Was hat acht Beine, einen dicken Hintern und löst bei einigen Panik aus? Spinnen gehören in Deutschland nicht zu den beliebtesten Tieren. Dabei sind sie meist völlig harmlos und können dem Menschen sogar nützlich sein.
Arachnophobie, also die Angst vor Spinnen, ist die verbreiteste Tierphobie der Welt. Aber auch auf Menschen ohne Angstneurosen wirken Spinnen bedrohlich und sind unliebsame Gäste im Haus.
Vor allem im Herbst besuchen unter anderem die Hauswinkelspinne, die verwandte große Winkelspinne und die Spaltenkreuzspinne dein Wohn- und Badezimmer in der Hoffnung, dort den Winter zu überstehen. Auch in den anderen Jahreszeiten kannst du verschiedene Spinnenarten in deinem Haus und Keller entdecken. Sie sind weder aggressiv noch giftig. Sollte sich eine bei dir verirrt haben, kannst du sie nach draußen bringen. Oder noch besser: Du behältst sie als Haustierchen, denn dafür gibt es praktische Gründe.
Warum Spinnen in deiner Wohnung gut sind
Spinnen in der Wohnung sind normal. Neben den genannten Spinnenarten, die sich bei dir aufwärmen wollen, findest du am ehesten die Zitterspinne oder den Weberknecht in deinem Badezimmer. Sie bevorzugen die hohe Luftfeuchtigkeit des Raumes.
Obwohl alle Spinnenarten in Deutschland ungefährlich sind, greifen viele Menschen bei ihrem Anblick zum Staubsauger. Das bedeutet oft den Tod für die Spinne. Dabei sind sie mehr Nutztiere als Schädlinge, denn sie ernähren sie sich von anderen unwillkommenen Insekten. In ihren Netzen landen lästige Stechmücken oder Kleidermotten. Bei Spinnenarten, die mit der trockenen Luft einer Küche zurechtkommen, stehen auch Speisemotten und Kartoffelkäfer auf dem Beuteplan. Lass also die Mottenfallen im Regal stehen und nutze den großen Appetit der Krabbler: Eine Kreuzspinne kann im Jahr immerhin bis zu zwei Kilo Insekten fressen.
Solltest du mit Spinnen als Mitbewohnern gar nicht klarkommen, kannst du sie behutsam unter einem Glas nach draußen setzen. Erschrecke dich nicht, wenn Weberknechte dabei ein Bein verlieren. Das ist ein Schutzmechanismus und keine unbeabsichtigte Amputation deinerseits. Das Bein knickt an einer Sollbruchstelle ab und die Spinne entkommt in der Hoffnung, den Fressfeind abgelenkt zu haben.
Was können Spinnen noch?
Egal ob zu Hause oder im Freien: Töte niemals eine Spinne, denn sie ist weniger bedrohlich, als viele denken und nützlicher, als die meisten vermuten. Derzeit forschen weltweit Menschen daran, Spinnenseide in der Medizin und Industrie einsetzen zu können. Dabei soll die Seide entweder nachgeahmt und aus Kunststoff produziert werden oder sie wird direkt von den Tieren gewonnen, wie zum Beispiel der Spinnenfamilie der Radnetzspinnen. Dazu werden die Spinnen „gemolken„, damit sie ihre Fäden abgeben.
Die Seide gilt als ein sehr filigranes und gleichzeitig robustes Material. Sie ist federleicht, dabei jedoch reißfester als Stahl und elastischer als Gummi. Die Medizin erhofft sich, mit den Fäden kaputte Nervenstränge verbinden zu können oder das Material zur Förderung der Wundheilung nutzen zu können. Die in den Fäden enthaltenen Stoffe sollen auf der einen Seite Infektionen und Bakterienbefall vorbeugen und gleichzeitig dem Gewebe zur schnellen Regeneration verhelfen. An der Uniklinik Aachen wird die Spinnenseide auch als Knochen- und Knorpelersatz erfoscht.
Neben den Fäden könnte ausgerechnet das Gift mancher Spinnenarten Menschen helfen, sich von ernsthaften Krankheiten zu erholen. So berichten Wissenschaftler:innen der University of Queensland über eine schnellere Rekonvaleszenz (Genesungszeit) der Versuchstiere nach einem Schlaganfall. Der Hirninfarkt überreizt einen spezifischen Ionenkanal im Gehirn. Durch die Unterdrückung der Überreaktion sollen die Folgen des Hirninfarkts für Betroffene weniger dramatisch ausfallen.
Die Tiermedizin setzt bereits das Gift der kubanischen Tarantula ein, um Infektionen vorzubeugen, Wunden schneller heilen zu lassen und bestimmte Tumore in ihrem Wachstum zu hemmen. Auch die Humanmedizin forscht an Spinnengift als Krebsmedikament. Forschende der Universität Jena haben ein Toxin entdeckt, dass bereits in kleinen Mengen menschliche Zellen tötet. Das Mikrobiologenteam möchte das Gift anpassen und gezielt gegen Krebszellen einsetzen.
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