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Nachhaltige Aktien: Vermeide diesen Denkfehler

Nachhaltige Aktien
Foto: CC0 / Pixabay - atimedia - 3844328

Wann ist eine Aktie nachhaltig? Nur, wenn sie von einem durch und durch grünen Unternehmen stammt? Nicht unbedingt. Die richtige Antwort ist etwas komplexer.

Grüne Aktienfonds wurden in den vergangenen Jahren immer beliebter. Laut dem Marktbericht des Forums Nachhaltige Geldanlagen hat sich das Investitionsvolumen nachhaltiger Publikumsfonds von 2020 auf 2022 beinahe verdreifacht. Ab wann allerdings ein Aktienfonds wirklich als nachhaltig bewertet werden kann, ist ohne aufwändige Recherche schwer zu beurteilen. Allein schon bei der Frage, wann eine Einzelaktie nachhaltig ist, gibt es einen häufigen Denkfehler.

Denkfehler: „Nur Aktien nachhaltiger Unternehmen sind nachhaltige Aktien“

Würdest du eine Aktie eines Energieunternehmens kaufen, das einen Großteil seines Umsatzes mit fossilen Energien erwirtschaftet? Deine spontane Reaktion lautet wahrscheinlich Nein. Schließlich klingt das danach, als würde dein Geld dann dazu beitragen, die Umwelt zu zerstören.

Bei nachhaltigen Aktien denkt man an Unternehmen, die nur nachhaltigen Aktivitäten nachgehen, also zum Beispiel Erbauer von Windparks oder Entwickler nachhaltiger Treibstoffe. Doch das lässt einen wichtigen Aspekt außer Acht: „braune“ Unternehmen können zu „grünen“ Unternehmen werden und brauchen dafür Investitionskapital.

Der „Investor’s Guide to Impact“ der Universität Zürich, der verschiedene Investmentstrategien auf ihren tatsächlichen nachhaltigen Einfluss untersucht hat, beschreibt folgendes Szenario: Angenommen man hätte die Möglichkeit entweder in ein 100 Prozent grünes Unternehmen zu investieren, das aber kaum Potenzial für weiteren Wachstum hat, oder in ein „braunes“ Unternehmen mit einer ambitionierten Strategie, sich zu einem nachhaltigen Unternehmen zu transformieren.

Die Wissenschaftler:innen kommen in dem Bericht zu dem Schluss, dass die Investition in die grüne Firma wenig positiven Impact hätte. Das (noch) braune Unternehmen zu unterstützen, würde hingegen mehr bewirken.

Ein gutes Beispiel hierfür ist der dänische Energiekonzern Ørsted. Früher war das Unternehmen so sehr auf fossile Energien fokussiert, dass es bis 2017 noch DONG Energy hieß. DONG stand für „Danks Olie og Naturgas“ (auf Deutsch: dänisches Öl und Erdgas). Im Jahr 2009 startete der fossile Riese jedoch eine beispiellose Transformation. Das Ziel war es von 85 Prozent fossiler Energien bis zum Jahr 2040 auf 85 Prozent erneuerbare Energien umzusteigen. Erreicht wurde dies viel früher, und zwar bereits 2019.

Innerhalb eines Jahrzehnts wurde DONG Energy unter dem neuen Namen Ørsted zum Weltmarktführer in Offshore-Windenergie. In der Öl- und Gasproduktion ist die Firma nicht mehr aktiv. Aus der Stromerzeugung durch Kohle will der Konzern 2024 aussteigen und bis 2025 soll die gesamte Energieproduktion klimaneutral sein. Mittlerweile investiert sogar die GLS Bank, eine der nachhaltigsten Banken Deutschlands in Ørsted, obwohl der Konzern immer noch in Geschäfte mit Kohlestrom involviert ist.

Kein Denkfehler, aber oft vergessen: Stimmrechte

Ein weiterer Aspekt, der bei Aktien berücksichtigt werden sollte: Sie verleihen dem Aktionär Stimmrechte bei den Aktionärsversammlungen und somit Mitspracherecht über den Kurs, den die Firma nimmt. Einzelne Privatanleger:innen können dabei zwar kaum etwas bewirken. Doch wenn viele Gleichgesinnte sich zusammentun und sich gemeinsam für eine nachhaltigere Ausrichtung des Unternehmens aussprechen, sieht es schon besser aus.

Zum Beispiel können nachhaltige Banken und andere Anbieter grüner Fonds mit ihrem Engagement einiges bewegen, da sie eine Vielzahl von Privatanleger:innen mit Stimmrechten vertreten und so vergleichsweise viel Einfluss nehmen können.

Und was bedeutet das alles für mich als Anleger:in?

Das Thema nachhaltige Aktien ist kompliziert. Dabei wollen die meisten nachhaltig orientierten Anleger:innen ihr Geld einfach nur sicher und mit ordentlicher Rendite investieren, ohne dass dabei Mensch oder Umwelt zu schaden kommen.

Es ist jedoch mit hohem Aufwand verbunden, herauszufinden, welche Unternehmen es mit der nachhaltigen Transformation ernst meinen. Was also tun, wenn du nicht etliche Stunden mit Recherche und dem Besuch von Aktionärsversammlungen verbringen willst?

  1. Sei nicht perfektionistisch: Selbst wenn jene Methode die effizienteste Art ist, positiven Impact mit Aktien zu erzeugen, so solltest du für dein Leben eine Option finden, die dich nicht überfordert. Fossile Energiekonzerne komplett aus deinem Portfolio zu verbannen, ist weiterhin eine valide Nachhaltigkeitsstrategie und es ist deutlich einfacher, als jedes Unternehmen einzeln zu analysieren.
  2. Eine weitere Option ist es, die Arbeit an Expert:innen abzugeben. Hier kommen dann nachhaltige Banken ins Spiel. Utopia empfiehlt sechs Banken, mit denen du in Sachen Nachhaltigkeit nichts falsch machst:

Konsequent nachhaltige Banken und Fondsanbieter beobachten die Unternehmen, die in ihren Fonds stecken, ganz genau, und treffen nuancierte Entscheidungen. Anstatt etwa alle Automobilhersteller, die noch Verbrenner herstellen, systematisch auszuschließen, können sie vereinzelte Ausnahmen machen. Zum Beispiel, wenn sie davon überzeugt sind, dass das entsprechende Unternehmen ambitionierte Pläne verfolgt, auf Elektromobilität zu wechseln und eine Investition somit positiven Impact hätte.

Der Nachteil daran: Dieser Aufwand kostet. Bei wirklich nachhaltigen Fonds handelt es sich in der Regel um vergleichsweise teure aktive Fonds. ETFs sind deutlich günstiger, können aber in Sachen Nachhaltigkeit nicht mit gut gemanagten aktiven Fonds mithalten. Hier musst du eine Entscheidung treffen, ob du den Fokus auf möglichst hohe Rendite legst oder dir die Nachhaltigkeit wichtiger ist.

Optionen für die eigene Recherche

Wenn du dich eigenmächtig auf die Suche nach nachhaltigen Fonds und ETFs begeben willst, kannst du kostenlose Tools wie Faire Fonds oder Cleanvest nutzen. Beide Plattformen verwenden unterschiedliche Bewertungssysteme, um Fonds entsprechend ihrer Nachhaltigkeit einzuordnen. Allerdings funktionieren beide nach dem Prinzip: ein nachhaltiger Fonds besteht aus nachhaltigen Unternehmen. Das ist zwar nicht falsch, aber wie schon beschrieben nicht die optimale Strategie, um maximalen Impact zu erzeugen.

Ein besserer Indikator ist das FNG-Siegel: Hier werden auch viele weitere Kriterien wie Nachhaltigkeits-Initiativen und die Ausübung des Stimmrechtes vonseiten des Fondsanbieters bewertet. Achte hier aber auf eine möglichst hohe Bewertung von zwei bis drei Sternen. Das Tragen eines FNG-Siegels an sich ist nämlich wenig aussagekräftig, da es über 90 Prozent der Fonds, die eingereicht werden, auch bekommen.

Ebenfalls empfehlenswert ist die Fonds-Datenbank von Finanztest. Auch diese verwendet neben bestimmten Ausschlusskriterien zusätzliche Faktoren, um die Nachhaltigkeit eines Fonds zu beurteilen, zum Beispiel ob es einen Nachhaltigkeitsbeirat gibt, der den Fonds kontrolliert. Ein weiterer Vorteil: Finanztest bewertet auch das Rendite- und Risikopotenzial der einzelnen Fonds und ETFs. Der Zugang zur Datenbank ist jedoch kostenpflichtig.

Weitere Informationen zum Thema nachhaltige Aktienfonds findest du im Utopia-Ratgeber zu ETFs:

Disclaimer: Die auf Utopia veröffentlichten Texte zum Thema Finanzen stellen keine Anlageberatung oder Kaufempfehlung dar. Alle zur Verfügung gestellten Informationen basieren auf sorgfältig recherchierten, öffentlich verfügbaren Quellen oder wurden aus Gesprächen mit Expert:innen übernommen und dienen allein der Bildung und Veranschaulichung. Eine Gewähr für die Richtigkeit der Informationen kann nicht übernommen werden. Investments in Aktien, ETFs und Fonds bergen immer Risiken. Wenn Utopia-Leser:innen Entscheidungen bezüglich ihrer Finanzen auf Basis der hier bereitgestellten Informationen treffen, tun sie dies auf eigenes Risiko und eigene Verantwortung.

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