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Natriumcyclamat (E952): Was du über den Süßstoff wissen solltest

natriumcyclamat
Foto: CC0 / Pixabay / 422737

Natriumcyclamat ist einer der beliebtesten Süßstoffe. Erfahre hier, welche Eigenschaften Natriumcyclamat hat und ob der Stoff unbedenklich ist.

Natriumcyclamat ist eine häufige Zutat in zuckerfreien oder -reduzierten Speisen und Getränken. Der chemische Name des 1937 erstmals synthetisierten Stoffs lautet Cyclohexylsulfaminsäure. Damit ist strenggenommen nicht nur ein Stoff gemeint: Der Name bezeichnet sowohl die Grundform Cyclamat als auch deren Salze Calcium- und Natriumcyclamat. Häufig wird einfach von „Cyclamat“ gesprochen, obwohl eigentlich Natriumcyclamat gemeint ist.

Die wichtigsten Eigenschaften von Natriumcyclamat:

  • 35 mal so süß wie Zucker (die Süßkraft verstärkt sich allerdings zum Beispiel in Kombination mit dem Süßstoff Saccharin)
  • „kalorienfrei“: Der Körper kann Natriumcyclamat nicht verstoffwechseln
  • verursacht im Gegensatz zu Zucker keinen Karies
  • hat im Vergleich zu anderen Süßstoffen kaum einen Beigeschmack, verstärkt Fruchtaromen
  • Hitze- und Kältebeständig, zum Kochen und Backen geeignet

Lebensmittel mit Natriumcyclamat

Zuckerfreie Limonaden enthalten oft Natriumcyclamat.
Zuckerfreie Limonaden enthalten oft Natriumcyclamat.
(Foto: CC0 / Pixabay / igorovsyannykov)

Natriumcyclamat findest du in zahlreichen zuckerfreien oder zuckerreduzierten Lebensmitteln:

Außerdem kannst du Natriumcyclamat als Süßungsmittel kaufen, zum Beispiel in Tablettenform. Auch in Arzneimitteln und Kosmetik kann der Süßstoff vorkommen.

Gemäß einer EU-Richtlinie von 2014 steht auf der Zutatenliste des Produkts entweder der Namen des Süßstoffs („Natriumcyclamat“) oder seine E-Nummer E 952. Auf der Vorderseite müssen Hersteller dagegen nur darauf hinweisen, dass das Produkt Süßungsmittel enthält.

Natriumcyclamat: Gesundheitliche Bewertung und Grenzwerte

Obstkonserven dürfen mit Natriumcyclamat gesüßt werden.
Obstkonserven dürfen mit Natriumcyclamat gesüßt werden.
(Foto: CC0 / Pixabay / stevepb)

In der EU beurteilt dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zufolge seit 2003 die European Food Safety Authority (EFSA), ob ein Zusatzstoff gesundheitlich bedenklich ist. Vorher war das Scientific Committee on Food (SFC) zuständig. 

Das SFC hat im Jahr 2000 festgelegt, wie viel Natriumcyclamat man am Tag maximal zu sich nehmen sollte. Dieser sogenannte ADI („acceptible daily intake“) liegt laut BfR bei sieben Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht.

Daran angelehnt gibt es „Zusatzstoffe online“ zufolge diese Grenzwerte für Lebensmittel:

  • maximal 250 Milligramm pro Liter beziehungsweise pro Kilogramm in Getränken und Süßspeisen
  • maximal 500 bis 1000 Milligramm pro Kilogramm in Brotaufstrichen und Obstkonserven

Gerade bei Erfrischungsgetränken können Kinder den ADI durchaus erreichen oder überschreiten. Der Wert liegt jedoch so niedrig, dass es unbedenklich sein soll, ab und an etwas zu viel Natriumcyclamat aufzunehmen.

Wie wird der ADI ermittelt?

Wissenschaftler testen an Tieren, welche Dosis eines Süßstoffs sie noch aufnehmen können, ohne dass irgendwelche Veränderungen im Körper auftreten. Dieser Wert wird durch einen Sicherheitsfaktor geteilt, dem BfR zufolge meistens 100. Das Ergebnis ist der ADI.

Ist Natriumcyclamat wirklich unbedenklich?

In Tierversuchen wurde festgestellt, dass sehr hohe Dosen Natriumcyclamat Harnblasenkrebs und Fruchtbarkeitsstörungen auslösen können. Schuld daran soll laut „Zusatzstoffe online“ ein Stoff sein, den Darmbakterien aus dem Süßstoff gewinnen können. Dem BfR zufolge gilt Natriumcyclamat in den erlaubten Mengen für Menschen jedoch als unbedenklich.

Übrigens: Aktuell läuft ein Verfahren der EFSA, in dem alle Zusatzstoffe erneut überprüft werden. Bis 2020 muss auch für Natriumcyclamat eine neue Bewertung vorliegen.

Abnehmen mit Natriumcyclamat und anderen Süßstoffen?

Ob Süßstoffe wie Natriumcyclamat beim Abnehmen helfen, ist umstritten.
Ob Süßstoffe wie Natriumcyclamat beim Abnehmen helfen, ist umstritten.
(Foto: CC0 / Pixabay / Tumisu)

Zucker hat 400 Kilokalorien pro 100 Gramm, Natriumcyclamat dagegen ist in den erlaubten Mengen praktisch kalorienfrei. Ist Natriumcyclamat also ein geeignetes Mittel, um Kalorien zu sparen und abzunehmen?

Unter Wissenschaftlern ist diese Frage umstritten. Manche Studienergebnisse unterstützen diese Annahme. Andere dagegen bringen Süßstoffe mit stärkerem Appetit und einem höheren Blutzuckerspiegel in Verbindung.

Hier einige Studienergebnisse:

  • Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) zitiert in einem Beitrag von 2007 verschiedene Studien und einen Review, der 16 klinische Studien zu Aspartam analysiert hat. Insgesamt kommt die DGE zu dem Ergebnis, dass Süßstoffe dabei helfen, Kalorien zu sparen und abzunehmen. Ob das auch speziell für Natriumcyclamat gelten soll, ist unklar.
  • Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt ein Review von 2016, der verschiedene Tierversuche und klinische Studien analysiert.
  • Die Autoren eines Reviews von 2015 bewerten die Studienlage anders: Sie sehen kein nachgewiesenen Zusammenhang zwischen zuckerfreien Süßungsmitteln, dem Körpergewicht, dem Blutzuckerspiegel und dem Diabetesrisiko. Dies stimmt mit einer Bewertung der EFSA aus dem Jahr 2011 überein.
  • Eine französische Langzeit-Beobachtungsstudie an über 30000 Frauen hat untersucht, wie sich der Konsum von zuckerhaltigen und zuckerfreien Süßgetränken auf Risiko an Diabetes Typ zwei zu erkranken auswirkt. Die Studie ergab, dass Frauen eher an Diabetes erkranken, wenn sie viele Süßgetränke konsumieren – egal, ob mit Zucker oder Süßstoffen. Da es sich nur um eine Beobachtungsstudie handelt, ist den Autoren der Studie zufolge aber nicht auszuschließen, dass auch andere Faktoren eine Rolle gespielt haben. 

Leider beziehen sich all dieser Studien nicht speziell auf Natriumcyclamat. Das gleiche Problem besteht bei einer vieldiskutierten Studie von 2014. Dort stellten Forscher in Tierversuchen und klinischen Versuchen fest, dass Süßstoffe die Darmflora verändern und dadurch einen hohen Blutzuckerspiegel verursachen können. Natriumcyclamat wurde jedoch nicht untersucht.

Fazit zu Natriumcyclamat

Kinder können schnell die Tageshöchstmenge erreichen, wenn sie Limonaden mit Natriumcyclamat trinken.
Kinder können schnell die Tageshöchstmenge erreichen, wenn sie Limonaden mit Natriumcyclamat trinken.
(Foto: CC0 / Pixabay / blackstarvideo)

Natriumcyclamat gilt im Rahmen der Grenzwerte als unbedenklich – seine Wirkungen im Körper sind aber noch nicht ausreichend verstanden. Es bleibt abzuwarten, was die Neubewertung der EFSA ergibt. Falls du generell gerne weniger Süßes essen möchtest, solltest du Natriumcyclamat dennoch meiden: Die Lust auf Süßes verlierst du eher, wenn du auf von Natur aus süßes Obst und Gemüse zurückgreifst. 

Wichtig zu wissen: Kinder, die noch nicht so viel wiegen, erreichen bei Getränken mit Natriumcyclamat schnell den Tageshöchstwert.

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