Kaolin: Was du über Porzellanerde wissen solltest Von Martina Naumann Kategorien: Kosmetik Stand: 2. Juni 2018, 14:50 Uhr Foto: Martina Naumann/utopia Kaolin ist eine Heilerde, die empfindliche Haut schonend reinigt. Darüber hinaus hat die Porzellanerde noch viele andere nützliche Eigenschaften. Obwohl Kaolin auch Aluminium enthält, hat es nichts mit den Alumiumsalzen in Deodorants zu tun. Kaolin: Weiße Tonerde Kaolin klingt chinesisch? Stimmt, die Tonerde ist nach dem Ort Gao-Ling in China benannt, der ältesten bekannten Fundstelle der Porzellanerde. Die Chinesen fertigten aus der weißen Tonerde ihr berühmtes Porzellan. Kaolin ist ein weißer Stein, der etwas an Kreide erinnert. Die weiße Tonerde hat sich an einigen Stellen in der Erdkruste aus der Verbindung von Aluminium und Silizium Tonerde gebildet. Chemisch gehört Kaolin damit zu der großen Gruppe der Silikate. Darunter versteht der Chemiker Verbindungen von Silizium, Sauerstoff und einem Metall. Sand ist das bekannteste Silikat. Bei Kaolin sind Aluminium und Silizium schichtweise gestapelt und mit Sauerstoffatomen gebunden. Dadurch erhält Kaolin seine feste Struktur im Kristallgitter. Nur bei extrem hoher Energiezufuhr können sich Atome aus dem Kristallgitter lösen, so schmilzt Kaolin erst bei 1.450 Grad Celsius. Kaolin in der Kosmetik Kaolin die weisse Heilerde in der Kosmetik (Foto: Martina Naumann/utopia) 1) Kaolin in der dekorativen Kosmetik Die Kosmetikindustrie verwendet Kaolin als mineralisches Farbpigment in der dekorativen Kosmetik. Du erkennst es an dem Kürzel CI 77005, bei Lidschatten, Rouge oder Lippenstiften. In Puder oder Make Up ist Kaolin einmal als Farbpigment enthalten und zum anderen wegen der Eigenschaft Fette zu binden. Kaolin in Puder deckt so den Fettglanz an Stirn und Nase ab. 2) Kaolin in der pflegenden Kosmetik Hier ist vor allem die Eigenschaft Fette zu binden wichtig. Masken und Cremes für unreine aber empfindliche Haut enthalten häufig Kaolin. Kaolin zählt zu den natürlichen Heilerden, die Naturkosmetik nutzt den leichten Schmirgeleffekt zur Reinigung bei Hautunreinheiten, denn die körnige Struktur trägt verhornte Hautzellen ab. Die Körnung bei Kaolin ist wesentlich feiner als bei den anderen Heilerden, so dass es sich für dünne, empfindliche Haut eignet. Kaolin nimmt mit dem Hauttalg auch Schmutzpartikel aus der Pore auf und beugt so Pickeln und Mitessern vor. Eine weitere Eigenschaft macht sich die Kosmetikindustrie zunutze: Kaolin quillt auf und sorgt so für eine lockere Konsistenz der Creme, die sich so besser verteilen lässt. Alleskönner Kaolin: Rohstoff für Porzellan, Farben und Lacke Edles Porzellan ist aus Kaolin gefertigt (Foto: Martina Naumann/utopia) Bekannt wurde die weiße Tonerde durch das chinesische Porzellan. Doch ist China nicht der einzige Fundort, so gibt es auch in der der Nähe von Dresden Kaolin-Bergbau. Die traditionellen Porzellan-Manufakturen in Sachsen, wie Meißen oder Hutschenreuther entstanden nahe der dortigen Fundorte. Doch Kaolin kann noch viel mehr, die Anwendungen reichen vom Farbpigment bis zur Papierherstellung oder Gummiverarbeitung. Kaolin ist ein natürliches weißes Farbpigment. Bei Farben und Lacken färbt es nicht nur, sondern verleiht den Farben Glanz und Oberflächenhärte. Bei der Papierherstellung dient Kaolin als Füllmittel und Aufheller. Fast alle Papierbögen sind mit Kaolin beschichtet. Bei der Herstellung von Gummi, z.B. für Autoreifen, hält Kaolin die Gummimasse flexibel. Zudem dient Kaolin als Emulgator und Trennstoff in industriellen Anwendungen um Pulver oder fettige Stoffe zu trennen. Bis 2014 war Kaolin auch als Emulgator bei Lebensmitteln erlaubt. Um die allgemein hohe Aluminum-Konzentration in Lebensmitteln zu begrenzen, erfolgte das Verbot als Zusatzstoff (E559). Aluminium in Deo vs. Aluminium in Kaolin Der Kaolin-See in Indunesien entstand aus dem Kaolin-Tagebau (Foto: CC0/pixabay/arifdj) Obwohl Aluminium eins der häufigsten Elemente auf der Erde ist, hat der menschliche Körper keine Verwendung für das Metall. Aluminium ist natürlich in Pflanzen enthalten und kommt so durch die Nahrung in den Körper. Beim gesunden Menschen ist das kein Problem, da er das Aluminium unverdaut ausscheidet. Laut einer Studie der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) nehmen wir täglich über das Essen etwa 0,2 Milligramm pro Körpergewicht Aluminium auf. Damit übersteigt die Aluminiumaufnahme durch das Essen schon die als unbedenklich eingeschätzte Tagesdosis von 0,14 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Forscher untersuchen, ob Aluminiumansammlungen im Körper mit Erkrankungen wie Krebs oder Alzheimer in Zusammenhang stehen. So stehen die Aluminiumsalze in Antitranspirantien unter anderem in Verdacht Brustkrebs zu begünstigen. Die Wirkstoffe in Deodorants, die Schweiß hemmen, heißen chemisch Aluminiumchlorid oder Aluminiumhydroxydchlorid. Die Verbindung mit Chlor und Aluminium wirkt adstringierend, das heißt es entzieht den Hautporen Wasser und verödet die Proteine der obersten Zellschicht. Der Schweiß kommt nicht mehr durch die verstopfte Pore. Chlor ist bekannt als Desinfektionsmittel, zum Beispiel in Schwimmbädern. Hoch dosiert ist Chlor stark ätzend. Das ist auch ein Grund, warum die Haut nach dem Gebrauch von Antitranspirantien manchmal juckt und gereizt ist. Die Medizin bezeichnet dieses Symptom als Deodorant-Ekzem. Jedoch sind sich die Forscher noch nicht einig, ob sich das Aluminium aus der Chlor-Verbindung lösen kann und wie es in den Körper gelangt. Das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) schätzt eine Gefährdung durch Aluminiumsalze in Deodorants als „möglich“ ein. Aluminium kommt in der Natur fast nie alleine vor, es geht immer eine Verbindung mit anderen Elementen ein. Ob sich chemisch ungebundenes Aluminium aus solchen Verbindungen lösen kann, hängt auch von der Stabilität der chemische Verbindung ab. Die chemischen Elemente sind der Baukasten der Erde, aus denen sich alle bekannten Materialien zusammensetzen. Schon eine kleine Änderung in einer chemischen Verbindung erzeugt einen neuen Stoff, mit völlig anderen Eigenschaften. Der Unterschied von Aluminium in Kaolin und Aluminiumsalze in Deo: Verbindet sich Aluminium mit Silizium entsteht Kaolin, das empfindliche Haut reinigt. In der wasserlöslichen Verbindung von Aluminium und Chlor greift es die Eiweiße in den obersten Zellschichten an. 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