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Präkrastination: Nie etwas aufzuschieben hilft auch nicht

Präkrastination
Foto: CC0 / Pixabay / SnapwireSnaps

Wir alle kennen wohl Prokrastination. Weit weniger bekannt ist dagegen die Präkrastination. Sie ist das Gegenteil von Prokrastination und wird auch "Vorzieheritis" genannt.

Der Begriff Prokrastination („Aufschieberitis“) ist mittlerweile fest in unserer Gesellschaft und Sprache verankert. So gut wie jede:r von uns hat diesen Begriff schon einmal gehört und kennt das Aufschiebeverhalten wohl auch aus dem eigenen Alltag. Die Gründe, warum jemand prokrastiniert, können verschiedener Natur sein. Häufig steckt dahinter, dass man mit einer bestimmten Aufgabe negative Gefühle verbindet oder Kritik fürchtet. Das sind aber nicht die einzigen Gründe, denn auch falsche Priorisierung, schlechte Zeiteinteilung sowie unrealistische Ziele können beim Aufschieben eine Rolle spielen.

Während Prokrastination sich zu einem bekannten Modewort entwickelt hat, ist Präkrastination ein noch eher unbekannter Begriff: Im Gegensatz zur Prokrastination wird er kaum verwendet. Was hat es mit der Angewohnheit der Präkrastination auf sich? Und ist es wirklich immer gut, alles möglichst sofort zu erledigen?

Präkrastination und die wissenschaftliche Lage dazu

Mit dem Eimer-Experiment untersuchten Forschende, ob und warum Menschen präkrastinieren.
Mit dem Eimer-Experiment untersuchten Forschende, ob und warum Menschen präkrastinieren.
(Foto: CC0 / Pixabay / TJENA)

Erledigst du etwas, tritt meist ein gutes Gefühl ein. Wenn du eine To-Do-Liste hast, auf der du die erledigte Aufgabe anschließend abhaken kannst, fühlst du dich wahrscheinlich noch besser. Vielleicht hakst du manchmal sogar bereits erfüllte Aufgaben noch einmal ab oder schreibst selbst die kleinsten Zwischenschritte mit auf die Liste. Genau diese Tendenz beschreibt das Phänomen der Präkrastination: Das gute Gefühl, das du durch das Erledigen der Aufgabe bekommst, führt dazu, dass du diese so schnell wie möglich ausführst. Präkrastination beschreibt somit die Angewohnheit, eine Aufgabe so schnell wie möglich anzufangen oder durchzuführen.

Die Präkrastination ist bis jetzt nur wenig erforscht. 2014 haben Forschende eine Studie durchgeführt, um das Phänomen zu untersuchen. Dabei haben sie ein einfaches Experiment mit den Teilnehmenden durchgeführt – das sogenannte Eimer-Experiment. Dafür stellten die Forschenden zwei Eimer auf einer Strecke ab. Einer der zwei Eimer stand dabei immer näher am Ziel als der andere. Die Teilnehmenden hatten dann die Aufgabe, die Strecke zurückzulegen und einen Eimer ihrer Wahl ans Ziel zu bringen. Entgegen der Annahme, dass viele den zweiten Eimer nehmen und ans Ziel tragen würden, war das Gegenteil der Fall. Die Mehrheit der Teilnehmenden nahm den Eimer, der näher am Start stand und trug diesen ans Ziel – auch wenn das bedeutete, dass sie den Eimer für eine längere Zeit tragen mussten. Auch bei weiteren Aufgaben der Studie konnten die Studienleiter:innen diese Tendenz zur Präkrastination feststellen.

Wie kommt es zur Präkrastination?

Präkrastination beschreibt den Drang, etwas sofort erledigen zu müssen oder zu wollen.
Präkrastination beschreibt den Drang, etwas sofort erledigen zu müssen oder zu wollen.
(Foto: CC0 / Pixabay / Alexas_Fotos)

Die Ergebnisse der Studie werfen die folgenden Fragen auf: Warum wählten die Teilnehmenden diesen irrationalen Weg, den ersten Eimer trotz höherem physischem Aufwand zum Ziel zu tragen? Die Mehrheit der Teilnehmenden gaben als Grund für ihre Entscheidung an, dass sie die Aufgabe so schnell wie möglich erledigen wollten. Zwar wurden sie durch ihre Entscheidung für den ersten Eimer nicht wirklich schneller fertig, aber es fühlte sich für sie trotzdem so an, als ob sie die Aufgabe früher begonnen hätten und somit auch früher abhaken konnten.

Die Forschenden selbst gaben zudem drei Gründe dafür an, warum Menschen zur Präkrastination neigen: 

  1. Wenn du ein Unterziel erledigst, fühlst du dich der Erreichung des Hauptziels näher. 
  2. Du fühlst dich besser, wenn du mit etwas beschäftigt bist, als wenn du gar nichts tust. 
  3. Der laut den Forschenden wichtigste Grund für Präkrastination ist, dass kognitive Ressourcen verbraucht werden, um Aufgaben im Arbeitsgedächtnis zu behalten. Wenn Menschen die Möglichkeit haben, Aufgaben früh zu erledigen und so das Gedächtnis zu entlasten, tun sie dies in der Regel – unabhängig davon, ob das mit mehr Aufwand verbunden ist oder nicht.

Die Nachteile der Vorzieheritis

Man könnte meinen, dass Präkrastinieren immer etwas Gutes ist. Prinzipiell ist es natürlich gut, wenn du dein Arbeitsgedächtnis entlastest und nicht dauernd prokrastinierst. Wenn du jedoch ständig präkrastinierst und den Drang verspürst, Aufgaben sofort erledigen zu müssen, kann es auch negative Auswirkungen auf dich haben.

  • Unter Umständen verbringst du insgesamt mehr Zeit mit einer Aufgabe, weil du sie begonnen hast, bevor alle Details geklärt waren. Dann musst du später noch einmal Änderungen vornehmen und womöglich sogar Arbeit verwerfen.
  • So kann Präkrastination zum Beispiel zu einem erhöhten Stresslevel führen,
  • du könntest den Fokus auf Aufgaben mit höherer Priorität verlieren,
  • oberflächliches und schnelles Arbeiten kann eine geringere Qualität deiner Arbeit bedingen und
  • im Extremfall könnte es sogar zu psychischen Folgen wie Burnout führen, wenn du deine Arbeitslast zu stark erhöhst.

6 Tipps, wie du mit Präkrastination umgehen kannst

Eine To-Do-Liste mit Prioritäten kann dir dabei helfen, mit Präkrastination umzugehen.
Eine To-Do-Liste mit Prioritäten kann dir dabei helfen, mit Präkrastination umzugehen.
(Foto: CC0 / Pixabay / analogicus)

Ähnlich wie mit der Prokrastination kann es gut sein, dass du ab und zu präkrastinierst. Jedoch ist es wichtig, dass du darauf achtest, es nicht zu übertreiben und dich nicht zu übernehmen. Wenn du merkst, dass du zu starker Präkrastination neigst, haben wir hier sechs Tipps, wie du mit Präkrastination umgehen kannst:

  1. Mache dir bewusst, dass du präkrastinierst – ansonsten kannst du auch nicht dagegen vorgehen.
  2. Hinterfrage, woher der Hang zur Präkrastination stammt. Verspürst du einen bestimmten Druck? Willst du bestimmten Vorstellungen dadurch gerecht werden?
  3. Wenn du das nächste Mal das Bedürfnis verspürst, eine Aufgabe zu erledigen, frage dich vorher: Ist das wirklich der Weg des geringsten Aufwands oder gibt es eventuell weniger aufwändige Alternativen? Denn wie in der Studie deutlich wurde, präkrastinieren Menschen oft, da sie eine Aufgabe schnell erledigen wollen, obwohl das ein Mehraufwand bedeuten kann. Um das sowie Stress oder andere Auswirkungen für dich zu vermeiden, kann das Hinterfragen hilfreich für dich sein.
  4. Es kann hilfreich sein, wenn du statt der normalen To-Do-Liste das Eisenhower-Prinzip anwendest und damit deine Prioritäten herausfindest. So bist du dir darüber bewusst, was die höchste Priorität hat und wann du die unterschiedlichen Aufgaben erledigen solltest. Das entlastet dein Arbeitsgedächtnis ebenfalls. Solltest du ganz stark präkrastinieren, kann eine Not-To-Do-Liste eine zusätzliche Unterstützung sein.
  5. Ebenfalls kann es gegen Präkrastination helfen, wenn du deine Arbeitswoche tageweise vorstrukturierst. So behältst du den Überblick und weißt genau, wann du was zu erledigen hast.
  6. Vermeide Multitasking und Unterbrechnungen. Stelle Benachrichtigungen auf deinen Geräten aus und schalte eventuell den Fokus-Modus ein. Lenke dich außerdem nicht durch andere Tätigkeiten ab, die du nebenbei betreibst, sondern fokussiere dich voll und ganz auf deine Aufgabe.
  7. Entschleunige deinen Alltag. Lerne Meditation oder baue kleine Achtsamkeitsübungen ein.

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