Joghurt im Pfandglas ist ein alter Hut, auch Nüsse hat man darin schon oft gesehen. Doch es gibt so viele weitere interessante Produkte, die darin abgefüllt werden – und das nicht nur in Unverpacktläden.
Immer mehr Supermärkte und Onlineshops bieten diverse Produkte in leeren Joghurtgläsern, Sahneflaschen oder anderen Pfandgläsern an, um Verpackung zu sparen. Die Produktauswahl ist inzwischen riesig; wir haben ein paar Beispiele aufgelistet, die viele noch nicht auf dem Schirm haben dürften.
Koch-Basics: Essig, Öl und Gewürze
Von Balsamico bis Sonnenblumenöl: Das richtige Dressing macht einen Sommersalat erst so richtig lecker. Leider stecken die Zutaten – Essig, Öl und Gewürze – meist in Einwegverpackungen. Aber es gibt Alternativen.
Das Unternehmen „Unverpackt für alle“ bietet zum Beispiel viele Bio-Essig- und Öl-Sorten in der braunen 500-Milliliter-Mehrweg-Sahneflasche an und beliefert damit verschiedenste Supermärkte. Auf einer Online-Karte sind Partnerfilialen in ganz Deutschland verzeichnet, unter anderem Vitalia-Märkte befinden sich darunter. Wir haben die Gläser in einem Rewe in München entdeckt. Sobald die Flasche leer ist, wirfst du sie nicht weg, sondern gibst sie einfach am Pfandautomaten wieder zurück. Dasselbe gilt für die kleineren Pfandgläser, in denen das Unternehmen unter anderem Gewürze verkauft.
Für die Tasse: Tee und Kaffee
Warum sollten Tee und Kaffee immer in Aluminium- bzw. Plastikverpackungen stecken? Das haben sich verschiedene Shops gefragt und bieten die Produkte inzwischen im Pfandglas an. So auch das Karma-Kollektiv aus Berlin, dessen Produkte unter anderem bei Alnatura, Vollcorner und in Berliner Filialen von Denn’s vertrieben werden.
Das Sortiment umfasst Kaffeesorten wie „Espresso“, „Der Milde“ und „Zimt“ – alle bio und Fairtrade-zertifiziert. Die Bohnen stammen von einer peruanischen Kooperative. Ein Joghurt-Pfandglas enthält 185 Gramm Kaffeepulver. Auch ganze Kaffeebohnen werden in den Gläsern verkauft. Und natürlich Teesorten, ebenfalls aus fairem Handel. Hier umfasst das Sortiment sowohl Kräuter- als auch Schwarzteemischungen und Mate-Tee.
Alles fürs Frühstück: Von Honig bis Fruchtaufstriche
Honig kaufst du am besten direkt beim Imker. Denn die meisten nehmen ihre Honiggläser zurück und nutzen sie mehrfach. Außerdem kannst du so sicher sein, dass der Honig aus deiner Region stammt. Wer keinen Imker in der Nähe hat, kann im Supermarkt gezielt nach Honig in Pfandgläsern Ausschau halten. Teilweise wird er auch einfach in Joghurtgläser abgefüllt – so auch der Bioland-zertifizierte Akazienblüten-, Frühjahrsblüten– und Götterbaum- & Lindenhonig von Unverpackt für Alle.
Die Firma führt auch Nussmus sowie zahlreiche Fruchtaufstriche im Sortiment – von Aprikose bis Waldfrucht, mit Agave gesüßt und in Bio-Qualität. Woher die Früchte stammen, wird auf der Website allerdings nicht angegeben.
Aus der Flasche: Haferdrink & Haferdrinkpulver
Wieso gibt es ausgerechnet Haferdrinks nicht in Pfandflaschen? Gibt es doch! Bei Alnatura findet man zum Beispiel den Haferdrink von Voelkel in Pfandflaschen abgefüllt. Im eigenen Onlineshop bietet die Bio-Kelterei auch weitere Pflanzendrinks in Glaspfandflaschen an.
Eine andere Lösung stellt das Startup Fairfood aus Freiburg vor. Dort gibt es neben verschiedenen Nussmixen auch Bio-Haferdrinkpulver im Joghurtglas zu kaufen. Die Produkte gibt es laut Online-Storefinder vor allem im Süden und Westen Deutschlands zu kaufen – unter anderem in Alnatura-Läden, Weltläden, Hofläden – sowie im eigenen Webshop.
Deftig: Passata & Ketchup
Tomaten müssen nicht in Dosen stecken. Auch in Pfandgläsern gibt es die Früchte immer öfter zu kaufen – und zwar in unterschiedlichen Aggregatszuständen. Tomatenketchup und -passata der Eigenmarke Pfandwerk findet man seit 2021 zum Beispiel bei Alnatura im Sortiment. Wer die Tomatensoße zu einem Chili sin Carne erweitern will, kann beim Biomarkt gleich noch Mais, und Kidneybohnen mitnehmen – ebenfalls im Pfandglas.
Mal was anderes: Kosmetik und Putzmittel im Pfandglas
Nicht nur Lebensmittel, auch Kosmetik und Putzmittel gibt es in Pfandgläsern zu kaufen. Ein Vorreiter des Konzepts ist das Unternehmen Sea Me. Das Sortiment umfasst unter anderem Bodylotion, Aftersungel, Desinfektionsmittel und Spülmittel. Das Entspannungsbad trägt das Cosmos-Organic-Siegel.
Laut Herstellerangaben sind die Produkte deutschlandweit bei Budni und Müller sowie bei ausgewählten Unverpacktläden, Edeka-, REWE- und Globus-SB-Märkten erhältlich (auch hier hilft ein Storefinder bei der Suche) – dort könne man sie nicht nur abholen, sondern auch die leeren Behälter abgeben. Dies funktioniert über Leergut-Pfandautomaten oder an den Kassen. Auch Online-Kund:innen sollen die Möglichkeit haben, Behältnisse zurückzugeben. Hinter dem Mehrwegsystem steckt der Dienstleister zeroo, der garantiert, dass die Gefäße bis zu 30-mal wiederverwendet und danach zu neuen Gefäßen verarbeitet werden.
Du willst mehr erfahren? Dann wirf einen Blick in unseren Artikel: Sea Me – die erste Kosmetik in Mehrwegpfandflaschen
Ist ein Pfandglas nachhaltiger als eine Plastikverpackung?
Das kommt stark darauf an. Durch Pfandsysteme, die Mehrweggläser verwenden, können Ressourcen geschont werden. Es fällt kein neuer Plastikmüll an und die Behälter können oft wiederverwendet werden. Ein typisches Joghurtglas kann mehrmals wiederbefüllt werden – der Nabu geht in einer Studie zur Ökobilanz von Joghurtverpackungen von 50 mal aus. Allerdings haben Glasbehälter ein höheres Gewicht – beim Transport fallen deshalb mehr Emissionen an. Auch die Herstellung der Einwegdeckel aus Weißbleich ist sehr energieintensiv. Deshalb kommt die Studie, welche mehrere Joghurtverpackungen miteinander verglichen hat, zu dem Schluss: regional verkaufte Mehrweggläser (bis zu 100 Kilometer Transportweg) sind mit am umweltfreundlichsten, genauso gut schneiden aber Plastikbecher mit Pappbanderole ab.
Das Mehrwegsystem ist also sinnvoll, könnte aber noch umweltfreundlicher gestaltet werden. Auch dazu hat der Nabu Ideen: Die Organisation schlägt ein „flächendeckendes Netz von regionalen Mehrwegangeboten und Spülmöglichkeiten für Mehrwegverpackungen von Milchprodukten“ vor sowie „ein zentral organisiertes Poolsystem“ wie es für Getränke-Mehrwegflaschen bereits existiert, über das Nutzung und Transporte der leeren Mehrweggläser effizienter organisiert werden könnte. In die Richtung bemühen sich Organisationen bereits. Fairfood Freiburg erklärt zum Beispiel auf der eigenen Website, die benutzten Gläser werden von mehreren Herstellen verwendet, an regionale Produzenten zurückgeführt und dort neu befüllt.
Für nähere Infos, wirf einen Blick in unseren Beitrag: Einweg oder Mehrweg, Glas- oder Plastikflaschen: Was ist umweltfreundlicher?
Utopia meint: Wenn sich Pfandgläser als Verpackung für andere Produkte etablieren, wäre das ein wichtiger Schritt, um unser Verpackungssystem nachhaltiger und schadstoffärmer zu gestalten. Bis das soweit ist, raten wir zu regionalen Bio-Produkten – wenn du diese bereits im Pfandglas oder gleich ganz unverpackt kaufen kannst, umso besser. Und wenn du zu einem Pfand-Produkt greifst, vergiss nicht, es auch zurückzubringen – davon lebt das System. Wer sich nicht sicher ist, erfährt in diesem Pfand-Beitrag, wie man Einweg- und Mehrwegflaschen erkennt.
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