schuhe
- Nachhaltige Sportmode: Die besten Marken
- 8 Fitnessgeräte für zuhause: Sport geht auch ohne Plastik
War dieser Artikel interessant?