Auch wer im Allgemeinen darauf achtet, sein Leben besonders nachhaltig zu gestalten, macht sich meist wenig Gedanken darüber, was ist, wenn das Leben zu Ende geht. Geht das überhaupt, „nachhaltig sterben“? Und kann man auch „nachhaltig vererben“? Welche Möglichkeiten für umweltschonende Bestattungen gibt es?Wer stirbt, hinterlässt nicht nur seine Freund:innen und Familienangehörigen, sondern auch seinen Körper und sein Hab und Gut. Wer nichts im Vorfeld regelt, überlässt den Hinterbliebenen alle Entscheidungen rund um die Bestattung und dem Gesetzgeber das Verteilen des Erbes. Wenn du sie damit nicht belasten möchtest, solltest du dich schon heute darum kümmern, dass mit deinem Körper und mit deinem Vermögen nach dem Tod genau so verfahren wird, wie du es willst.
Rund um das Erbe
Wenn du zum Beispiel mit deinem Geld auch nach deinem Tod einen guten Zweck unterstützen möchtest, so kannst du in deinem Testament verfügen, dass ein Teil deines Vermögens an eine Umwelt- oder Menschenrechtsorganisation gespendet wird. Ist diese als „gemeinnütziger Verein“ eingetragen, fallen übrigens keine Steuern an.
Alternativ könntest du zu Lebzeiten sogar eine Stiftung gründen, mit der du einen Zweck für die Verwendung deines Vermögens definierst und die nach deinem Tod einen Teil deines Vermögens erbt. Es ist auch möglich, einem Stiftungsfonds einer bestehenden Stiftung beizutreten, wenn diese deine Ideen bereits verwirklicht.
Wenn du im Falle deines (Hirn-)Todes deine Organe oder Gewebe spenden möchtest (oder auch nicht), solltest du diese Entscheidung immer bei deinen Ausweispapieren sichtbar machen, damit im Ernstfall deinem Willen entsprechend gehandelt werden kann. Dafür gibt es Organspendeausweise aus Pappe im Scheckkartenformat.
4 Mögliche Bestattungsarten
1. Erdbestattung
Bei einer Erdbestattung wird der gesamte Leichnam in einem Grab beigesetzt. Darauf bezieht sich auch das deutsche Wort „Beerdigung“, welches aber umgangssprachlich auch für Urnenbestattungen verwendet wird. Erdbestattungen sind in Deutschland nur auf einem Friedhof erlaubt.
Bei einer Erdbestattung gibt es mehrere Faktoren, die das Begräbnis mehr oder weniger umweltverträglich machen. Die wichtigste: der Sarg. Er hat für seine Produktion natürliche Ressourcen, zum Beispiel Holz und Strom, verbraucht und kann Schadstoffe enthalten. Auch für den Transport der Särge und des Leichnams kommen fossile Rohstoffe und Emissionen zur Rechnung hinzu. Alle im Laufe eines Lebens im Körper angesammelten Schadstoffe und alle Materialien des Sarges (Kunststoffe, Metalle, Lacke,…) gelangen in den Boden.
Für eine Erdbestattung gibt es Särge aus verschiedensten Materialien, neben Holz zum Beispiel (Recycling-)Pappe oder Korb. Es gibt auch Anbieter, die andere Materialien, zum Beispiel Bambus, Bananenblätter oder Weide im Angebot haben – teils sogar mit Fair-Trade-Siegel. Wenn du einen nachhaltigen und ökologischen Sarg möchtest, entscheide dich am besten für ein weitgehend unbehandeltes, möglichst (FSC-)zertifiziertes Produkt aus deiner Region, das vor Ort unter ökologischen Gesichtspunkten gefertigt wird. Auch die Innenausstattung des Sarges kann aus ungebleichter Bio-Baumwolle bestehen.
Bei Urnen gibt es zum Beispiel biologisch abbaubare Urnen. Die Frage stellt sich allerdings, ob die dann freigesetzte Asche nicht zum Umweltproblem wird. Die Beisetzung biologisch abbaubarer Urnen wird laut UBA aber als unbedenklich eingestuft – sofern wichtige Bodenfaktoren beachtet werden.
2. Feuerbestattung
Bei einer Feuerbestattung wird der Leichnam mitsamt dem Sarg im Krematorium verbrannt. Neben den Rohstoffen für Produktion und Transport des Sarges kommen hier fossile Energie für die Kremierung und ein zusätzlicher CO2-Ausstoß dazu: Sarg und Leichnam müssen zum Krematorium, die Urne zurück zum Friedhof überführt werden.
Im Krematorium erfolgt die Verbrennung mit Strom oder Gas und aus der Verbrennung selbst resultieren Schadstoffe und Feinstaub, die zwar durch Filteranlagen nicht in die Umwelt gelangen, aber nichtsdestotrotz entsorgt werden müssen.
Weil ein Teil der im Körper gespeicherten Schadstoffe bei der Verbrennung entweicht und mithilfe des Filters fachgerecht entsorgt werden kann, ist die Asche eines Verstorbenen jedoch eine geringere Belastung für Boden und Grundwasser als der komplette Leichnam bei einer Erdbestattung.
Die Asche des Verstorbenen muss in Deutschland in einer Urne bestattet werden. Auch diese gibt es in „bio“, zum Beispiel aus Weidengeflecht, Bambus oder Bananenblättern. Die Beisetzung darf nur in dafür vorgesehenen „Bestattungsplätzen“ geschehen. Der Bestattungszwang gilt auch für Asche, weswegen man sich von der Vorstellung, seine Liebsten in der Urne auf dem Kaminsims für immer bei sich zu haben, schnell verabschieden sollte. Doch wo darf man Urnen, außer auf einem Friedhof, bestatten?
3. Waldbestattung
Seit etwa 20 Jahren existiert das Modell Bestattungswald: Waldflächen, in denen Urnen im Wurzelbereich von Bäumen meist anonym beigesetzt werden. Andere Namen für Bestattungswald sind Friedwald, Ruheforst oder Urnenwald.
Meist handelt es sich bei einem Bestattungswald um eine für 99 Jahre gepachtete Waldfläche, einen Forst oder Wald in Privatbesitz, der zunächst für diesen speziellen Zweck nutzbar gemacht werden muss. Ziel ist es, den Baumbestand zu erhalten, um unter jedem Baum bis zu zwölf Urnen vergraben zu können. Greenpeace empfiehlt übrigens die Waldbestattung.
Urnen für eine Waldbestattung müssen aus einem Material gefertigt sein, das biologisch vollständig abbaubar ist. Der Deckel muss aus Metall sein, um die Urne unter der Erde langfristig orten zu können. Manche Kirchengemeinden und Glaubensrichtungen haben sich gegen eine solche Form der Bestattung ausgesprochen, sodass nicht immer ein Geistlicher bei der Trauerfeier oder Bestattung anwesend ist.
Eine Alternative zur Waldbestattung ist die „Tree of Life“-Bestattung. Dabei wird die Asche der Verstorbenen vom Wurzelwerk eines Erinnerungsbaumes aufgenommen. Dieser Baum kann anschließend an einen Ort gepflanzt werden, der den Verstorbenen zu Lebzeiten viel bedeutet hat – zum Beispiel im Garten der Angehörigen.
4. Seebestattung
Eine Seebestattung darf nur im Meer stattfinden und in keinem Fluss oder stehenden Gewässer. Dabei wird eine Urne, die aus Pappmaché, Salz oder einem anderen schnell auflösenden Material besteht, in einem Gebiet dem Meer übergegeben, das weder für Fischerei noch Wassersport genutzt werden darf. Es ist erlaubt, auch Blumen dem Meer zu übergeben, aus Umweltschutzgründen sind jedoch keine Kränze und sonstigen Gebinde erlaubt.
Es kommt auf das Bundesland an, ob man zur Seebestattung frei gegeben wird oder nicht. Hinterbliebene müssen eine tiefe Verbundenheit des Verstorbenen zur See (zum Beispiel wegen seiner früheren Berufstätigkeit) erklären, was belastend sein kann. Wenn du eine Seebestattung möchtest, solltest du dies selbst schriftlich verfügen und begründen, um deinen Hinterbliebenen diese Last zu nehmen.
Zusätzlich zur Einäscherung werden bei Seebestattungen noch mehr fossile Energie für Überführung und Schifffahrt benötigt, doch Urne und Asche selbst stellen für das Meer keine Belastung dar.
Wissenschaftler der Universität in Prag haben verschiedene Bestattungsformen untersucht und herausgefunden: Erdbestattungen sind tendenziell umweltfreundlicher. Mehr dazu erfährst du hier:
Weitere Bestattungsarten
In Deutschland hat jedes Bundesland andere Gesetze rund um das Thema Bestattung. Erkundige dich, was an deinem Wohnort möglich ist und was nicht. Grundsätzlich sind, je nach Bundesland, folgende Bestattungsarten zusätzlich zu den bereits genannten Arten in Deutschland erlaubt:
- Asche verstreuen
- Almwiesenbestattung
- Anonyme Bestattung
- Diamantbestattung
- Felsbestattung
- Flugbestattung
- Luftbestattung
- Weltraumbestattung
Neue Bestattungsart: Reerdigung
In den USA wird seit Kurzem eine zusätzliche Art der Bestattung angeboten: die Kompostierung. In Deutschland ist das Konzept als „Reerdigung“ bekannt und in Schleswig-Holstein bereits zugelassen. Dabei wird der Körper in eine große Metalltruhe gelegt, in der sich auch ein Substrat aus Stroh, Heu, Blumen, Aktivkohle und Grünpflanzen befindet. Anschließend wird der Kasten auf bis zu 70 Grad erhitzt und bewegt. Der Geschäftsführer des Berline Unternehmens, welches Reedigung anbietet, spricht gegenüber Spiegel außerdem von „Geheimzutaten“, die den Vorgang zusätzlich beschleunigen sollen. Rechtsmediziner des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf haben das Verfahren als intransparent kritisiert – sie befürworten Reerdigung nicht als Alternative zur Erd- und Feuerbestattung.
Fazit: die Öko-Bestattung
Wenn dir Nachhaltigkeit zu Lebzeiten wichtig war, möchtest du sicherlich auch nachhaltig bestattet werden. Suche dir dazu eine:n Bestatter:in deines Vertrauens aus und vereinbare schriftlich in deiner Bestattungsverfügung, was du darunter verstehst. Eine ökologische und nachhaltige Bestattung
- verbraucht wenig Fläche
- verwendet möglichst unbehandelte Rohstoffe aus der Region
- hat einen kleinen CO2-Fußabdruck durch kurze Transportwege und
- geringen Verbrauch fossiler Energien
- belastet Boden und Grundwasser so wenig wie möglich
Wichtig: der richtige Papierkram
Wenn du entschieden hast, ob und wie nachhaltig du bestattet werden möchtest, so ist es jetzt an der Zeit, dies auch schriftlich fest zu halten, damit dein Wille auch tatsächlich umgesetzt werden kann.
Das Thema Organspende kannst du zusätzlich zum Organspendeausweis in einer Patientenverfügung abhandeln.
Wie genau du bestattet werden möchtest, ist Bestandteil einer Bestattungsverfügung.
Wenn du bestimmte Ideen für dein Erbe hast, solltest du dein Testament machen oder eine Stiftung gründen.
Achte darauf, dass diese Dokumente auch rechtsgültig und immer aktuell sind. Viele Versicherungen bieten ihren Kund:innen Vorlagen als Word-Dokument oder PDF an, um die persönlichen Verfügungen, Testamente und Vollmachten daraus rechtsgültig zusammen zu basteln.
Sogar um die Kleidung, die du auf dem letzten Weg anziehen möchtest, kannst du dir schon einmal Gedanken machen. Viele (aber nicht alle) Friedhöfe schreiben aus Umweltschutzgründen Naturtextilien vor, auch Krematorien raten von Kunstfasern ab, um Schadstoffemissionen zu vermeiden.
Utopia meint: Nachhaltigkeit spielt in vielen Aspekten unseres Lebens bisher eine untergeordnete Rolle – so auch im Tod. Leider haben weder der Gesetzgeber noch große Teile der Bestattungsindustrie bisher Verantwortung übernommen, um das Ende des Lebensweges für den Planeten möglichst verträglich zu gestalten. Ob wir als Individuen diese Verantwortung auch über unser Lebensende hinaus noch übernehmen wollen, ist jedem und jeder selbst überlassen.
Auf jeden Fall ist es immer ratsam, sich unabhängig vom Alter schon jetzt um das Ende des Lebens zu kümmern und die notwendigen Unterlagen zu erstellen. Nur so kannst du wirklich sicher gehen, dass du auch so behandelt und begraben wirst, wie du das möchtest.
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Bios Urn: Nach dem Tod als Baum erblühen
- Meinen Grabstein soll kein Kind geschlagen haben
- Achtsamkeit: von der Schwierigkeit im Hier und Jetzt zu sein
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