Auch die Brillenindustrie hat erkannt, dass sie auf umweltfreundlichere Materialien setzen muss. Bei den Gestellen haben Brillenträger bereits die Wahl aus zahlreichen alternativen Materialien. Was nachhaltige Brillengläser betrifft, will nun ein Kölner Start-up mit einer innovativen Kombination durchstarten.
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Die Nachfrage nach fairen und verträglichen Produkten steigt – und auch vor Brillen macht die Entwicklung nicht Halt. Zum Glück! Ob aus upgecycelten, recycelten oder Bio-Materialien: Statt Plastikfassungen hüllen sich immer mehr nachhaltige Gestelle ums Brillenglas.
Die Gläser selbst bestehen hingegen noch größtenteils aus Kunststoff. Doch vielleicht nicht mehr lange: Das Kölner Start-up Nature Specs zumindest möchte einen Schritt weitergehen und der erste deutsche Optiker werden, der nachhaltigere Materialien nicht nur bei den Fassungen, sondern auch bei den Brillengläsern einsetzt – und so beides kombiniert.
Crowdfunding für bessere Brillengläser
Das wäre in der Tat ein Novum – und eine Erleichterung für die Umwelt. Laut Nature Specs werden in Deutschland jährlich rund 33 Millionen Kunststoffgläser produziert, was 214 Tonnen Plastik entspricht. Das ist zu viel, dachten sich die Gründer Carl Philipp, Paulina, Lars und Lorina und beschlossen, mit ihrem Start-up wirklich nachhaltige Brillen auf den Markt zu bringen.
Für die Fassungen kommen deshalb – statt Acetat, chemischen Klebstoffen und Weichmachern – Holzreste aus der Möbelindustrie sowie alte Fischernetze aus dem Ozean zum Einsatz. Die Brillengläser werden aus Biomasse gefertigt, die nicht aus Erdöl besteht, sondern aus bis zu 90 % pflanzlichen Materialien. Laut dem Start-up spart das nicht nur 82 % Plastik, sondern auch 14 % Treibhausgase ein.
Um ihre Idee zu verwirklichen und einen eigenen Onlineshop aufzubauen, setzt Nature Specs zurzeit auf eine Crowdfunding-Kampagne, die nur noch wenige Tage läuft. Noch fehlen rund 4.000 Euro – wir drücken die Daumen!
Warum sind Brillen nicht nachhaltig?
Wie schon gesagt, bestehen die meisten Brillen aus Kunststoff – sowohl die Fassungen als auch die Gläser. Bei der Herstellung kommen verschiedene Chemikalien, Weichmacher sowie Farben (für die Fassungen) zum Einsatz. Aus diesen Gründen ist ein sinnvolles Brillenrecycling kaum möglich.
Wenn die Brille ihren Dienst einmal getan hat, landet sie normalerweise im (Rest-)Müll. Nicht viele Menschen wissen, dass man auch Brillen spenden kann. Auch das Zubehör kann, was Umweltfreundlichkeit betrifft, selten punkten: In Brillenputztüchern sind oft Polyamide und Polyester verarbeitet, und auch Etuis bestehen normalerweise aus Plastik.
Gut, dass es bereits Unternehmen gibt, die da nicht mehr mitspielen! Eine kleine – aber sehr feine Auswahl – an Optikern, die bereits nachhaltigere Brillen anbieten, möchten wir euch nicht vorenthalten.
Bessere Brillen bei Durchblick
Durchblick aus dem württembergischen Winnenden ist ein Mekka für alle, die sich an Plastikrahmen sattgesehen haben und nach nachhaltigeren Alternativen suchen. Die Fassungen von Durchblick bestehen aus Kork, Seegras, eingearbeiteten Blumen (ja, Blumen!), Stein, Baumwolle, Titan oder Holz. Besonderes Upcycling-Highlight: Brillen aus alten Vinylplatten wie dieses AC/DC-Modell. Das ist Musik auf unseren Augen.
Entdecken? Am besten direkt bei Durchblick.
Nachhaltige Brillen von St. Eilen
Das Leipziger Unternehmen St. Eilen lässt seine Produkte unter fairen Bedingungen in einer kleinen Manufaktur in Rathenow herstellen. Die Fassungen bestehen aus italienischem Cellulose-Acetat, einem pflanzlichen Material, das aus Holzabfällen, Pflanzenresten oder Baumwollfasern besteht und Kunststoff ähnelt. Durch Essigsäure wird Cellulose gesammelt, in Platten gegossen und weiterverarbeitet.
Doch nicht nur die Fassungen sind „made in Germany“, sondern auch die Gläser: Hier arbeitet St. Eilen mit dem Rathenower Hersteller Ophthalmica zusammen, der auf eine nachhaltige Glasherstellung setzt.
Entdecken? Am besten direkt bei St. Eilen
Dick Moby – Bio-Brillen aus Holland
Mit Dick Moby gehen wir auf Reisen. Wortwörtlich, denn die Modelle des niederländischen Unternehmens sind nach Städten benannt: von Miami geht’s nach Buenos Aires und von da nach Düsseldorf. Die Fassungen ihrer schwarzen Modelle bestehen zu 97 % aus recyceltem Acetat aus der Brillenindustrie und zu 3 % aus schwarzer Tinte. Bei den Metall-Modellen (ein Modell ist oben zu sehen) setzen die Gründer Tim und Robbert ebenfalls auf recyceltes Material, und für die bunten Designs kommt Bio-Acetat ohne toxische Weichmacher zum Einsatz. Schönes Plus: Auch die Brillenputztücher werden aus alten PET-Flaschen gefertigt.
Entdecken? Am besten direkt bei Dick Moby, Sonnenbrillen des Labels gibt’s auch im Avocadostore**.
Sea2See
Der Name verrät es schon – mit diesem Hersteller geht’s hinaus in die Weiten des Meeres. Aus dem fischt François van den Abeele Fischernetze und Plastikmüll und verwandelt sie für seine Marke Sea2See in hochwertige Brillen. Jeden Tag sammelt das Unternehmen nach eigenen Angaben rund eine Tonne Plastikmüll aus den Ozeanen – da überrascht es nicht, dass das Unternehmen sowohl eine Cradle-to-Cradle– als auch eine Peta-Zertifizierung an der Wand hängen hat. Und Javier Bardem mit ins Boot holen konnte (ja, das war Absicht).
Modelle entdecken? Direkt bei Sea2See
Nachhaltige Brillenputztücher
Wusstest du übrigens, dass es nicht nur „grünere“ Brillen, sondern natürlich auch nachhaltigere Brillenputztücher gibt? Konventionelle Putztücher, wie du sie beim Optiker gratis bekommst, bestehen meistens aus Mikrofaser und damit aus Polyester und/oder Polyamid. Beides sind Kunststoffe, die aus Erdöl gewonnen werden. Außerdem geben Sie Mikroplastik ab.
Besser fährst du (und die Umwelt!) mit einem Putztuch aus Bio-Baumwolle, das sich auch als wertiges Geschenk eignet. Das Brillenputztuch von Fazinettel beispielsweise (im Bild) wird in Österreich verwebt und besteht nur aus Baumwolle.
Kaufen:bei Fazinettel
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