Der Secondhand-Einkauf im Internet boomt, doch er hält einige Fallstricke wie überteuerte Preise oder unseriöse Anbieter:innen bereit. Erfahre hier, wie du beim Online-Secondhand-Einkauf einen fairen Preis verhandeln und dich schützen kannst.
Portale für Gebrauchtwaren wie Vinted, eBay Kleinanzeigen oder Shpock boomen und immer mehr Menschen entdecken die Vorteile des Second-Hand-Einkaufs für sich: Dinge aus zweiter Hand, wie Secondhandkleidung oder gebrauchte Möbel, zu kaufen ist nicht nur nachhaltig, sondern oft auch günstiger.
Doch wer im Internet gebrauchte Ware erwerben möchte, sollte Vorsicht walten lassen. Betrugsmaschen und Tricks, die zum schnellen oder überteuerten Kauf verleiten wollen, gibt es auch beim Secondhand-Handel. Damit du darauf nicht hineinfällst, stellen wir dir ein paar Tipps vor, wie du online beim Secondhand-Einkauf nicht nur selbstsicherer verhandeln, sondern ebenfalls deinen eigenen Verbraucher:innenschutz erhöhen kannst.
Online-Secondhand-Einkauf: So ermittelst du einen fairen Preis
Durch den aktuellen Boom von Secondhand-Shopping im Internet steigen die Preise für gebrauchte Waren, da die Nachfrage nach bestimmten Produkten oft das Angebot übersteigt. Auch wenn es selbstverständlich ist, einen angemessenen Preis auch für eine gebrauchte Ware in guter Qualität zu bezahlen, sind die Secondhandpreise trotzdem nicht immer fair.
Bevor du online Secondhandware kaufst, solltest du den aktuellen Neupreis des Produktes recherchieren. Suche alternativ ähnliche Produkte heraus und schaue nach, welcher Preis für ein Neuprodukt verlangt wird. Der Preis für das gebrauchte Produkt sollte merklich darunter liegen. Selbstverständlich kommt es bei gebrauchten Produkten ebenfalls darauf an, wie alt und in welchem Zustand das Produkt jeweils ist.
Um einen realistischen und fairen Preis abzuschätzen, kannst du dich an dem sogenannten Zeitwert orientieren. Dieser setzt sich aus Alter und durchschnittlicher Nutzungsdauer eines Produkts zusammen.
- Möchtest du beispielsweise ein gebrauchtes Handy kaufen, welches drei Jahre alt ist, kannst du den Neupreis nehmen und die durchschnittliche Nutzungsdauer des Handys bestimmen.
- Gehen wir in unserem Beispiel davon aus, dass das Handy bei normaler Nutzung vier Jahre hält, so wäre ein Wertverlust von 25 Prozent pro Jahr anzusetzen. Demnach dürfte das drei Jahre alte Handy nicht mehr als 25 Prozent des Neupreises kosten.
Dieser Wert setzt ein Handy mit normalen Gebrauchsspuren voraus. Weist das Produkt zusätzlich Schäden auf, wie zum Beispiel ein kaputtes Display, so ist der Preis entsprechend anzupassen und nach unten zu korrigieren. Dasselbe gilt ebenfalls umgekehrt. Wenn das Handy zwar vor drei Jahren gekauft wurde und noch original verpackt ist, so ist ein deutlich höher Preis als ein Viertel des Neupreises gerechtfertigt.
Bei Unikaten oder Produkten, die es nicht mehr zu erwerben gibt und die deshalb einen gewissen Sammlerwert haben, lässt sich diese Methode nicht so einfach anwenden. Hier solltest du im Zweifelsfall Fachpersonal zu Rate ziehen.
So verhandelst du selbstsicher beim Online-Secondhand-Einkauf
Hast du ein Produkt gefunden, welches dich interessiert und für das du einen fairen Preis recherchiert hast, kannst du dich gegebenenfalls daran machen, zu verhandeln.
Liegt dein errechneter Preis stark unter dem Preis des Verkaufenden, so kann es passieren, dass dein Vorschlag als zu niedrig angesehen und daher abgelehnt wird. Du solltest dir im Voraus Gedanken machen, wie wichtig dir das Produkt wirklich ist, und recherchieren, ob andere Verkäufer:innen dasselbe Produkt gebraucht zu einem günstigeren Preis anbieten.
Handelt es sich um ein Produkt, welches sonst schwer zu bekommen ist, und das du unbedingt brauchst, solltest du lieber nicht zu forsch vorgehen und keinen drastisch geringeren Preis vorschlagen. Im schlimmsten Fall könnte dies ansonsten dazu führen, dass sich die Verkäufer:innen vor den Kopf gestoßen fühlen und überhaupt nicht zum Verhandeln bereit sind.
Starte also, indem du eine moderate Preissenkung vorschlägst. Expert:innen empfehlen, mit einem Einstiegsangebot, das 80 Prozent des geforderten Kaufpreises beträgt, einzusteigen.
Wenn es sich um ein häufig angebotenes Produkt handelt, kannst du mit deinem ermittelten Preis in die Verhandlung einsteigen. Berechne diesen Preis mithilfe den Daten deiner Recherche, damit du ihn bei Nachfrage rechtfertigen kannst und die Verkäufer:innen ihn nicht als unbegründet abtun können.
Warum du von krummen Preisen beim Online-Secondhand-Einkauf profitieren kannst
Die meisten Verkäufer:innen stellen ihre gebrauchten Waren zu einem runden Preis auf die Secondhand-Plattformen. Selten wirst du ein Angebot für beispielsweise 35,99 oder 82,50 Euro finden. Wenn du jedoch als Käufer:in einen guten Preis verhandeln möchtest, so kannst du dir krumme Beträge zunutze machen.
Die Angabe von diesen krummen Preisen bei Verhandlungen gibt den Verkäufer:innen das Gefühl, dass du ordentlich recherchiert hast und der Preis exakten Berechnungen zugrunde liegt. Du solltest jedoch bei den krummen Preisen nicht übertreiben und beispielsweise 21,79 Euro für einen gebrauchten Fernseher bieten.
Wenn du auf krumme Preise setzt, dann orientiere dich immer grob an dem von dir ermittelten Wert.
Freundlichkeit hilft auch beim Online-Secondhand-Einkauf weiter
Ein fairer Preis ist zweifelsohne wichtig. Dennoch solltest du deine Forderungen nicht zu vehement und harsch kommunizieren, denn auch beim Secondhand-Einkauf macht der Ton die Musik. Verhandle stets respektvoll mit den Verkäufer:innen und sei kompromissbereit, denn nicht immer ist der errechnete Preis der Preis, den du verhandeln kannst, da Angebot und Nachfrage ebenfalls die Marktlage bei Online-Secondhand-Plattformen bestimmen.
Zeigst du dich gegenüber den Verkäufer:innen freundlich und baust Sympathie auf, stehen die Chancen auf gute Verhandlungsergebnisse meist besser, als wenn du kurz und knapp versuchst, deine Forderung durchzudrücken.
Selbstverständlich ist die Verhandlung online nicht mit einer Preisverhandlung auf einem Flohmarkt gleichzusetzen. Dennoch steht es außer Frage, dass du auch im Internet anderen respektvoll begegnen und dich bemühen solltest, freundlich aber bestimmt nach einer fairen Lösung für beide Parteien zu suchen.
Second-Hand-Einkauf online: So vermeidest du Betrug
Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es bei den wenigsten Dingen im Leben. Das trifft auch beim Onlinekauf auf Secondhand-Plattformen zu. Jede:r kann dort seine Waren zum Verkauf anbieten und so kommt es ebenfalls vor, dass sich unter die vielen seriösen Händler:innen ein paar schwarze Schafe mischen.
Plattformen wie eBay bieten mittlerweile eine eigene sichere Bezahlfunktion, bei der das Geld erst an die Verkäufer:innen ausbezahlt wird, wenn die Käufer:innen den Erhalt der Ware in angegebener Qualität bestätigt haben. Diese sichere Bezahlfunktion ist jedoch nicht bei allen Produkten möglich und auch nicht auf allen Plattformen gängig.
In solchen Fällen ist es ratsam, eine externe sichere Bezahlfunktion zu wählen und nicht einfach das Geld zu überweisen. Der PayPal-Käuferschutz bietet dir beispielsweise eine gewisse Sicherheit.
Um dich zu schützen, solltest du dich vor dem Kauf auch so umfassend es geht über die Händler:innen informieren und deine Kommunikation mit ihnen genau betrachten:
- Schaue dir das Profil der Verkäufer:innen an: Ein erst seit ein paar Tagen aktives Profil sollte dich wachsam machen, denn viele Betrüger:innen sind gezwungen, oft neue Profile zu erstellen, da ihre alten gemeldet und gesperrt wurden. Schaue dir auch die Waren auf diesen Profilen an: Handelt es sich beispielsweise massenhaft um neue und beliebte Markenware zu drastisch reduzierten Preisen, solltest du stutzig werden. Bei einigen Plattformen gibt es die Möglichkeit Verkäufer:innen zu bewerten. Diese Bewertungen können dir einen Anhaltspunkt über die Seriosität geben und dir so dabei helfen, eine gute Entscheidung zu treffen.
- Schaue dir das Verhalten der Verkäufer:innen an: Drängen sie dich beispielsweise zum Kauf oder lehnen sie jede Form der sicheren Bezahlung ab, solltest du lieber vom Kauf absehen und nach alternativen Händler:innen suchen.
Ebenfalls solltest du dir gekaufte Produkte nur mit versichertem Versand zuschicken lassen. Geht das Produkt beim Transport kaputt, bleibst du sonst auf den Kosten sitzen.
Lasse dich beim Online-Secondhand-Einkauf nicht manipulieren
Auch beim Secondhand-Einkauf online greifen manche Verkäufer:innen greifen zu Manipulationsstrategien.
Ein beliebter Trick, um dich schneller zum Kauf zu bewegen, ist das Erfinden von weiteren Interessent:innen. Verkäufer:innen raten dir, dass du dich sehr schnell entscheiden solltest, da noch andere an dem Produkt Interesse haben und es sonst weg ist. Obwohl das natürlich der Fall sein kann, solltest du dennoch Vorsicht walten lassen und dir überlegen, ob du das Produkt wirklich zu dem Preis kaufen möchtest.
Besonders, wenn die Verkäufer:innen häufig nachfragen, dich womöglich mit Nachrichten überhäufen und dich drängen, dich zu entscheiden, solltest du den Kauf im Zweifelsfall ablehnen.
Höre bei Online-Secondhand-Käufen auf dein Bauchgefühl und frage Freund:innen und Bekannte nach ihrer Meinung zu einem bestimmten Angebot. Diese können einen Blick von außen auf die Verhandlungen werfen und enttarnen Betrüger:innen möglicherweise leichter als du.
Was, wenn das Produkt stark vom Angebot abweicht?
Grundsätzlich hast du bei Secondhand-Käufen von privaten Anbietern kein Widerrufs- oder Rückgaberecht. Kläre eventuelle Fragen somit im Vorfeld und lasse dir detaillierte Fotos von den Produkten schicken, wenn dir etwas unklar ist.
Obwohl kein offizielles Widerrufs- oder Rückgaberecht besteht, kannst du dich, wenn das Produkt sehr stark von der Anzeige abweicht, auf die Gewährleistung berufen. Im Schuldrecht bedeutet die Gewährleistung, dass man für eine mangelhafte Leistung oder ein mangelhaftes Produkt einstehen muss. Dich darauf zu berufen, ist jedoch nicht immer möglich, da sich viele private Verkäufer:innen mit einer Klausel in ihren Anzeigen absichern.
Liest du in einer Anzeige den Zusatz „Der Kauf findet unter Ausschluss jeglicher Gewährleistung statt“, dann ist tatsächlich jegliche Gewährleistung ausgeschlossen.
Sicher verhandeln beim Online-Secondhand-Einkauf: Fazit
Online-Secondhand-Plattformen sind eine gute Möglichkeit, um deinen Konsum nachhaltiger zu gestalten. Anstatt Dinge wegzuschmeißen oder zuhause ungenutzt stehen zu lassen, erhalten die Produkte ein zweites Leben. Trotzdem solltest du dir beim Kauf von gebrauchten Produkten ebenfalls die Frage stellen, ob du das Produkt wirklich brauchst. Denn wirklich nachhaltig ist es nur, wenn wir beginnen, weniger zu konsumieren. Wie das geht, kannst du in diesem Ratgeber erfahren: 7 Tipps, die dir dabei helfen, weniger zu konsumieren.
Der Online-Second-Hand-Einkauf ermöglicht jedoch, günstiger an die Produkte zu kommen, die du brauchst, sodass du Geld sparen kannst. Wenn du beim Kauf auf die Seriosität der Anbieter:innen achtest, auf dein Bauchgefühl hörst und dich im Vorfeld über angemessene Preise informierst, dann steht dem erfolgreichen Second-Hand-Einkauf nichts mehr im Wege.
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