Die Rügenwalder Mühle gibt sich vegetarisch und hat nun auch fleischlose Schinken Spicker im Programm. Auch wenn die Absichten des Wurstherstellers gut sein sollten: die Zutaten der Produkte überzeugen uns nicht.
Rügenwalder Mühle vegetarisch
Ein bislang reiner Fleischkonzern verkauft jetzt fleischlose Ersatzprodukte. Man kann das als begrüßenswerten Schritt sehen, weil er womöglich hilft, den gesellschaftlichen Fleischkonsum zu reduzieren. Denn Fleischersatzprodukte können, wenn sie von einem sehr bekannten Markenhersteller kommen, auch für Menschen relevant werden, die sie als Nischenprodukt bisher nicht entdeckt oder nicht ernst genommen haben.
Man kann über die Absichten der Rügenwalder Mühle spekulieren. Will das Unternehmen ernsthaft dazu beitragen, dass weniger Fleisch gegessen wird? Oder will es sich einfach nur ein Stück zusätzlichen Umsatz sichern, vom wachsenden vegetarischen und veganen Kuchen?
Ei statt Wurst macht Rügenwalder vegetarisch
Laut eigener Aussagen hat sich die Rügenwalder Mühle zum Ziel gesetzt, innerhalb der nächsten fünf Jahre mindestens 30 Prozent ihres Umsatzes mit vegetarischen Produkten zu erzielen. 70 Prozent sollen also weiterhin durch Wurst gemacht werden – das hierfür verwendete Fleisch stammt derzeit komplett aus konventioneller Haltung, in der Tiere unter nicht-artgerechten Bedingungen leiden.
Selbst wenn man dem Wurstproduzenten in jeder Hinsicht die besten Absichten unterstellen würde: Der Blick auf die Qualität der fleischlosen Produkte ist ernüchternd. Denn sie basieren nicht etwa auf den typischen pflanzlichen Zutaten für Fleischersatzprodukte wie Soja oder Weizeneiweiß. Ihr Hauptbestandteil ist tierisches Eiweiß – und der Umstieg von normaler Wurst zu einer Alternative, die zu 70 Prozent aus Hühnerei besteht, macht vor allem aus ethischen Gründen wenig Sinn.
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Freilandeier klingen besser, als sie sind
Die Rügenwalder Mühle dagegen hebt besonders hervor, dass die enthaltenen Eier aus Freilandhaltung stammen. Im Gegensatz zur Käfig- oder Bodenhaltung bedeutet diese zwar tatsächlich mehr Platz für die Tiere und eine kleine Auslauffläche im Freien – aber Freilandhühner leben nicht in ländlicher Idylle, wie sie uns die Hersteller gerne auf Eierkartons vorgaukeln.
Die meisten Freilandeier stammen aus Großbetrieben, die oft mehrere Tausend Hühner halten. Innerhalb der Ställe leben neun Hühner auf nur einem Quadratmeter zusammen. Der Einsatz von Antibiotika ist erlaubt und das Futter wird in der Regel mithilfe von Pestiziden und künstlichen Düngemitteln hergestellt – auch Gentechnik kann im Spiel sein.
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Vegane Wurst – es gibt längst bessere Alternativen
Zwar sind auch Bio-Eier nicht perfekt, doch im Vergleich zu Freilandeiern wären sie die bessere Wahl. Doch wie gesagt: Eigentlich müssen Eier in einem vegetarischen Fleischersatz überhaupt nicht sein – vor allem nicht als Basis-Zutat mit hohem Prozentanteil.
Dass man rein pflanzlichen Fleischersatz problemlos herstellen kann, zeigen etablierte Bio-Hersteller wie: Wheaty, Taifun oder Viana. Die gibt es in jedem Bio-Laden. Wer im Supermarkt oder im Discounter einkauft, findet inzwischen auch dort rein pflanzliche Wurstalternativen sowie veganen Käse – meist von der jeweiligen Bio-Eigenmarke.
Update: Die Rügenwalder Mühle hat inzwischen angekündigt, in Zukunft auch rein vegane Wurstalternativen anbieten zu wollen – wir sind gespannt.
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