Bei den Neuzulassungen legen E-Autos zu, doch viele Käufer:innen sind weiter verunsichert, ob sich ein Stromer lohnt. Sind Elektroautos denn nun nachhaltiger als Benzin-, Diesel-, und eFuel-Pkw – oder nicht? Die Studienlage zur Ökobilanz der Stromer ist eindeutig.
Fast jeder fünfte Neuwagen war dem Kraftfahrt-Bundesamt zufolge im April 2025 ein E-Auto. Laut ADAC zieht die Nachfrage nach Elektroautos damit weiter deutlich an. Doch wie nachhaltig sind E-Autos überhaupt – im Vergleich zu Verbrennern und Plug-in-Hybriden? Die Studien hierzu kommen zu einem klaren Ergebnis.
- Ökobilanz von Elektroautos: besser, aber nicht perfekt
- E-Autos alleine machen Verkehr nicht nachhaltig
- Motor und Batterie schwächen die Nachhaltigkeit von E-Autos
- Je länger es fährt, desto nachhaltiger ist das Elektroauto
- Elektroautos werden zwangsläufig noch nachhaltiger
- Elektroautos sind so nachhaltig wie die Energie, die sie nutzen
- Fazit: Elektroautos sind nachhaltiger, reichen aber nicht aus
- FAQ: Elektroautos und Nachhaltigkeit
Ökobilanz von Elektroautos: besser, aber nicht perfekt
In Deutschland verursacht der Verkehrssektor rund 20 Prozent aller Treibhausgasemissionen. Deswegen ist es sinnvoll und dringend nötig, hier nach emissionsfreien Alternativen zu suchen – und Elektroautos sind derzeit die beste Alternative zu Verbrennern. Das belegen Einzelstudien ebenso wie der aktuelle Policy Brief „Batterien für Elektroautos: Faktencheck und Handlungsbedarf – Ein Update“, den das Fraunhofer ISI im Mai 2025 vorlegte und darin einen Überblick zur Studienlage bei E-Mobilität gibt.
Laut Fraunhofer Policy Brief verursachen heute in Deutschland gekaufte E-Autos bei einer durchschnittlichen Fahrleistung etwa 40 bis 50 Prozent weniger Treibhausgasemissionen als vergleichbare Verbrenner. Diese Berechnung umfasst die Herstellung, Nutzung und die Entsorgung der Fahrzeuge. Wie das Fraunhofer Insitut schreibt, werden die höheren Emissionen in der Herstellung der Fahrzeuge „in der Nutzungsphase überkompensiert“.
Das ifeu Institut fand 2023 ebenfalls heraus, dass ein neues Elektroauto gegenüber einem neuen Verbrenner über den Lebensweg etwa 48 Prozent Treibhausgasemissionen einspart. Die „Analyse der Umweltbilanz von Kraftfahrzeugen“ des Umweltbundesamts (UBA) von 2024 kommt zusammengefasst zu ähnlichen Ergebnissen:
- Ein neues Elektroauto reduziert die Treibhausgasemissionen im Vergleich zu einem neuen Verbrenner über die gesamte Lebensdauer um fast die Hälfte.
- Die Stromer nützen dem Klimaschutz tatsächlich auch mehr als Pkw mit alternativen eFuel- oder Wasserstoff-Antrieben.
- E-Autos fahren sogar weniger klimaschädlich als gebrauchte Fossil-Fahrzeuge.
👉 Dass Elektroautos bei der Betrachtung der klimaschädlichen Emissionen klimafreundlicher als fossil betriebene Autos sind, steht schon jetzt fest. Dieser Vorteil fällt aber umso stärker ins Gewicht,
- je grüner der Strom ist, mit dem sie betankt werden,
- je kleiner die Autos und ihre Batterien sind,
- je mehr erneuerbare Energien bei der Produktion von Autoteilen genutzt werden,
- je länger der Stromer gefahren wird und
- je mehr das E-Auto als Ersatz statt als Ergänzung zu Fossilen gefahren wird.
Zudem zeigen aktuelle Studien: Die Ökobilanz von E-Autos wird sich noch weiter verbessern.
E-Autos alleine machen Verkehr nicht nachhaltig
Doch zunächst gehen wir auf die Nachteile von E-Autos ein:
- Die reine Herstellung von Elektroautos ist derzeit klimaschädlicher als die Herstellung von fossil betriebenen Autos. Dieser Nachteil verschwindet erst im Betrieb durch die im Vergleich klimaschonendere Nutzung: Je länger der Elektrische fährt, desto besser ist seine Klimabilanz.
- Wie viel Elektroautos zum Klimaschutz beitragen, das hängt auch vom Nutzungsverhalten und der Bauweise ab. Mit panzerschweren SUVs elektrisch über Autobahnen zu rasen nützt der Umwelt weniger als mit elektrischen Pkw normaler oder kompakter Größe gemäßigt zu fahren.
- Stromer sind klimafreundlicher, benötigen aber viele Rohstoffe (weiter unten mehr dazu).
- Flächenversiegelung durch Straßen und Mikroplastik-Emissionen durch Reifenabrieb sind mindestens problematisch wie bei Verbrennern.
- Wenn wir zu viel über Elektroautos als Lösung sprechen, sprechen wir womöglich zu wenig über neue Mobilitätskonzepte. Ein Blick in die Städte zeigt: Es reicht nicht, das Auto zu verändern, wir müssen Verkehr generell neu denken.
👉 Unsinnige Mobilität bleibt unsinnig, auch wenn sie elektrisch betrieben wird. Elektroautos befreien uns nicht von der Notwendigkeit, unseren Mobilität zu überdenken und zu verändern. Derzeit können vor allem Sharing-Modelle die Zahl der Fahrzeuge und damit den Umweltschaden der gesamten Mobilität reduzieren. Auch das Deutschlandticket trägt zur Verkehrswende bei.
Motor und Batterie schwächen die Nachhaltigkeit von E-Autos
Ein Problem bei Produktion, Ökobilanz und Preis von E-Autos, aber auch von E-Bikes und Windkraftanlagen, sind die Rohstoffe für die Motoren bzw. Generatoren. So sind Elektromotoren zwar einfach zu bauen, für die Permanentmagnete benötigt man aber Seltene Erden wie Neodym, Dysprosium, Praseodym und Terbium. Diese sogenannten Seltenerdmagnete sind teuer in der Förderung und nicht in jedem Land vorhanden – sie gelten daher in der EU als „kritische Rohstoffe“ (EUR-Lex).
Vor allem aber lassen sie sich nur mit hohem energetischen Aufwand gewinnen und belasten das Klima. Beim Abbau in Minen werden oft Gifte eingesetzt oder fallen als Abfallprodukte an. Auch kommen sie mit „geopolitischen Herausforderungen”, anders gesagt: Von den Ländern, die diese Rohstoffe haben, wollen wir uns eigentlich nicht abhängig machen.
👉 Die derzeit wichtigste Schwachstelle des Elektroautos ist aber die Batterie:
- Derzeit verschlingt die Produktion von Batterien viele Rohstoffe und viel Energie. Das sorgt für einen sehr hohen CO2-Fußabdruck.
- Den Rohstoff Lithium zu gewinnen verursacht viele Umweltschäden, mehr Details liest du im Utopia-Artikel zum Lithium-Abbau. Die Förderung von Kobalt geht immer wieder mit Menschenrechtsverletzungen einher, lies mehr dazu in diesem Artikel: Kobalt: Das solltest du über den Abbau des Handy-Rohstoffs wissen.
- Wie der ökologische Fußabdruck einer Batterie genau aussieht, ist stark abhängig von regionalen Produktionsbedingungen, einschließlich des in der Produktionsregion und der Lieferkette verwendeten Strommixes.
Der VDI (Verein Deutscher Ingenieure) gibt den Anteil der Batterie an den produktionsbedingten Treibhausgasemissionen eines batterieelektrischen Antriebsstrangs mit derzeit 83 Prozent an. Selbst wenn diese Zahl manchen etwas hoch gegriffen scheint, zeigt sie: Es ist vor allem die Herstellung des Akkus, wegen der ein Elektroauto das Klima belastet.
Gerne führen Gegner:innen von Elektromobilität die Akku-Probleme als Argument gegen E-Autos an. Sie vergessen dabei jedoch, dass fossil betriebene Autos ähnliche Probleme haben: Verbrenner benötigen Erdöl, das mit größtem Umweltschaden gefördert und häufig aus Konfliktregionen importiert wird.
Je länger es fährt, desto nachhaltiger ist das Elektroauto
👉 Im Gegensatz zur (Akku-)Herstellung verursachen E-Autos während ihrer Nutzung kaum noch Treibhausgasemissionen. Daher ist das Elektroauto je nach Schätzung, Autogröße und Fahrweise nach etwa 60.000 (ifeu Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg) bis 90.000 (VDI) gefahrenen Kilometern klimafreundlicher ein vergleichbarer Verbrenner.
Selbst bei pessimistischer Betrachtung wie der des VDI gilt: Je länger ein batteriebetriebenes Auto (BEV) fährt, desto weniger schadet es dem Klima. Je länger hingegen ein fossil betriebenes Autos fährt, desto mehr Klimaschaden richtet es an. Auch gebrauchte Fossil-Pkws sind daher nicht umweltfreundlicher als neue E-Autos.
Elektroautos werden zwangsläufig noch nachhaltiger
Elektroautos spielen bei der Fahrzeugherstellung erst vergleichsweise kurze Zeit eine wichtige Rolle. Dementsprechend steckt in ihnen noch viel Entwicklungspotential.
Die Ökobilanz von E-Auto-Batterien lässt sich verbessern
Trotz Batterie sind Elektroautos bereits heute deutlich weniger klimaschädlich als fossile Autos. Zugleich geht auch hier die Entwicklung weiter – das sieht man an folgenden wichtigen Beispielen:
- Batterie- und Autoproduktion mit erneuerbarer Energie: Eine energieeffiziente und auf erneuerbare Energiequellen ausgelegte Produktion senkt die Treibhausgasemissionen erheblich. Geht die Energiewende voran, wird das die Produktion klimafreundlicher machen.
- Batterierecycling kann wertvolle Rohstoffe aus benutzten Autobatterien zurückgewinnen. Noch wird es nicht im großen Stil betrieben, doch die EU schreibt Jahre höhere Recyclingquoten für beispielsweise 70 Prozent bei Lithium und bis 2031 90 Prozent bei Kobalt vor. Fraunhofer ISI geht davon aus, dass bis 2035 bis zu 30 Prozent des Bedarfs an Lithium, Nickel und Kobalt für die Batteriezellenproduktion durch recycelte Materialien gedeckt werden können.
- Batterien haben eine bessere Energiedichte: Das macht die Batterien kleiner oder leichter oder erhöht die Reichweite des E-Autos. Möglich machen das laut Fraunhofer ISI Innovationen wie hoch-nickelreiche Kathodenmaterialien, Silziumanoden und neue Zell- und Packdesigns.
- Umweltfreundlichere Lithium-Gewinnung: Unter der Leitung der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) testet ein Forschungsverbund, wie man Lithium aus Geothermie-Tiefenwässern in Norddeutschland gewinnen könnte. Dort wäre der Rohstoff ein Nebenprodukt der Energiegewinnung. Ein spannendes Projekt ist auch Vulcan Energie, die ein „Zero Carbon Lithium„-Projekt für klimaneutrales Lithium durchführen.
- Natrium-Ionen-Batterien als Alternative – besonders für kleinere Fahrzeuge: Diese Batterien kommen ohne seltene Stoffe aus, was Lithium überflüssig macht. Sie sind bereits kommerziell verfügbar und werden laut Fraunhofer ISI in ersten Elektrofahrzeugen eingesetzt.
Seltene Erden werden seltener benötigt
Auch die Seltenen Erden der Elektromotor-Permanentmagneten müssen kein Problem bleiben: Tesla verwendet bereits in einigen Modellen neuartige Induktionsmotoren, die ohne Seltenerdmagnete auskommen. Noch effizienter sind sogenannte Synchron-Reluktanzmotoren, die ebenfalls keine Seltenen Erden benötigen. Auch die Renault Group will mit einer eigenen Entwicklung ohne Seltene Erden auskommen.
Elektroautos sind so nachhaltig wie die Energie, die sie nutzen
Elektroautos sind lokal emissionsfrei, das bedeutet: Sie stoßen beim Fahren keine Treibhausgase aus. Doch bei der Stromgewinnung fallen selbstverständlich Treibhausgase an, in Deutschland aufgrund des Strommixes auch noch Kohle-Emissionen. Dies ist jedoch kein Argument, gegen E-Autos, sondern ein guter Grund, die Energiewende zu beschleunigen.
👉 Korrekt ist: Im Betrieb ist das E-Auto umso klimafreundlicher, je regenerativer es betankt wird. In Deutschland lag der Strommix 2024 bei 59 Prozent Erneuerbaren Energien, bis 2030 soll der Anteil auf 80 Prozent wachsen. Das bedeutet, dass die Ökobilanz von Elektroautos über ihre gesamte Laufzeit gesehen nochmal deutlich besser werden wird.
Als Autofahrer:in hast du es oft selbst in der Hand und kannst heute schon zuhause auf Ökostrom-Betankung umstellen. Viele der namhaften Ökostrom-Anbieter offerieren spezielle Autostrom-Tarife. Ausdrücklich einen Auto-Ökostromtarif zu wählen, hilft selbst bei konventionellen Stromanbietern, den persönlichen CO2-Fußabdruck zu reduzieren.
Fazit: Elektroautos sind nachhaltiger, reichen aber nicht aus
Die Studienlage zur Nachhaltigkeit von Elektroautos wird immer besser und zeigt eindeutig: E-Autos sind insgesamt klimafreundlicher als Verbrenner – und werden noch nachhaltiger, wenn die Energiewende weiter voranschreitet. Wer sein Elektroauto mit Ökostrom lädt und sich für ein kleines, sparsames E-Auto entscheidet, bessert die Ökobilanz zusätzlich auf.
Das bedeutet jedoch nicht, dass Elektroautos umweltfreundlich sind. Um die Treibhausgasemissionen im Verkehr spürbar zu sinken, brauchen wir weniger Autos und mehr Sharing-Konzepte, weniger Individualverkehr und mehr echte nachhaltige Mobilitätskonzepte. Hier ist die Politik gefragt, Fahrrad- und Fußverkehr zu stärken, öffentlichen Nah- und Fernverkehr auszubauen und für alle bezahlbar zu gestalten. Das Deutschlanticket ist ein wichtiger Meilenstein, doch davon braucht es mehr.
FAQ: Elektroautos und Nachhaltigkeit
Das Thema Nachhaltigkeit beim Elektroauto ist komplex – und im Wandel. In diesem Abschnitt beantwortet utopia.de aktuelle Fragen.
Sind Elektroautos nachhaltiger als Autos mit E-Fuels und Brennstoffzellen?
Eine der neuesten Betrachtungen des Umweltbundesamtes 2024 vergleicht verschiedene Antriebsarten, um herauszufinden, welche Antriebsarten helfen, gesetzte Klimaziele zu erreichen. Das Ergebnis laut UBA: Batterie-Elektrische Vehikel (BEV) haben in Sachen Klima die Nase vorn, auch vor Brennstoffzellen- (FCEV) und vor eFuel-Autos (ICE).
Das Problem: Selbst wenn Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe aus erneuerbaren Energien gewonnen werden, lassen sie sich nur mit einem geringen Wirkungsgrad nutzen. Anders gesagt: Man muss bei Elektroautos deutlich weniger Strom investieren, um die gleiche Strecke fahren zu können wie bei Wasserstoff- und E-Fuel-Autos. Swiss eMobility stellt das in seinem Faktenblatt 2023 anschaulich dar. Eine etwa vier Fußballfelder große Photovoltaikanlage kann demnach entweder
- 1600 rein elektrische Pkw betreiben – oder
- 600 Pkw mit grünen Wasserstoff, oder
- 250 Pkw mit eFuels aus EE.
Sind Gas-Autos nachhaltiger als Elektroautos?
Nein. Gas-Autos bewegen sich laut UBA zwischen Diesel und Hybrid-Elektrischen, sind also weniger klimaschädlich als Benziner und Diesel-Pkw. E-Autos sind jedoch klimafreundlicher als Gas-Autos. Theoretisch sind diese mit Biogas betankbar, in der Praxis existiert aber ein großer Wettbewerb um nachhaltiges Gas und dieses ist andernorts teils wichtiger.
Sind Hybridautos nachhaltiger als Verbrenner?
Es hängt davon ab, wie man sie fährt. Werden Plug-in-Hybridautos vor allem für kurze Strecken und dabei rein elektrisch genutzt, sind sie nachhaltiger als Autos mit Verbrennermotoren. Das zeigt unter anderem eine Fraunhofer-Studie von 2022 (EFI).
Weitere wichtige Infos zu Plug-in-Hybriden liest du in folgendem Artikel:
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