Pangasius zählt zu den beliebtesten exotischen Süßwasserfischen, die bei uns auf den Teller kommen. Doch es gibt einige gute Gründe, auf Pangasius zu verzichten – beziehungsweise vor dem Kauf genau auf seine Herkunft zu achten.
Die tiefgefrorenen und sehr günstigen Pangasius-Filets gehören zum Standardsortiment eines Supermarktes. In Deutschland ist er wegen seines fettarmen, grätenlosen Fleischs und des sehr milden Geschmacks beliebt.
In Deutschland wurden zum Beispiel im Jahr 2016 insgesamt 28.000 Tonnen Fischereierzeugnisse, das meiste davon Pangasius, aus Vietnam importiert. Er kommt aber nicht aus dem offenen Meer: Pangasius wird fast ausschließlich in Aquakulturen im Mekong-Delta in Südvietnam gezüchtet. Meist landet er tiefgefroren und für sehr niedrige Preise in Deutschland in den Geschäften. Dabei ist Pangasius höchst umstritten. Wir zeigen die vier wichtigsten Gründe gegen den Fisch.
Grund 1: Pangasius ist nicht gesünder als andere
Die Verbraucherzentrale empfiehlt, zweimal pro Woche Fisch zu essen. Denn Fisch gilt als wichtiger Lieferant für Jod, hochwertigem Eiweiß und Omega-3-Fettsäuren.
Nur beim Pangasius ist davon nicht viel enthalten: Pangasius besteht zu 80 Prozent aus Wasser. Auch die wichtigen Omega-3-Fettsäuren sind kaum enthalten, diese finden sich eher in fettreichem Kaltwasserfisch. Dazu gehören zum Beispiel Lachs und Makrele, jedoch nicht der fettarme, von tropischen Temperaturen verwöhnte Pangasius.
Nüsse, Leinsamen, Lein-, Walnuss- und Rapsöl versorgen den Körper besser mit pflanzlichen Omega-3-Fettsäuren. Machst du dir also einen beliebigen Salat, den du mit diesen Ölen anmachst und mit reichlich Nüssen toppst, hast du eine Omega-3-reiche, vegane Mahlzeit. Ein Karottenlachs mit reichlich Leinöl zum Beispiel – das etwa zur Hälfte aus den gesunden Fetten besteht – steht damit echtem Lachs in Sachen Omega-3 in nichts nach.
Grund 2: Pangasius stammt oft aus Massentierhaltung
Pangasius wird, wie etwa der WWF berichtet, in riesigen Becken auf Fischfarmen im Mekong-Delta gezüchtet. Die konventionellen Aquakulturen sind eine Massentierhaltung, die Becken sind oft überfüllt und dreckig. Krankheitserreger können die Fische so leichter befallen. Abhilfe sollen Medikamente wie breit wirkende Antibiotika schaffen, mit denen alle Fische vorsorglich über die Futteraufnahme behandelt werden. Gifte wie Algenkiller oder Desinfektionsmittel kommen zusätzlich zum Einsatz. Alle diese für den Menschen schädlichen Stoffe lagern sich im Fleisch der Fische an und gelangen beim Essen in unseren Körper.
ASC, (Aquaculture Stewardship Council Foundation, Herausgeber des ASC-Siegels), hält im eigenen Pangasius-Ratgeber dagegen, dass seither gezeigt werden konnte, dass vietnamesischer Pangasius weniger Chemikalien enthalte als andere Fischarten aus verschiedenen Teilen der Welt.
In älteren Berichten ist noch davon die Rede, dass bei der Verarbeitung die Filets zusätzlich mit Zitronensäure und Phosphat gewaschen werden. Dies geschah oder geschieht, weil so mehr Wasser im Fisch gebunden wird, was ihn schwerer werden lässt. Das Problem: Während das Wasser nach dem Auftauen des Fischs weg ist, bleibt das Phosphat darin zurück.
Laut WWF hat sich die Situation dahingehend in den letzten Jahren jedoch verbessert – vor allem durch die viele internationale Kritik – und empfiehlt, Fisch mit ASC-, oder noch besser, Bio-Fisch zu kaufen. Denn dort wird die Einhaltung bestimmter Umweltstandards kontrolliert.
WWF-Experte Axel Hein warnt vor negativen Pauschalisierungen spezifischer Fischarten und nennt den Pangasius sogar als Beispiel: Der negative Medienrummel vor einigen Jahren habe den Fisch in Verruf gebracht. Heute gebe es jedoch zahlreiche Aquakulturen mit Bio-Zertifizierung und angemessenen Besatzdichten.
Grund 3: Zuchtbecken können schädlich für Mensch und Tier sein
Viele Zuchtfarmen am Mekong-Delta lassen, erklärt der WWF, die Abwässer aus den Becken in den Fluss fließen. Darin enthalten sind Kot, Medikamente, Krankheitserreger und Chemikalien. Das Abwasser schadet der Flussnatur und den Tieren im Fluss. Für viele Menschen in Südvietnam ist der verschmutzte Mekong die Haupttrinkwasserquelle. Das verunreinigte Wasser schädigt die Menschen und ihren Lebensraum nachhaltig.
ASC erklärt hierzu, dass die vietnamesische Regierung seit einigen Jahren mit NGOs, unter anderem dem WWF, zusammenarbeitet, um strengere Anforderungen zum Abwasser- und Abfallmanagement und der Schlammaufbereitung umzusetzen.
Grund 4: Überfischung und Verschmutzung der Meere
Laut des Informationsdienstes des Instituts der deutschen Wirtschaft kommt jeder zweite Fisch aus einer Aquakultur – das müsste die Meere eigentlich schonen. Doch die Fische in den Kulturen müssen gefüttert werden, und zwar unter anderem mit Fischmehl. Für die Produktion von Fischmehl werden jährlich viele Tonnen Wildfisch im Meer gefangen. Diese werden unter hohem Energieaufwand in Fabriken zu Fischmehl verarbeitet. Auch für konventionellen Pangasius wird wohl immer noch hauptsächlich Fischmehl und Fischöl zur Fütterung verwendet.
Auch hier sind WWF und ASC sich jedoch einig: Gibt man dem Pangasius Futter aus verantwortungsvollen und nachverfolgbaren Quellen, ist er sogar ein ziemlich nachhaltiger Fisch. Denn er benötigt verhältnismäßig wenig Futter, um zu wachsen, das demnach auch kaum Fischmehl und -öl enthält.
Welchen Fisch kann ich noch kaufen?
Siegel helfen zu erkennen, welche Fische unter nachhaltigen Bedingungen gezüchtet werden. Zwei transparente, kontrollierte und unabhängige Siegel sind MSC und ASC.
- Das Ziel von MSC (Marine Stewardship Council) ist es, „verantwortungsbewusste und umweltfreundliche Fischerei zu fördern, und damit die Überfischung und Zerstörung mariner Ökosysteme durch umweltschädliche Fischereimethoden zu verhindern“.
- ASC (Aquaculture Stewardship Council) wurde von der Tierschutzorganisation WWF gegründet und zielt speziell auf Aquakulturen ab. Neben ökologischen Vorgaben umfasst das Siegel auch soziale Standards, die sich an den Arbeitsvorschriften der International Labour Organisation (ILO) orientieren.
Dennoch stehen beide Siegel häufig in der Kritik. Unter anderem gibt es immer zertifizierten Fisch, der aus stark überfischten Beständen stammt.
Biomarken wie „Bioland“ oder „Naturland – Wildfisch“ sind oft vertrauenswürdiger. Diese Produkte haben strengere Vorschriften und werden besser kontrolliert.
Tipp: Sowohl Greenpeace als auch der WWF haben einen Einkaufsratgeber entwickelt, der beim Kauf von gutem Fisch hilft. Dabei ist nicht nur die Art wichtig, sondern vor allem auch die Fang- oder Zuchtmethoden: Seelachs aus der Barentssee, der mit bestimmten Netzen gefangen wurde, sei zum Beispiel vertretbar. So auch Weißer Thun (Thunfisch) aus verschiedenen Bereichen des Atlantik, der mit bestimmten Angeln gefischt wurde.
Wie bei Fleisch gilt aber auch bei Fisch: Lieber seltener kaufen und dafür auf Fisch mit hoher Qualität setzen.
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English version available: Swai – 5 Reasons to Avoid This Exotic Fish
Überarbeitet von Denise Schmucker
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