Pyrrolizidinalkaloide sind Stoffe, mit denen sich Pflanzen schützen. Doch sie können Probleme bei eigentlich gesunden Lebensmitteln verursachen. Lies hier, woran das liegt und was du tun kannst.
Einige Pflanzenarten haben Mechanismen entwickelt, um sich vor ihren „Feinden“, wie weidende Tiere zu schützen. Zu diesen vielfältigen Schutzsystemen zählen auch die Pyrrolizidinalkaloide, oder kurz PA genannt. Diese Stoffe machen Pflanzen möglichst unbekömmlich. Tiere meiden sie dann lieber beim nächsten Mal.
Problematisch sind Pyrrolizidinalkaloide jedoch auch für Menschen. Gerade Würzkräuter nutzen oftmals diesen Abwehrmechanismus. Ein Verzehr von Lebensmitteln, die PA enthalten, kann zu weitreichenden Gesundheitsschäden führen.
Vor allem in Tees, Kräutermischungen oder auch Nahrungsergänzungsmitteln auf Pollenbasis kann die Menge der Pyrrolizidinalkaloide bedenkliche Konzentrationen erreichen. Aus diesem Grund verabschiedete die EU 2020 eine Regelung, in der sie die Belastung der Lebensmittel durch Pyrrolizidinalkaloide regelt. Diese individuellen Höchstwerte je Lebensmittel gelten ab 2022.
Pyrrolizidinalkaloide, der giftige Schutz bei Pflanzen
Die Pyrrolizidinalkaloide zählen zu der großen Gruppe der sekundären Pflanzenstoffe. Die Pflanzen bilden die Stoffe, um so ihren Fortbestand zu sichern.
Die chemischen Verbindungen der Pyrrolizidinalkaloide sind komplex und haben viele unterschiedliche Ausprägungen. Die Deutsche Apotheker Zeitung berichtet, dass derzeit über 300 verschiedene Pflanzen mit Pyrrolizidinalkaloiden durch Studien erforscht sind. Hochrechnungen aus diesen Untersuchungen legen jedoch nahe, dass es wohl insgesamt rund 6.000 Pflanzen betreffen könnte.
Die Verbraucherzentrale nennt einige heimische Pflanzen, die sich mit den gesundheitsschädlichen Pyrrolizidinalkaloide schützen:
- Borretsch
- Wasserdost
- Geflecktes Lungenkraut
- Beinwell
- Pestwurz
- Huflattich
- Greiskraut oder Kreuzkraut
Laut einer aktualisierten Risikobewertung des Bundesamts für Risikobewertung (BfR) können auch in einigen Küchenkräutern wie Oregano und Liebstöckel Pyrrolizidinalkaloide vorkommen.
Pyrrolizidinalkaloide: So schädlich können sie sein
Die Abwehr der Pflanzen mit Pyrrolizidinalkaloiden ist mitunter so wirksam, dass sie auch bei Menschen zu gesundheitlichen Schäden führen können. Nicht alle der Pyrrolizidinalkaloide sind jedoch in gleicher Weise gesundheitsschädlich. Das Medizinportal DocCheck weist darauf hin, dass gewisse Strukturmerkmale, wie eine 1,2-Doppelbindung in der molekularen Struktur, sich negativ auf die Leber auswirkt. Außerdem stehen sie im Verdacht, krebserregend zu sein und das Erbgut zu beeinflussen.
Das BfR bezieht sich in der Risikobewertung daher in seinen Ausführungen speziell auf Pyrrolizidinalkaloide mit einer solchen molekularen Struktur. Die Expert:innen sehen ein wahrscheinliches Risiko für chronische Schäden, wenn geringe Dosierungen von PA über einen längeren Zeitraum in den Organismus gelangen. Das kann vorkommen, wenn du regelmäßig mit PAs verunreinigte Kräutertees trinkst.
- Organschäden: Die PA können zunächst unmerklich die Leber schädigen und später chronische Probleme bereiten. Außer der Leber kann auch die Lunge durch PA Schaden nehmen.
- Krebserregend: Medizinische Tests lassen den Schluss zu, dass 1,2 ungesättigte Pyrrolizidinalkaloide das Erbgut verändern und eine Krebserkrankung hervorrufen können.
Eine akute Vergiftung, wie sie bei Weidetieren vorkommen kann, hält das BfR bei einer normalen, abwechslungsreichen Ernährung für eher unwahrscheinlich. Dafür müsstest du höheren Dosierungen ausgesetzt sein.
Die versteckten Pyrrolizidinalkaloide im Essen
Gegen die bedenklichen Pyrrolizidinalkaloide könntest du dich schützen, indem du die genannten Kräuter nur sparsam einsetzt. Problematisch sind die versteckten PA, in Nahrungsmitteln. In Lebensmitteln, in denen PA eigentlich nicht vorkommen sollten, ergeben Untersuchungen manchmal Belastungen durch den Pflanzenstoff. Verunreinigungen sind häufig der Grund für diese bedenklichen Messwerte. Da du PA weder siehst noch schmeckst, kannst du sie nicht immer bewusst meiden.
Laut eines Fragenkatalogs zu PA des BfR finden sich immer wieder bedenkliche Dosierungen von PA in Lebensmitteln, zum Beispiel in Kräutertee, Rooibostee, Kräutern und Gewürzen. Die Verbraucherzentrale nennt weitere Lebensmittel, die mit Pyrrolizidinalkaloiden verunreinigt sein können, wie Honig und Pollenprodukte sowie Nahrungsergänzungsmittel. Dabei fallen unter anderem Mittel auf, die Johanniskraut enthalten, welches selbst keine Pyrrolizidinalkaloide bildet.
Die Verunreinigung mit schädlichen Pyrrolizidinalkaloiden kann verschiedene Ursachen haben:
- Bei der Ernte: Pflanzen, die sich durch Pyrrolizidinalkaloide schützen, wachsen auf Wiesen oder am Ackerrand. Bei der Ernte der Nutzpflanzen können sie so in den weiteren Herstellungsprozess der Lebensmittel gelangen und diese verunreinigen.
- Verwechslung: Das BfR berichtet in einer Stellungnahme vor Fertigsalaten, die PA-haltige Pflanzenteile enthalten können. Zum Beispiel sehen sich die Blätter von Rucola und Greiskraut sehr ähnlich. Auch Proben von Feldsalat und Frisee waren belastet.
- Durch Bienen: Das BfR erläutert in ihrem Fragenkatalog zu PA, dass Bienen auch Pollen von PA-haltigen Pflanzen sammeln. Der Honig kann dadurch mit den giftigen Pflanzenstoffen verunreinigt sein.
So vermeidest du Pyrrolizidinalkaloide in Lebensmitteln
Um die Verunreinigungen durch Pyrrolizidinalkaloide in Lebensmitteln zu verringern, müssen die Vorsichtsmaßnahmen schon bei der Aussaat und Ernte von Lebensmittelpflanzen beginnen. Die Alimentarius-Kommission der Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlichte eine Anleitung, um Felder möglichst frei von PA-haltigen Beikräutern zu halten. Die Maßnahmen sollen den Anbau, die Ernte und das Saatgut rein halten, nach Möglichkeit ohne chemischen Mittel wie Herbizide.
Das BfR empfahl in der aktualisierten Risikobewertung, dass Tees, Gewürze und Kräuter eine Kontrolle auf PA-haltige Beimischungen durchlaufen sollen. Durch die genannte EU-Verordung gibt es die entsprechenden Höchstwerte, um Belastungen durch Pyrrolizidinalkaloide zu verringern. Seit der ersten Untersuchung von Kräutertees 2015 haben sich inzwischen die Werte verbessert. Die erneute Risikobewertung 2020 ergab, dass die eingeführten Qualitätskontrollen greifen.
Die Verbraucherzentrale rät, auf der Verpackungen nach einem Hinweis zu schauen, ob das Produkt auf Pyrrolizidinalkaloide kontrolliert wurde. Ansonsten hast du die Möglichkeit, dich bei der herstellenden Firma zu erkundigen. Übrigens ist auch Bioanbau kein Garant dafür, dass der Tee keine Verunreinigungen enthält.
Schützen kannst du dich am wirkungsvollsten mit einer abwechslungsreichen Ernährung. Damit vermeidest du, PA-belastete Lebensmittel über einen längeren Zeitraum zu essen.
Das BfR rät zum Beispiel:
- Trinke immer wieder unterschiedliche Tees. Kinder sollten zwischendurch auch mal eine Fruchtschorle oder Wasser trinken.
- Achte bei Salaten, Blattgemüsen und Küchenkräutern darauf, dass keine fremden Pflanzenteile dabei sind. Sortiere lieber großzügig aus, wenn dir etwas unbekannt ist. Das gilt auch, wenn du Kräuter selbst anbaust oder Wildkräuter sammelst: Bringe nur Pflanzen auf den Tisch, die du sicher erkennst.
Das Bundesministerium für Ernährung fügt hinzu, dass besonders Schwangere und während der Stillzeit nicht ausschließlich Kräutertee trinken sollten.
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