Smartphones sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken – doch die Produktion von Handys ist problematisch und die Lebensdauer vieler Geräte kurz. Utopia zeigt dir, welche Handys nachhaltiger und fairer hergestellt werden.
Alle zwei, drei Jahre kaufen sich viele Verbraucher:innen Umfragen zufolge ein neues Handy. Da Smartphones aus vielen wertvollen Ressourcen bestehen, die meist aus weit entfernten Teilen der Welt unter unfairen Bedingungen gewonnen werden, belastet unser Handyverschleiß die Umwelt. Wir zeigen dir, wie es besser geht und wo du ein faires und nachhaltiges Handy kaufen kannst.
Nachhaltiges Handy: Der Markt ist überschaubar
Die Nachhaltigkeitsprobleme von Smartphones sind komplex, unten erfährst du mehr dazu. Zunächst möchten wir Hersteller nennen, die es besser machen als die Konkurrenz und versuchen, faire und nachhaltige Handys anzubieten.
Fairphone: Faire Smartphones in fünfter Generation
Die niederländische Technologiefirma Fairphone stellte im August 2023 ihr Fairphone 5 vor. Wir haben das neue Fairphone bereits einem Praxistest unterzogen. Wie die Vorgängermodelle ist das nachhaltigere Smartphone modular aufgebaut. Nutzer:innen können dadurch Ersatzteile kaufen und ihr Handy bei einem Defekt in vielen Fällen selbst reparieren. Kaufen kannst du das Fairphone 5 zum Beispiel bei Memolife, Vireo oder AfB, alternativ auch bei Mediamarkt oder Amazon.
Fairphone setzt sich seit der Gründung für existenzsichernde Löhne ein und will sein bisheriges Programm erweitern und auf Zulieferbetriebe ausdehnen. Das soll verhindern, dass Arbeiter:innen in Minen ausgebeutet werden. Inzwischen bezieht das Unternehmen 14 Materialien wie Gold und Lithium aus fairer Quelle oder aus Recycling. Fairphone verpflichtet sich zudem, so viele Smartphones zu recyceln, wie das Unternehmen verkauft.
Das Fairphone wird in China produziert. Das Unternehmen hat es sich allerdings glaubwürdig zum Ziel gesetzt, die Bedingungen vor Ort zu verändern und geht offen mit den globalen Lieferketten um. Eine Fertigung in Europa sei laut Hersteller sogar mit einem höheren CO2-Fußabdruck verbunden. Denn die meisten Komponenten müssten auch dann weiterhin aus Asien bezogen werden.
Aus Sicht von Utopia gibt es derzeit kein Unternehmen am Smartphone-Markt, das sich ebenso stark wie Fairphone für faire und nachhaltige Handys einsetzt. Für mehr Infos zu den einzelnen Geräten lies:
- Fairphone 5 Test: Warum ich mein iPhone dagegen eintauschen würde
- Das Fairphone 4 bietet Android 11, 5G, 5 Jahre Garantie, Dual-SIM & mehr
Shiftphone: Modulare Smartphones aus Deutschland
Seit 2014 hat das hessische Unternehmen sieben nachhaltigere Smartphones entwickelt. Alle Shiftphone-Modelle sind so gebaut, dass sie von den Besitzer:innen selbst repariert werden können. Etwa der Akku ist austauschbar. Man kann Ersatzteile im eigenen Shop bestellen oder Reparaturen teils auch von Shiftphone durchführen lassen.
Das Besondere an Shiftphone: Das Unternehmen ist mit dem Ziel angetreten, statt maximalen Gewinn maximalen Sinn zu erwirtschaften. Die Smartphones sind deshalb modular, reparierbar, mit schlichtem Design und möglichst fair hergestellt. Shiftphone betreibt dazu eine eigene Manufaktur in China und zahlt nach eigenen Angaben einen etwa dreifach höheren Lohn als vor Ort üblich. Mehrere Medien haben das bestätigt, etwa ein Bericht des Magazins Galileo vor ein paar Jahren.
Genau wie das Fairphone wird auch das Shiftphone in China produziert und nicht am Unternehmensstandort in Hessen. Denn auch beim Shiftphone werden die meisten Teile in Asien hergestellt. Somit würde es laut Shiftphone auch in diesem Fall die Umwelt stärker belasten, die Einzelteile nach Deutschland zu liefern anstatt die fertigen Smartphones.
Derzeit kann man das neue wasserschützte Shiftphone 8 vorbestellen, wir haben uns die Vorgängermodelle genauer angesehen:
- Ausprobiert: Das macht das Smartphone Shift6mq einzigartig
- Test: Shift 5me von Shiftphones – so gut ist das reparierbare Smartphone
Warum braucht es nachhaltige Handys?
Die globale Nachfrage nach Smartphones, Laptops und anderen Elektronikgeräten ist seit Jahren hoch. Gleichzeitig werden zu wenige Smartphones fachgerecht recycelt und die verbauten Rohstoffe erneut genutzt. Das führt zu einem hohen Bedarf an neuen Rohstoffen.
Die Rohstoffgewinnung findet meist in politisch instabilen Ländern in Afrika und anderen Ländern des globalen Südens statt, unter teils menschenunwürdigen Zuständen und mithilfe von Kinderarbeit. Das macht die konventionelle Smartphone-Produktion höchst problematisch.
In Smartphones sind zahlreiche Metalle und Kunststoffe verbaut, darunter sogenannte Konfliktmineralien. Führt die Förderung von Rohstoffen zu gewaltsamen Konflikten, zählt man sie zu den Konfliktmineralien. Dies ist unter anderem bei Gold, Tantal, Wolfram und Zinn der Fall. Siehe dazu:
Die Produktion nimmt auch wenig Rücksicht auf den Umweltschutz, die meisten Materialien legen weite Wege zurück, Schadstoffe bei der Gewinnung sind Alltag. Zuletzt bleibt die problematische Entsorgung von Elektroschrott. Veraltete Smartphones aus Europa werden zu Tausenden nach Afrika verschifft, wo sie Böden und Menschen verseuchen.
Wenige Hersteller engagieren sich – wie etwa Fairphone – Rohstoffe aus fairer Produktion zu verwenden diese Bemühungen transparent zu machen. Bis Hersteller komplett faire Smartphones anbieten können, ist es allerdings noch ein weiter Weg. Hier liegt es an Apple, Samsung und Co.
Apple, Samsung & Co.: Wo bleiben nachhaltige und faire Handys?
Apple publiziert regelmäßig Nachhaltigkeitsberichte (zum Beispiel hier) und zeigt Bemühungen um mehr Umweltschutz, etwa bei der Verwendung regenerativer Energien oder dem Verzicht auf Schadstoffe in den Produkten. Bis 2030 sollen alle Produkte CO2-neutral sein. Inzwischen hat Apple Standards für die verantwortungsvolle Beschaffung von Rohstoffen festgesetzt, die auf internationalen Richtlinien wie dem OECD Leitfaden für die Erfüllung der Sorgfaltspflicht basieren.
2022 wurden nach Unternehmensaussage 100 Prozent der identifizierten Schmelzhütten und Raffinerien für Zinn, Tantal, Wolfram, Gold, Kobalt und Lithium in der Lieferkette Überprüfungen unterzogen, um die Einhaltung der Apple-Standards zu gewährleisten. Apple unternimmt wichtige Schritte in die richtige Richung.
Auch Samsung strebt – ebenso wie Apple – nach eigenen Aussagen eine Kreislaufwirtschaft seiner Produkte an. Das südkoreanische Unternehmen hat weltweit Recyclingprogramme angestoßen. Auch will Samsung Electronics seine direkten und indirekten CO2-Emissionen bis 2050 auf netto-null reduzieren. Eine faire Beschaffung der Rohstoffe für seine Smartphones und anderen Elektronikgeräte hat Samsung unserer Kenntnis nach bislang wenig im Fokus.
Besser als ein nachhaltiges Handy: Gebrauchte Smartphones
Wer Tipps zu nachhaltigen Smartphones geben möchte, steht vor dem Dilemma, dass ein neues Smartphone generell wenig nachhaltig ist. Das beste Smartphone ist streng genommen kein Smartphone; das zweitbeste ist das gebrauchte Smartphone, für das keine neuen Ressourcen aufgewendet oder Rohstoffe abgebaut werden müssen. Wir haben dir die besten Online-Portale für den Gebrauchtkauf aufgelistet
Wohin mit dem alten Handy?
Wenn du dir ein neues Handy kaufst, solltest du das alte Gerät nicht in einer Schublade verstauben lassen. Die wertvollen Rohstoffe im Smartphone sollten recycelt werden. Gib dein altes Smartphone deshalb an einer Sammelstelle ab oder spende es an eine Organisation. Lies dazu: Altes Handy spenden: Mit diesen Organisationen tust du Gutes
Auch gut: ein besserer Tarif fürs nachhaltige Handy
Wenn du nach einem nachhaltigeren Handy suchst, kannst auch gleich einen besseren, weil grüneren Handytarif wählen. Wir haben die Tarife von Wetell, Goood und Amiva verglichen:
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