Im Iyengar-Yoga kommt es vor allem auf die richtige Ausführung der Asanas an. Dazu werden auch zahlreiche Hilfsmittel verwendet, wodurch der Yoga-Stil auch bei Krankheit und Behinderung ausgeführt werden kann. Wir stellen dir Iyengar-Yoga vor.
Iyengar-Yoga: Herkunft des Yoga-Stils
Iyengar-Yoga ist nach seinem Begründer B.K.S. Iyengar benannt. 1918 im Süden Indiens geboren, war er als Kind schwach und ständig krank. Aus diesem Grund schickte ihn seine Familie zu dem legendären Yoga-Lehrer Krishnamacharya. Drei Jahre lang lernte Iyengar dort unter strenger Führung Yoga und fand zu körperlicher Gesundheit, bevor er selbst zu unterrichten begann.
B.K.S. Iyengar erforschte daraufhin die Asanas (Körperhaltungen) im Eigenstudium so genau wie kaum ein anderer. Dabei nutzte er Hilfsmittel wie Blöcke und Gurte, um die Haltungen in ganzer Tiefe auszuführen.
Bei einem traditionellen Lehrer studiert, orientierte Iyengar seinen Stil am klassischen Hatha Yoga und baute ihn auf Grundlage der acht Glieder des Ashtanga-Yoga auf, die er mit modernen Methoden erweiterte.
In den 1950er Jahren reiste B.K.S. Iyengar durch den Westen, wo er die Yoga-Lehre verbreitete und auch zahlreiche Prominente unterrichtete. In den darauffolgenden Jahrzehnten veröffentlichte er 14 Bücher – das erste 1966 mit dem Titel „Light on Yoga“, das in 18 Sprachen übersetzt wurde und bis heute als Standardwerk im Yoga gilt.
Bis zu seinem Tod im Jahre 2014 war B.K.S. Iyengar einer der bedeutendsten Yoga-Lehrer der Neuzeit. Seine Lehre lebt bis heute weiter: Iyengar-Yoga ist ein beliebter Yoga-Stil, der auch im Westen zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Der Fokus im Iyengar-Yoga: die Asanas
Im Vordergrund stehen im Iyengar-Yoga die Körperübungen und die Atemtechniken des Yogas, auch Pranayama genannt. Somit handelt es sich bei dem Yoga-Stil um eine Unterform des Hatha Yoga. Dabei zählt Iyengar-Yoga über 200 verschiedene Asanas und umfasst sowohl stehende, sitzende und liegende Körperhaltungen als auch Vor- und Rückbeugen sowie Dreh- und Umkehrhaltungen.
Dass B.K.S. Iyengar beim selben Lehrer studiert hat wie auch der Begründer vom Ashtanga-Yoga Patthabi Jois, zeigt sich in einem entscheidenden Punkt: Ähnlich wie im Ashtanga-Yoga wird sehr viel Wert auf die exakte Ausführung der Asanas gelegt. Im Iyengar-Yoga spielt diese aber eine noch größere Rolle. Um dies zu erreichen und auch schwierigere Asanas zugänglicher zu machen, werden dazu zahlreiche Hilfsmittel genutzt, sogenannte „Props“.
Anders als im Ashtanga-Yoga gibt es im Iyengar-Yoga aber keinen durchgehenden Flow. Vielmehr werden die Asanas aneinandergereiht und können frei variiert werden. Charakteristisch ist zudem, dass die Körperhaltungen meist deutlich länger gehalten werden als in gewöhnlichen Hatha-Yoga-Einheiten.
Iyengar-Yoga: Hilfsmittel für die Übungen
In den meisten Yoga-Stilen wird spezielles Zubehör wie Blöcke und Gurte verwendet, um schwierigere Asanas auch Anfängern zugänglicher zu machen. Im Iyengar-Yoga haben diese sogenannten Props aber einen deutlich höheren Stellenwert.
Hier werden neben Blöcken und Gurten auch Polster, Kissen, Decken und Meditationsbänke benutzt. Selbst ganz normale Stühle, eine Wand oder von der Decke hängende Schlaufen kommen hier zum Einsatz. Mitunter werden auch mehrere Hilfsmittel miteinander kombiniert.
Durch diese Props wird es leichter, die Körperhaltungen korrekt auszuführen und diese tief und entspannt zu erfahren. Ein erfahrener Yoga-Lehrer kann dabei Blockaden und Ungleichgewichte im Körper feststellen.
Nicht nur Anfängern wird so geholfen, die zum Teil anspruchsvollen Asanas auszuführen. Auch bei körperlichen Beschwerden und Verletzungen werden diese Props unterstützend eingesetzt, weshalb Iyengar-Yoga auch zur Behandlung eben solcher genutzt wird.
Fängst du gerade erst mit dem Yoga an, gibt es jedoch auch Übungen, für die du nicht viel Zubehör benötigst. Lies dazu unseren Artikel zum Yoga für Anfänger:innen.
Eine typische Iyengar-Stunde
Normalerweise beginnt eine Yoga-Stunde im Iyengar-Stil mit einer kurzen Zeit der Stille, bevor mit der Asana-Praxis begonnen wird. Zuerst werden stehende Haltungen ausgeführt, die die Grundlagen vermitteln. Nachfolgend werden komplexere Asanas unterrichtet, etwa Rückbeugen, Balancehaltungen oder Umkehrhaltungen. Hier werden dann auch die erwähnten Hilfsmittel genutzt. In der abschließenden Phase werden vor allem ruhigere Asanas mit regenerativem Charakter durchgeführt und zum Teil mit Atemübungen kombiniert.
Die Asanas werden dabei in unspektakulär scheinenden Abfolgen aneinandergereiht, ohne durch fließende Übergange miteinander verbunden zu werden. Selbst der sonst so geläufige Sonnengruß ist nur selten Teil einer Iyengar-Stunde. Mantren, Musik oder Kleidervorschriften gibt es ebenso wenig. Der Fokus liegt ganz klar auf den einzelnen Asanas und ihre korrekte Ausführung.
Dabei ist die Abfolge der Asanas aber ganz und gar nicht beliebig. Stattdessen ist die korrekte Sequenz der Körperhaltungen für die gewünschte Wirkung entscheidend. Nur in Kombination von verschiedenen Posen und Atemtechniken können die spezifischen Effekte erzielt werden. Ebenso wichtig ist die Dauer, für die ein Asana gehalten wird, die sich je nach Pose und gewünschter Wirkung unterscheidet.
Iyengar-Yoga: Wirkung und Studien
Da im Iyengar-Yoga die Asanas unter genauer Anleitung so exakt ausgeführt und über lange Zeiträume gehalten werden, wird hier eine fokussierte Geisteshaltung in tiefer Verbundenheit mit dem Körper gefunden. Deshalb soll Iyengar-Yoga auf mentaler Ebene vor allem zu Klarheit führen.
Darüber hinaus wirkt Iyengar-Yoga ähnlich wie gewöhnliches Hatha-Yoga: Durch eine regelmäßige Praxis kannst du deine Körperhaltung und Balance verbessern. Der Körper wird gestärkt, flexibler und beweglicher. Du bekommst mit der Zeit ein besseres Gefühl für deinen Körper und gewinnst insgesamt an Energie. Der Geist wird ähnlich wie bei anderen meditativen Praktiken ruhiger und gleichzeitig aufnahmefähiger und konzentrierter. Das wiederum wirkt sich positiv auf das generelle Wohlbefinden auf.
Neben zahlreichen Studien, die die allgemeine Wirksamkeit von regelmäßigem Yoga bestätigen, gibt es auch einige Untersuchungen speziell zu Iyengar-Yoga: So kann der Yoga-Stil erfolgreich Linderung bei chronischen Schmerzen im unteren Rückenbereich verschaffen, bei rheumatischer Arthritis helfen sowie Depressionen vorbeugen und behandeln.
Für wen ist Iyengar-Yoga geeignet?
Da schwierige Haltungen mit Hilfsmitteln ausgeführt werden, ist Iyengar-Yoga prinzipiell für alle geeignet. Ob Anfänger, ältere Menschen oder Schwangere – die Asanas werden entsprechend angepasst und unterstützt, dass sie jedem zugänglich werden. Selbst bei schwerwiegenden Krankheiten, Behinderungen und Verletzungen kann Iyengar-Yoga praktiziert werden. Dabei ist es aber umso wichtiger, dass du unter Aufsicht eines erfahrenden Lehrers praktizierst. Außerdem solltest du dies vorab mit deinem Arzt besprechen.
Dass ein Iyengar-Lehrer genügend Wissen und Erfahrung mitbringt, um die Asanas an die Schüler mit individuellen Bedürfnissen anzupassen, liegt vor allem an seiner Ausbildung: In kaum einem anderen Stil sind die Yoga-Lehrer so gut ausgebildet wie im Iyengar-Yoga. Selbst für das geringste Zertifikat ist eine selbständige Praxis von mindestens sechs Jahren sowie eine umfangreiche Ausbildung über zwei Jahre notwendig. Lehrer mit dem „Senior Advanced II“-Zertifikat haben sogar 20 Jahre Ausbildung und ein gutes Dutzend Prüfung zu Anatomie und Philosophie durchlaufen.
Insofern ist Iyengar-Yoga kaum mit einem anderen Yoga-Stil zu vergleichen. Solltest du auf der Suche nach einem gewöhnlicheren Stil sein, könnte Hatha Yoga das Richtige für dich sein. Möchtest du eine dynamischere, herausfordernde Praxis, solltest du die Ashtanga Yoga, Vinyasa oder Jivamukti Yoga genauer ansehen. Wenn der Fokus auf Spiritualität liegen soll, dann solltest du dich mit Kundalini Yoga genauer beschäftigen.
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