Rezyklat ist die Bezeichnung für alten Kunststoff, der für die Herstellung neuer Plastikprodukte verwendet wird. Häufig kommt Rezyklat in PET-Flaschen vor.
Was passiert mit alten PET-Flaschen, die im Leergutautomaten landen? Sie werden nach Farben sortiert, gewaschen und zu sogenannten PET-Flakes zerhäckselt. So entsteht das begehrte Rezyklat, aus dem Unternehmen zum Beispiel PET-Flaschen oder auch Funktionsjacken herstellen können.
Inzwischen ist Rezyklat zu einem wichtigen Rohstoff geworden, aus dem sich zahlreiche unterschiedliche Produkte herstellen lassen. Doch die Aufbereitung ist aufwendig und es gibt strenge Vorschriften.
Rezyklat: Kunststoff-Recycling – aus Alt mach Neu
Rezyklat nennen Expert:innen die zerkleinerten Teilchen aus altem Kunststoff, der recycelt werden soll. Es gibt eine Vielzahl an Kunststoffen, doch nicht jeder ist recycelbar. In der Praxis kommen vor allem folgende Kunststoffe zur Verarbeitung zu Rezyklat zum Einsatz:
- PE (Polyethylen)
- PP (Polypropylen)
- PET (Polyethylenenterephthalat)
- PVC (Polyvinylchlorid)
- PS/PS-E (Polystyrol und expandiertes Polystyrol)
Der Vorteil von Rezyklat: Das wiederverwendete Plastik hat bereits einen Lebenszyklus hinter sich und wird nun ein weiteres Mal genutzt. Es ersetzt dabei Kunststoff, der sonst neu auf Basis von klimaschädlichem Erdöl hätte hergestellt werden müssen. Dadurch sind theoretisch weniger Rohstoffe und weniger Energie nötig.
Der Rezyklatanteil von PET-Flaschen variiert stark: Einige Mineralwasseranbieter nehmen ausschließlich neuen Kunststoff, andere setzen auf 50 Prozent Rezyklat und einige sogar auf 100 Prozent Rezyklat.
Die gesetzlichen Vorgaben fallen dagegen eher niedrig aus: Laut der Richtlinie EU 2018/852 müssen
- bis Ende 2025 mindestens 65 Prozent aller Verpackungsabfälle recycelt werden. Bei Kunststoff im Spezifischen müssen es 50 Prozent sein, bei Glas zum Beispiel 70 und bei Papier und Karton sogar 75 Prozent.
- bis Ende 2030 70 Prozent aller Verpackungen recycelt werden. Bei Kunststoff steigt die Recyclingquote dabei auf 55 Prozent.
Produkte aus Rezyklat: Mehr als PET-Flaschen
Aus etwa einem Viertel bis zur Hälfte (je nach Datenquelle) des Rezyklats entsteht neues Verpackungsmaterial, zum Beispiel Folien zum Einschweißen von Produkten. Der Rest des Rezyklats wird zu vielen verschiedenen Produkten weiterverarbeitet, zum Beispiel zu:
- Dämmmaterialien
- Baumaterialien
- PKW-Innenraumausstattung
- landwirtschaftlichen Produkten
- Jacken
- Schulranzen
- Taschen
- Kinderwägen
- Küchenfronten
- Fleece-Kleidung
- Schlafsäcken
- Verpackungen, zum Beispiel für Kosmetikprodukte
PET-Flaschen lassen sich besonders gut für Rezyklat nutzen, da sie aus einer einzigen Kunststoffart bestehen und nicht mit anderen Kunststoffen oder Materialien vermischt sind.
Doch es gibt auch Hürden: Damit aus einer alten PET-Flasche eine neue PET-Flasche wird (Bottle-to-Bottle-Recycling), sind spezielle Reinigungsprozesse notwendig. In Europa schreibt die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) demnach sogenannte „super-clean“ Recyclingprozesse vor, die von der Behörde zuvor zugelassen werden müssen. Laut NABU wird nur rund ein Viertel der PET-Flaschen wieder zu einer neuen Flasche.
Plastik wird zu Rezyklat
Obwohl inzwischen viele neue PET-Flaschen aus rund 50 Prozent Rezyklat bestehen, wird insgesamt nur wenig Plastik wirklich recycelt: Das meiste Plastik wird energetisch verwertet, also verbrannt. Denn wiederverwendete Kunststoffe müssen für Verpackungen den Standard der Lebensmitteltauglichkeit erfüllen. Das würde zu hohen Kosten bei der Aufbereitung des Plastiks führen, sodass nur bestimmtes Plastik – wie die PET-Flaschen – aufbereitet und zu Rezyklat verarbeitet werden.
Die Herstellung von neuem Plastik ist zudem so günstig, dass viele Produzenten kaum Anreiz verspüren, auf Rezyklat zurückzugreifen. Denn das ist laut dem Umweltausschuss des Bundestags etwa 25 Prozent teurer als die Neuproduktion.
Allerdings fordert die Politik schon länger, dass mehr Plastikprodukte recycelt und aus Rezyklat hergestellt werden sollen. Im Umweltausschuss hieß es bereits 2019 aus der Branche, sie „habe sich das Ziel gesetzt, bis 2025 90 Prozent recycling- oder mehrwegfähige Verpackungen auf den Markt zu bringen, aktuell liege die Quote bei 75 Prozent“.
Probleme gebe es bei der Lebensmitteltauglichkeit, der Verfügbarkeit sowie bei der Qualität. Unklar seien sich die Unternehmen auch bei der Preistoleranz der Kund:innen und bei den fehlenden Qualitätsstandards.
Rezyklat in der Zukunft: Quote und Steuern?
Expert:innen und Branchenverbände fordern schon länger, den Rezyklatanteil verbindlich für Verpackungen vorzuschreiben. Dr. Henning Wilts vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie sieht in einer Quote zum Beispiel Anreize für Investitionen und Forschung und zudem für eine verlässliche Nachfrage. Das sagte er im Umweltausschuss des Bundestags. Denn die Nachfrage sei bisher so gering, dass bei Rezyklatherstellern Unsicherheit herrsche.
Andere Expert:innen fordern eine Unterscheidung zwischen dem Zweck der Rezyklate: Für Reinigungsmittel- oder Kosmetikverpackungen sollen niedrigere Standards gelten als für Lebensmittelverpackungen, um die Kosten niedriger zu halten und Rezyklat attraktiver zu machen. Mittlerweile werben immer mehr Hersteller von Kosmetik- und Reinigungsprodukten mit dem hohen Rezyklatanteil ihrer Verpackungen.
Der EU-Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft sieht vor, dass Kunststoff in Zukunft verstärkt als Rezyklat wiederverwendet wird. Konkrete Verordnungen gibt es dazu aber noch nicht. Lösungen könnten sein, Unternehmen mit recycelten oder recycelbaren Produkten mit niedrigeren Gebühren zu belohnen, Steueranreize zu schaffen und neue Produktkennzeichnungen einzuführen, ähnlich einem Siegel.
Rethink Plastic: Um die weltweite Vermüllung aufzuhalten, brauchen wir einen anderen Umgang mit Kunststoffen. Deshalb schauen wir in den Utopia-Themenwochen genauer hin: Wie können wir Plastik nicht nur vermeiden, sondern nachhaltiger herstellen, nutzen, wiederverwenden und entsorgen?
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Überarbeitet von Denise Schmucker
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