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Pyroplastik, Plastiteer und Plastikglomeratre: So viele verschiedene Formen hat Plastikverschmutzung

plastikverschmutzung
Foto: CC0 / Pixabay / hhach

Die Plastikverschmutzung der Meere hat eine neue Stufe erreicht. Es entstehen neuartige Formen von Plastik. Welche das sind und was die Wissenschaft schon dazu sagen kann, liest du hier.

Die Plastikverschmutzung ist ein weltweites Problem, das wir voraussichtlich auch noch kommenden Generationen hinterlassen müssen. Plastik baut sich in der Natur nicht ab, sondern zersetzt sich. Oftmals dauert es Jahrhunderte, bis sich eine Plastikflasche zu Mikroplastik zersetzt hat. Diese mikroskopisch kleinen Teilchen sind praktisch schon überall auf der Erde. Forscher:innen fanden sie unter anderem auf dem höchsten Berg der Welt, dem Mount Everest oder in der Antarktis.

Die Plastikverschmutzung nimmt eine neue Dimension an

Als ob dies nicht schon bedenklich genug ist – jetzt hat das Plastikproblem der Weltmeere eine neue Stufe der Umweltverschmutzung erreicht. Durch Plastik entstehen mit anderen Materialien neue Verbindungen. Substanzen, die so in der Natur nicht möglich wären.

Erste Exemplare dieser neuartigen Stoffe entdeckten Forscher:innen unter anderem gemäß EcoWatch an den Stränden der Kanarischen Inseln und in Spanien sowie auch laut Ökotest in England und Nordamerika. Diese unterschiedlichen Fundstellen lassen vermuten, dass diese neuartigen Stoffe wahrscheinlich schon überall verbreitet sind. Die bisherigen Funde sind wahrscheinlich nur ein kleiner Vorgeschmack auf das wirkliche Ausmaß dieser weltweiten Plastikverschmutzung. Das Wissensportal Scinexx berichtet, dass Forscher:innen davon ausgehen, dass der neuartige Plastikmüll auch an deutschen Küsten oder Flussufern vorkommt.

Plastikverschmutzung – Diese neuen Arten gibt es

Im Wasser treibende Teerbrocken verbinden sich mit Plastkmüll und sorgen für neuartige Plastikverschmutzung.
Im Wasser treibende Teerbrocken verbinden sich mit Plastkmüll und sorgen für neuartige Plastikverschmutzung.
(Foto: CC0 / Pixabay / junebug12851)

Die neuartigen Formen der Plastikverschmutzung sind so anders, dass die Forscher:innen dafür neue Begriffe finden mussten: 

  • Pyroplastik: Das sind geschmolzene Plastikklumpen, die Kieselsteinen zum Verwechseln ähnlich sehen. Ökotest berichtet, dass Plastikmüll vermutlich durch Lagerfeuer am Strand schmilzt oder auf Schiffen verbrannt wird. Dadurch entstehen dunkle Plastikklumpen. Die Wellen tragen die Plastikteile fort und schleifen sie dabei ab. Genauso, wie das Meer die echten Kieselsteine mit der Zeit rund schleift, bearbeitet es auch das Pyroplastik.
  • Plastiteer: Das ist eine Verbindung von Teerklumpen und Plastik. Teerklumpen oder -bälle treiben oft nach Ölkatastrophen im Meer. Das US-amerikanische Umweltmagazin EcoWatch erklärt, dass die anfänglich noch weichen Teerklumpen wie Knetmasse wirken. Was mit dieser zähen Masse in Berührung kommt, bleibt daran kleben. Werfen die Wellen diese klebrigen Teerklumpen an den Strand, bleiben daran auch dort herumliegende Plastikstücke oder Pyroplastik kleben. Mit der Zeit erhärtet der Teer und schließt die anderen Materialien fest ein. An Stränden fanden Forscher:innen laut Scinexx unter anderem auch Teile von Fischernetzen oder Mikroplastik in den Teerbrocken.
  • Plastiglomerate: Diese sind Verbindungen von Pyroplastik mit echten Steinen oder Sand. Das Wissensportal Scinexx erklärt die mögliche Entstehung: Ähnlich wie der Teer, schließt hier noch weiches Pyroplastik andere Materialien ein und erkaltet dann.
  • Plastikkrusten: Das ist ein dünner Überzug aus geschmolzenem Plastik auf Steinen oder Felsen am Strand. Laut Scinexx entsteht der Plastiküberzug vermutlich durch noch heißes Pyroplastik. Entweder schmilzt der Plastikmüll zum Beispiel durch Feuer oder die Sonne erhitzt Geisternetze, die über die Felsen scheuern und so eine Plastikkruste hinterlassen.

Neuartige Plastikverschmutzung kann auch zu neuen Gefahren führen

Schmelzende Geisternetze können zu neunen Formen der Plastikverschmutzung der Meere führen.
Schmelzende Geisternetze können zu neunen Formen der Plastikverschmutzung der Meere führen.
(Foto: CC0 / Pixabay / A_Different_Perspective)

Die möglichen Auswirkungen dieser neuen Formen der Plastikverschmutzung auf die Umwelt und die Gesundheit lassen sich lediglich erahnen. Die Erforschung dieser neuartigen Stoffe steht noch ganz am Anfang.

Erste Analysen geben über die möglichen Ursprünge der gefundenen Stücke Auskunft. Vielleicht gehörten sie zu einer Plastikflasche, Tragetasche oder Frischhaltefolie. Laut EcoWatch bestehen die auf den Kanarischen Inseln gefundenen Stücke überwiegend aus Polyethylen (PE). Dieses Plastikmaterial verwendet die Industrie seit Jahren in großen Mengen für alltägliche Gebrauchsartikel.

Aufgrund der bisherigen Beobachtungen können die Studien schon folgende Gefährdungen ableiten:

  • Mikroplastik: Wellen reiben vor allem das Pyroplastik ab. Dabei entsteht auch wieder Mikroplastik. Ökotest warnt, dass diese Teilchen durch die Nahrungskette bis zum Menschen gelangen können. Meerestiere nehmen den Abrieb der Plastikverschmutzung bei der Nahrungssuche auf.
  • Giftige Schwermetalle: Das Wissensmagazin Spektrum berichtet, dass die untersuchten Stücke von Pyroplastik teilweise Rückstände von Blei und Cadmium enthielten. Vermutlich könnten beide Stoffe von dem gelben Pigment Bleichromat stammen. Der Farbstoff war über einen langen Zeitraum im Einsatz. Teilweise auch, um Plastik zu färben. Erst 2018 erfolgte das Verbot des giftigen Pigments.

Plastikverschmutzung: Was du tun kannst

  • Das wirksamste Mittel gegen die Plastikverschmutzung ist immer noch: auf Plastik zu verzichten. Sieben einfachen Tipps für weniger Plastikmüll helfen dir dabei.
  • Du machst Picknick oder ihr sitzt gemütlich am Lagerfeuer im Garten, im Park, an einem Fluss oder am Strand? Egal wo achte darauf, alle deine Sachen und den Abfall wieder mitzunehmen. Wichtig: Plastikabfälle haben im Feuer nichts zu suchen. Plastik verbrennt nicht, sondern schmilzt. Daraus kann das Pyroplastik entstehen.
  • Engagiere dich und sammel Müll ein. Die Umweltorganisationen BUND und WWF erklären, auf was du achten solltest. Du kannst es auch den Schweden nachmachen und mit Plogging fit bleiben. So erkennst du beispielsweise Pyroplastik im Meer: Es sieht aus wie ein Stein, schwimmt jedoch an der Wasseroberfläche. Sammle diese „Kieselsteine“ ein und entsorge sie im Müll.
  • Spende zum Beispiel bei den Projekte, die wir in Plastikmüll im Meer – diese Projekte tun was dagegen vorstellen.

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