Um beim Wandern oder Klettern warm zu bleiben, sind Daunenjacken ideal. Doch die Produktion von Daunen ist mit viel Tierleid verbunden. Große Outdoor- und Modemarken wollen das ändern und ohne Lebendrupf und Stopfmast auskommen.
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Die Outdoor-Branche muss seit einigen Jahren immer wieder mit Skandalen kämpfen, die meisten aufgrund von bedenklichen Materialien. Unter dem Druck von Tierschutzorganisationen und Verbrauchern mussten beispielsweise die Branchengrößen Patagonia (2010) und The North Face (2012) zugeben, dass sie Daunen aus tierquälerischen Produktionsbedingungen bezogen. Die Daunen stammten aus Lebendrupf und von Tieren, die zur Produktion von Stopfleber gemästet wurden.
Daunenjacken ohne Lebendrupf
Die Skandale haben die Problematik des Rohstoffs Daune ins Blickfeld der Verbraucher:innen und Unternehmen gerückt – und die Outdoor-Marken haben reagiert. Mehrere bekannte Unternehmen haben ihre Lieferketten geprüft und umgestellt, sie haben Richtlinien und Kriterien für den Umgang mit den Federn entwickelt und arbeiten heute anhand strenger Standards.
Wir zeigen einige Marken, deren Daunen-Lieferkette vorbildlich ist und in deren Jacken, Westen und Schlafsäcken nachhaltig zertifizierte Daunenfedern stecken.
Patagonia
Die Outdoor-Marke Patagonia legt eigentlich viel Wert auf nachhaltige Produktionsmethoden und Materialien. 2010 kam das Unternehmen dennoch unter Druck, seine Daunen-Lieferkette zu verbessern – als bekannt wurde, dass Daunen aus Lebendrupf verwendet wurden.
In der Folge hat Patagonia 2014 einen eigenen strengen Standard entwickelt, den Traceable Down Standard. Dieser garantiert, dass Lebendrupf und Stopfmast in der Produktion ausgeschlossen sind und die gesamte Lieferkette transparent nachverfolgbar ist.
Seit Herbst 2014 garantiert Patagonia, dass die verwendeten Neudaunen einen Herkunftsnachweis haben: „Die von Patagonia bezogenen Daunen sind lückenlos von den Elterntierfarmen bis zur Kleidungsherstellung rückverfolgbar“, schreibt Patagonia auf seiner Webseite.
- Ursprung der Daunen: Leider ist für die Verbraucher:innen nicht transparent ersichtlich, woher die Daunen genau stammen. Patagonia garantiert, dass alle Betriebe zertifiziert sind. Doch ob sie sich nun in China, den USA oder woanders auf der Welt befinden, behält das Unternehmen für sich.
- Siegel: Der von Patagonia entwickelte Standard TDS wurde Anfang 2015 von der US-amerikanischen Zertifizierungsorganisation NSF International übernommen, welche daraus eine unabhängige Zertifizierung entwickelt hat (Global Traceable Down Standard = Global TDS). Der Global TDS besteht aus zwei Zertifizierungsstufen, die höhere stimmt mit dem von Patagonia entwickelten Standard überein. Damit ist der Global TDS derzeit die strengste Zertifizierung für nachhaltige Daunen in der Outdoor-Branche.
- Material der Daunenjacken: Recycling-Nylon oder Recycling-Polyester mit einer Membran ohne schädliche Chemikalien
- Produktion: In Bangladesch. Hier arbeitet Patagonia mit der Organisation Mamata zusammen, die Grundrechte für Arbeiter:innen gewährleisten soll.
Patagonia bietet zudem Daunenjacken mit recycelten Daunen an. Das bedeutet, die Jacken werden mit Daunen (Enten- und Gänsedaunen) aus wiederverwerteten Produkten hergestellt.
Kaufen: Daunenjacken von Patagonia bekommst du z.B. bei Avocadostore ( Damen / Herren), Bergfreunde oder Amazon
The North Face
Marktführer The North Face geriet 2012 massiv unter Kritik, weil er Daunen aus tierquälerischer Stopfmast bezog. Genau wie Patagonia hat das Unternehmen in der Folge einen Standard mitentwickelt, der festlegt, wie die Federn gewonnen werden sollen.
- Ursprung der Daunen: Wie auf der Webseite von The North Face erklärt wird, kommen die weichen Federn aus verschiedensten Quellen, welche allerdings alle RDS-zertifiziert sind. Für die Käufer:innen ist es leider wenig transparent.
- Siegel: Der „Responsible Down Standard“ (RDS) ist eine Zertifizierung, die inzwischen auch einige andere Firmen verwenden; er gehört zu den strengeren Standards der Branche. Der RDS legt fest, dass sowohl die Zwangsfütterung der Gänse (Stopfmast) ausgeschlossen ist und die Daunen ohne Lebendrupf gewonnen werden. Es gelten bestimmte Tierwohl-Auflagen, die gesamte Lieferkette wird regelmäßig kontrolliert. Der größte Unterschied – und die größte Schwäche – des Standards liegt darin, dass er im Gegensatz zum Global TDS (s.o.) nicht die Elterntiere umfasst, sondern quasi ab dem Ei gilt.
- Material der Daunenjacke: Synthetikstoffe wie Polyester, Polyamid oder Nylon – teilweise recycelt, mit PFC-freier Imprägnierung.
- Produktion: The North Face ist Teil der VF Corporation (VFC), zu der viele weitere Marken wie Icebreaker, Eastpak oder JanSport gehören. Die produzierenden Fabriken sitzen unter anderem in den Ländern China, Vietnam, Bangladesch und Indien. Nach eigener Aussage achtet VFC hier auf Menschenrechte, Kinderrechte, Mindestlohn und Arbeitsschutz. Allerdings werden die Produktionsstätten nicht unabhängig zertifiziert, weshalb man hier nicht von einem echten Fairtrade-Standard ausgehen kann.
Kaufen: Daunenjacken von The North Face bekommst du direkt beim Hersteller, alternativ bei Bergfreunde, About You oder Amazon
Fjällräven
Die schwedische Outdoor-Marke Fjällräven hat eigene Richtlinien für die Daunen-Lieferkette entwickelt. Das „Fjällräven Down Promise“ (dt. Daunenversprechen) gehört derzeit zu den transparentesten und strengsten Standards der Branche.
Alle von Fjällräven verwendeten Daunen sind zu 100 Prozent rückverfolgbar vom Küken bis zum fertigen Produkt. Eingesetzt werden ausschließlich Daunen, die reine Nebenprodukte der Lebensmittelindustrie sind; Lebendrupf und Stopfmast sind verboten. Kontrollen entlang der gesamten Lieferkette stellen sicher, dass diese Auflagen von den Lieferant:innen eingehalten werden.
Neben dem Daunenversprechen garantiert Fjällräven außerdem, dass kein Echtpelz verwendet wird und dass die eingesetzte Wolle ohne Mulesing hergestellt ist.
- Ursprung der Daunen: Wie Fjällräven angibt, kommen die Daunen aus China.
- Siegel: Käufer:innen müssen auf das Versprechen von Fjällräven vertrauen, dass alle Daunen-Produzent:innen persönlich bekannt sind und der schwedische Hersteller dort selbst Kontrollen durchführt.
- Material der Daunenjacken: Polyamid oder Polyester mit DWR-Imprägnierung (PFC-frei), teilweise recycelt
- Produktion: Die Produktionsstätten befinden sich überwiegend in Asien, zum Teil auch in Osteuropa. Fjällräven ist Mitglied der Sustainable Apparel Coaliton und der Fair Labor Association.
Kaufen: Daunenjacken von Fjällräven bekommst du z.B. bei Bergfreunde, Bergzeit oder Amazon
Mountain Equipment
Auch die englische Outdoor-Firma Mountain Equipment etwa hat einen eigenen Standard für den Umgang mit Daunen entwickelt: den „Down Codex“. Dieser soll sicherstellen, dass die Federn ohne tierquälerische Methoden wie Lebendrupf und Stopfmast gewonnen werden und umfasst alle Daunenkleidung und Daunenschlafsäcke des Unternehmens.
Die Lieferant:innen müssen strenge Richtlinien erfüllen: Kein Lebendrupf, keine Zwangsmast, artgerechte Haltung und humane Schlachtung der Tiere.
- Ursprung der Daunen: Laut Mountain Equipment sitzen die Daunenlieferant:innen in China. Die Weiterverarbeitung findet in Taiwan statt. Zudem gibt es Winterjacken aus Recycling-Daune.
- Siegel: Down Codex. Seine gesamte Lieferkette lässt Mountain Equipment durch das unabhängige Institut IDFL (International Down and Feather Laboratory) überprüfen: Regelmäßige Kontrollen sollen garantieren, dass alle Lieferant:innen die Tierschutz-Richtlinien einhalten.
- Material der Daunenjacken: Polyamid und/ oder Polyester mit PFC-freier Beschichtung. Es gibt eine Serie von “nachhaltigen Daunenjacken”, welche aus 100 Prozent Recycling-Oberstoff + 100 Prozent Recycling-Daune bestehen.
- Produziert in: China, Vietnam, Myanmar und Ungarn. Mountain Equipment ist Mitglied in der Fair Wear Foundation.
Kaufen: Daunenjacken von Mountain Equipment bekommst du zum Beispiel bei Bergfreunde, Bergzeit oder Amazon
Vaude
Die deutsche Outdoor-Marke Vaude gehört zu den nachhaltigsten und engagiertesten der Branche.
Neben einem strengen Chemikalienmanagement und hohen Sozialstandards legt das Unternehmen auch beim Thema Daunen Wert auf Nachhaltigkeit: Genau wie The North Face ist Vaude RDS-zertifiziert.
- Herkunft der Daunen: Gemischt. Die meisten RDS-zertifizierten Farmen scheinen in China zu sitzen.
- Siegel: Seit der Sommerkollektion 2016 bezieht das Label ausschließlich RDS-zertifizierte Daunen. Recycling-Daunen sind nach dem unabhängigen Recyclingstandard GRS zertifiziert. Vaude ist außerdem Partner von Bluesign.
- Material der Daunenjacken: Recycling-Polyester und Recycling-Polamid mit Vaude Eco-Finish.
- Produktion: Nach eigener Angaben arbeitet Vaude mit rund 50 Produktionsstätten zusammen. 80 Prozent davon sitzen in Asien und 20 Prozent in Deutschland und Europa. Vaude ist Mitglied der Fair Wear Foundation.
Kaufen: Die Daunenjacken bekommst du direkt bei Vaude, Sport Schuster oder Amazon
Die ersten Bio-Outdoorjacken mit Daunen gibt’s von hessnatur
Das deutsche Öko-Fashion-Label hessnatur überzeugt generell mit seinem Umgang mit Daunen. Bei Bettwaren füllt hessnatur seine Bio-Daunenkissen mit Bio-Daunen von einem deutschen Bio-Gänsebetrieb aus dem Münsterland.
Die Jacken sind leider nicht mit deutschen Daunen gefüllt, doch erfüllen sie den Responsible Down Standard. hessnatur bezeichnet sich zudem als erstes Unternehmen, welches eine Outdoor-Daunenjacke in eine Naturfaser eingesteppt hat.
- Herkunft der Daunen: RDS-zeritifizierte Betriebe weltweit (zum Großteil China)
- Siegel: RDS
- Material der Daunenjacken: Bio-Baumwolle mit ökologischer “Nature Shell-Imprägnierung”
- Produktion: Ungarn
Kaufen: Daunenjacken von Hessnatur bekommst du direkt beim Hersteller (Damen / Herren)
Weitere Marken für Daunenjacken
- C&A ist kein klassischer Outdoor-Hersteller, aber eine der größten Modeketten und spielt damit allein aufgrund der verkauften Mengen eine Rolle auch am Daunenmarkt. Seit Herbst 2016 sind alle Daunen-Produkte der Modekette RDS-zertifiziert, so das Unternehmen auf seiner Website. Für die Daunen sind also Lebendrupf und Stopfmast verboten, die Federn sind ausschließlich Nebenprodukte der Schlachtung.
- Auch C&A-Konkurrent H&M verkauft laut eigener Aussage seit Herbst/Winter 2016 ausschließlich RDS-zertifizierte Daunenprodukte.
- RDS-zertifizierte Daunen verwendet seit Herbst 2016 auch das Outdoor-Label Columbia – vom gleichen Lieferanten, der teils auch Patagonia und The North Face beliefert.
- Die folgenden Marken beziehen ebenfalls RDS-zertifizierte Daunen und legen als Mitglieder der Fair Wear Foundation gleichzeitig Wert auf Sozialstandards: Mammut, Jack Wolfskin, Deuter, Haglöfs, Dynafit, Salewa
- Der Outdoor-Hersteller Nordisk verwendet Daunen, die dem Crystal Down®-Standard für nachhaltige europäische Daunen unterliegen. Crystal Down® ist natürlich RDS zertifiziert – Responsible Down Standard erfüllt die von der EDFA – European Down and Feather Association geforderten Standards.
- Immer mehr Marken aus der Outdoor-Branche bemühen sich inzwischen darum, Daunen aus nachhaltiger Produktion zu beziehen – das Magazin „Bergsteiger“ gibt einen hilfreichen Überblick.
Alternativen zu Daunenjacken: Füllmaterial aus Synthetik, Kapok und Co.
Wenn man einmal alle Probleme außer Acht lässt und den reinen Rohstoff betrachtet, haben Daunen nach wie vor die besten Eigenschaften als Füllmaterial für Outdoor-Jacken und Schlafsäcke: Sie halten warm, sind dabei atmungsaktiv, sehr leicht und lassen sich platzsparend zusammendrücken. Deshalb sind sie in der Outdoor-Branche noch immer sehr beliebt.
Viele Menschen möchten aber aus ethischen Gründen ganz auf Daunen verzichten. Als Alternative bleiben derzeit faktisch nur Synthetikfasern als Füllmaterial. Zwar gibt es Versuche, Daunen durch Naturfasern wie Kapok oder Baumwolle zu ersetzen. Allerdings eignen die Jacken sich dann eher nicht zum Skifahren, Wandern oder Klettern, sondern sind reine Winterjacken.
Wer daunenfreie Outdoor-Kleidung mit halbwegs vergleichbaren Eigenschaften sucht, sollte daher am besten darauf achten, dass für die Füllung recycelte Kunstfasern (meist Polyester) verwendet werden.
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