Bunte Finger- und Zehennägel sind jetzt im Sommer sehr beliebt. Da Nagellack aber nicht ewig hält, muss er irgendwann auch wieder ab – am besten mit möglichst hautschonenden Entfernern. Das Verbrauchermagazin Öko-Test hat Nagellackentferner auf Schadstoffe untersucht: Benzol spielt keine Rolle mehr, dafür fand das Labor problematische Duftstoffe und Weichmacher.
Knallig bunte, glänzende oder elegante French Nails: Nagellack ist ein sehr beliebtes Beautyprodukt. Wer eine neue Farbe auftragen oder die alte loswerden will, braucht Nagellackentferner. Der riecht nicht nur unangenehm stechend, sondern kommt auch nicht ohne Problemstoffe aus – so das Testergebnis von Öko-Test.
Das Verbrauchermagazin hat 20 Nagellackentferner im Labor untersuchen lassen, vier Produkte davon sind zertifizierte Naturkosmetik. Drei Viertel der getesteten Produkte schneiden mit „sehr gut“ ab – wir sind mit diesem Testurteil nicht ganz einverstanden.
Nagellackentferner im Test: Lösemittel problematisch, aber nicht vermeidbar?
Damit ein Nagellackentferner den Lack von den Nägeln beseitigen kann, braucht er Lösemittel. Früher setzten die Hersteller bevorzugt auf Aceton, das allerdings auch die Haut angreift und ihr Fett entzieht. Viele Nagellackentferner sind deshalb inzwischen acetonfrei. Doch auch die alternativen Lösemittel wie Ethylacetat (Essigester) und Alkohol entfetten und sind nicht unproblematisch: Ethylacetat – oft in Naturkosmetik eingesetzt – kann laut Öko-Test Hautreizungen auslösen.
Weitere Probleme: Aceton und Ethylacetat sollten nicht eingeatmet werden, da sie die Atemwege reizen und zu Schwindel führen können. Zudem sind sie leicht entflammbar. Öko-Test erklärt dazu: „Die Unterschiede zwischen den eingesetzten Lösemitteln sind aus unserer Sicht nicht so groß, dass dies eine unterschiedliche Bewertung zur Folge haben müsste.“
Dass Lösemittel generell mit vielen Problemen behaftet sind, erkennen die Verbraucherschützer:innen zwar an, lassen das in ihrer Bewertung der getesteten Nagellackentferner aber außen vor: „Weil sich der Lack ohne Lösemittel nicht entfernen lässt, werten wir die Stoffe nicht ab“, so Öko-Test.
Wir sehen diese Einschätzung ein wenig kritisch – sind Nagellackentferner nach Einschätzung von Öko-Test per se problematische Produkte, da sie nicht ohne Lösemittel auskommen können, hätte man auch keines der Produkte mit „gut“ oder „sehr gut“ bewerten können. Stattdessen hätten die Testurteile ab der Note „befriedigend“ absteigend vergeben werden können.
Viele Gewinner im Nagellackentferner-Test
Trotz der Lösemittel schnitten 15 getestete Produkte mit Bestnote ab, darunter:
- Ebelin Nagellackentferner Aloe Vera Duft von dm
- Isana Nagellackentferner Acetonfrei Biotin & Aprikosenkernöl von Rossmann
- Naturkosmetik: Terra Naturi Nagellackentferner Bio-Orangenöl von Müller Drogeriemarkt
- Essie Good as Gone Klärender Nagellack Entferner
Der Preis spielt bei den Testergebnissen übrigens keine Rolle: Die Entferner der Discounter schnitten nicht schlechter ab als Nagellackentferner von Douglas oder Maybelline. Im Gegenteil: In einigen Markenprodukten wies das Labor den bedenklichen UV-Filter Benzophenon-1 nach. Der Maybelline Jade Acetonfreier Nagellackentferner erhielt deshalb sogar das Testurteil „mangelhaft“.
Aceton in acetonfreiem Nagellackentferner?
Öko-Test ließ im Labor auch prüfen, ob die ausgelobten „acetonfreien“ Nagellackentferner auch tatsächlich ohne Aceton auskommen. Bei drei Produkten im Test war das nicht der Fall. Ein Hersteller reagierte prompt und nahm den Entferner vorsorglich aus dem Verkauf, um den Sachverhalt zu klären.
Öko-Test: Duftstoffe in Nagellackentferner nicht immer unproblematisch
Duftstoffe in den Entfernern sollen den oft unangenehmen Geruch der Lösemittel überdecken. Dafür eignen sich etwa ätherische Öle oder Parfüm. Manche Duftstoffe sind allerdings bedenklich, da sie zum Beispiel Allergien auslösen können. Auch hier fiel der Nagellackentferner von Maybelline Jade negativ auf: Das von Öko-Test beauftragte Labor wies den polyzyklischen Moschusduft Galaxolid (HHCB) nach, der sich in unserem Fettgewebe anreichert und zudem gewässergefährdend ist.
Auch Weichmacher entdeckte das Verbrauchermagazin im Test – vor allem in einem Produkt. Der Hersteller bezeichnete die aus der Plastikverpackung stammenden Rückstände als technisch unvermeidbar, Öko-Test sieht das anders und rät zu einer anderen Verpackung.
Fazit: Nagellackentferner sind schädlich für die Haut
Dieser Einschätzung schließen wir uns an und betrachten Nagellackentferner insgesamt als problematisches Produkt, das du nicht allzu oft verwenden solltest. Die Lösemittel in den Produkten entfetten die Haut und verringern so ihren Schutz gegen Krankheitserreger wie Pilze und Bakterien. Öko-Test gibt zu bedenken: „Von Auslobungen wie ‚pflegend‘ braucht sich niemand blenden lassen: Nagellackentferner sind grundsätzlich nicht gut zur Haut.“
Tipps zur Anwendung:
- Wenn du Nagellackentferner verwendet hast, pflege die Haut anschließend mit einer Creme, die die Haut vor dem Austrocknen schützt und die Nägel pflegt oder massiere etwas Olivenöl in Hände und Nägel ein.
- Lüfte den Raum, während du acetonhaltige Substanzen verwendest. Der Stoff ist flüchtig und verteilt sich daher schnell in der Luft.
- Verwende wiederverwendbare Wattepads oder Recycling-Taschentücher, um Müll zu vermeiden und natürliche Ressourcen zu schonen.
Hier haben uns Nagellack für dich genauer angesehen: Naturkosmetik-Test: Diese Nagellacke sind empfehlenswert
Alle Details findest du in der Ausgabe 07/2021 von Öko-Test sowie online auf www.oekotest.de.
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