Klimaschutzprojekte sollen dazu beitragen, die globale Erwärmung zu stoppen. Was es genau mit den Projekten auf sich hat und wie sie funktionieren, erfährst du hier.
Was sind Klimaschutzprojekte?
Als Klimaschutzprojekte bezeichnet man Projekte, die dazu beitragen, die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre zu senken. Dabei kann es sich zum Beispiel um Aufforstung und Waldschutz handeln oder Projekte, die die Umstellung auf erneuerbare Energien und Biomasse fördern. An solche Projekte kann gespendet werden, um die CO2-Emissionen eines Prozesses auszugleichen, zum Beispiel bei der Herstellung eines Produkts oder einer Flugreise.
Um festzustellen, ob es sich um ein seriöses Klimaschutzprojekt handelt, kannst du auf verschiedene Kriterien achten:
- So ist besonders der Aspekt der Zusätzlichkeit ausschlaggebend. Das heißt, Unternehmen müssen klar nachweisen, dass ein Projekt tatsächlich einen zusätzlichen Beitrag zum Klimaschutz leistet. So helfen zum Beispiel auch bereits bestehende Waldflächen dabei, die CO2-Konzentration zu verringern. Ein zusätzlicher Beitrag zum Klimaschutz wäre, neue Wälder zu schaffen oder akut bedrohte Wälder zu schützen.
- Um aufzuzeigen, dass ein Projekt eine zusätzliche Klimaschutzmaßnahme darstellt, muss der Beitrag zur CO2-Reduktion eindeutig messbar sein.
- Die Messung erfolgt durch unabhängige Organisationen. Die so analysierten CO2-Einsparungen verkaufen die Leiter:innen des Klimaschutzprojektes an Unternehmen oder Privatpersonen. Das bedeutet, die Finanzierung des Projekts erfolgt erst im Nachhinein. Kann das Projekt auch durch andere Mittel vorab finanziert werden, darf es bei gewissen Standards nicht als Klimaschutzprojekt betitelt werden.
- In der Regel sollten sich Klimaschutzprojekte auch positiv auf die unmittelbare Umgebung auswirken, indem sie zum Beispiel Arbeitsplätze schaffen oder die Gesundheit der lokalen Bevölkerung verbessern.
Unabhängige Organisationen sind für die regelmäßige Kontrolle und Überprüfung dieser Kriterien zuständig. So gibt es bestimmte Standards wie den Gold Standard oder den Verified Carbon Standard, die versichern, dass es sich um ein zertifiziertes Klimaschutzprojekt handelt.
Klimaschutzprojekte: Auswirkungen auf lokale Bevölkerungen
Um Klimaschutzprojekte hinsichtlich ihrer positiven lokalen Effekte zu klassifizieren, orientiert man sich oft an den Sustainable Development Goals (SDG), also den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen. So gibt es zum Beispiel Projekte, die neben dem Klimaschutz folgende positive Auswirkungen haben:
- Ernährungssicherheit und nachhaltige Landwirtschaft
- Bereitstellung von sauberem Wasser und verbesserte Hygiene
- Verbesserung der Bildung
- Arbeitsplätze und ökonomische Verbesserungen
Klimaschutzprojekte sind meistens in sogenannten Entwicklungs- oder Schwellenländern angesiedelt. Dies begründen Unternehmen meist damit, dass man gezielt die Länder fördern möchte, in denen es bisher nur wenige Klimaschutzmaßnahmen gibt. Gleichzeitig möchte man die lokale Bevölkerung auch in den oben genannten Bereichen unterstützen.
Viele dieser Länder bekommen die Auswirkungen der Klimakrise als erstes zu spüren. Zudem betonen Portale wie ClimatePartner, dass Regionalität im Klimaschutz keine Rolle spielen sollte, da es sich bei der Klimakrise um ein globales Problem handelt.
So ist es letztendlich egal, an welcher Stelle CO2 eingespart wird, solange wir etwas unternehmen. Es gibt jedoch auch regionale Projekte in Deutschland und anderen europäischen Staaten, die gefördert werden.
Klimaneutral: Was heißt das eigentlich?
Ein Begriff, der eng mit Klimaschutzprojekten in Verbindung steht, ist der der „Klimaneutralität„. Mittlerweile kommt dieser in vielen Werbekampagnen zum Einsatz, nicht zuletzt auch, um Produkte besser vermarkten zu können. Daher steht der Begriff auch immer wieder als Methode des Greenwashings in der Kritik.
Es ist daher wichtig zu betonen, dass klimaneutral nicht „CO2-frei“ bedeutet. CO2-frei wäre ein Produkt nur dann, wenn in der gesamten Produktion keine einzige CO2-Emission ausgestoßen wurde. Dies ist unmöglich, da dies schon durch kleinste Arbeitsschritte, wie den Atemzügen der Arbeiter:innen, passiert.
Klimaneutral bedeutet hingegen, dass unabhängige Organisationen die ausgestoßenen CO2-Emissionen gemessen haben und das Unternehmen diese im Nachhinein durch zertifizierte Klimaschutzprojekte ausgeglichen hat. Somit kann gewissermaßen jedes Produkt klimaneutral werden. Um den nachhaltigen Effekt zu stärken, wäre es jedoch ratsam, schon während der Produktion darauf zu achten, so viel CO2 wie möglich einzusparen.
Wer vermittelt zwischen Projekten und Unternehmen?
Plattformen wie atmosfair, ClimatePartner oder myclimate stellen verschiedene Klimaschutzprojekte vor. Unternehmen oder Privatpersonen haben die Möglichkeit, Projekte ihrer Wahl zu finanzieren, um ihre eigenen CO2-Emissionen auszugleichen und ihre Produkte oder Firmen als klimaneutral bezeichnen zu können.
So arbeitet ClimatePartner zum Beispiel mit dem Ticketportal Ticketino, dem Verpackungs- und Papierunternehmen Mondi, den Kosmetikmarken Schaebens, i+m und lavera Naturkosmetik, Aldi Süd und DasEis zusammen. Zu den Partnern von myclimate gehören unter anderem die Supermarktkette coop, die Schweizer Jugendherbergen oder das Locarno Film Festival. Atmosfair nutzen viele Privatpersonen, um bei Flug-, Bus- oder Bahnreisen CO2 zu kompensieren.
Klimaschutzprojekte: Sauberes Wasser und Solar-Öfen
Ein Klimaschutzprojekt in Indien möchte der lokalen Bevölkerung im Bundesstaat Odisha zum Beispiel den Zugang zu sauberen Trinkwasser ermöglichen. So müssen nach Aussagen von ClimatePartner viele Familien das schmutzige Wasser noch auf offenem Feuer abkochen. Dies betrifft vor allem die ärmere Bevölkerung. Einerseits entstehen bereits durch die Feuer CO2-Emissionen. Andererseits werden dafür immer größere Waldflächen gerodet.
Innerhalb des Projekts wird das Wasser in speziellen Anlagen aufbereitet, wobei weniger CO2-Emissionen anfallen. Gleichzeitig verbessert das Projekt die hygienischen und medizinischen Bedingungen, indem zum Beispiel die Ansteckungsgefahr für Cholera oder Typhus durch sauberes Trinkwasser sinkt.
Innerhalb eines weiteren Projekts in Bolivien konnten die Projekt-Teilnehmer:innen sowohl die urbane als auch ländliche Bevölkerung bereits mit 50.000 neuen ökologischen Öfen versorgen. Das Projekt wurde bisher bereits in sechs verschiedenen Regionen, unter anderem der Cochabamba-Region, durchgeführt. In den nächsten Jahren wollen die Projektleiter:innen noch weitere Regionen Boliviens erreichen.
Die Öfen werden zum größten Teil durch Solarenergie betrieben. Im Vergleich zu den traditionellen Holzöfen braucht man daher nur noch eine minimale Holzmenge. Dadurch müssen weniger Bäume gefällt werden und Waldgebiete bleiben erhalten.
Die Öfen verbessern zudem die gesundheitliche Situation der Bevölkerung. Durch Holzöfen kommen oft Rußpartikel in die Atemwege, was die Lunge langfristig stark belastet. Auch sind Familien nicht mehr darauf angewiesen, zusätzliches Geld für Holz auszugeben oder stundenlang selbst Feuerholz zu sammeln.
Abfallwirtschaft, Bildung und Stromversorgung
Bei einem weiteren Klimaschutzprojekt in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu verarbeitet man organische Abfälle zu Kompost. So sind große Mülldeponien aufgrund der entstehenden Treibhausgasemissionen ein großes ökologisches Problem. Durch das Projekt werden diese Emissionen eingespart. Zudem entsteht hochwertiger Kompost, der für die Landwirtschaft verwendet werden kann.
Zusätzlich schufen die Projektleiter:innen 30 permanente Arbeitsplätze. Dieser werden vorrangig an Frauen vergeben, die aufgrund der konservativen Einstellung ihrer Familie diskriminiert werden und daher Probleme haben, einen Job zu finden.
Auch in Deutschland gibt es verschiedene Klimaschutzprojekte. Das Projekt „Germanwatch Klimaexpedition“ hat es sich zum Beispiel zum Ziel gesetzt, Schüler:innen von der fünften bis zur 13. Klasse über die Ursachen und Folgen der Klimakrise, sowie über mögliche Lösungsstrategien, aufzuklären. So ziehen die Projekt-Teilnehmer:innen in ganz Deutschland von Schule zu Schule, halten Vorträge und veranstalten Workshops.
Die Teilnehmer:innen eines weiteres Projekts errichteten den ersten Windkraftpark im Osten Nicaraguas und möchten dem Land langfristig dabei helfen, auf erneuerbare Energie umzustellen und die Stromversorgung allgemein zu verbessern. So ist Nicaragua momentan noch stark von fossilen Brennstoffen und damit von Ölimporten abhängig. Zudem kommt es in einigen Regionen immer wieder zu langen Stromausfällen.
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