Der Sumpf und das Moor: Lange galten die Feuchtgebiete als Ödland. Ein fataler Irrtum, wie wir heute wissen. Wir erklären dir, wieso Sümpfe für den Naturschutz wichtig sind und was sie von einem Moor unterscheidet.
Streng genommen bezieht sich der Begriff „Sumpf“ auf Feuchtgebiete, die sich an Flussniederungen und Seen bilden. Dazu gehören sogenannte Röhrichte, Rieden und Hochstaudenfluren. Ihre Gemeinsamkeit ist der nasse, schlammige Boden. Doch jede dieser Landschaften zeichnet sich durch eine unterschiedliche Flora und Fauna aus.
Vom Amazonas bis nach Sibirien: Sümpfe gibt es in vielen Teilen der Erde. Zu den bekanntesten zählen die Everglades im US-Bundesstaat Florida oder die Mangrovensümpfe im australischen Bundesstaat Queensland. In Russland gibt es das größte Sumpfgebiet der Welt. Das Wasjugan-Moor erstreckt sich über eine Fläche, die zweimal so groß ist wie Belgien.
In Deutschland kannst du eine Röhricht-Landschaft an fast allen Uferbereichen von Seen, Flüssen oder Brackgewässern wie der Schlei in Schleswig-Holstein finden. Sie ist das am weitesten verbreitete Feuchtbiotop. Am Ufer wachsen unter anderem gelbe Sumpfschwertlilien oder die weiß-pinke Schwanenblume. Mit hohem Schilf bewachsen, ist die Röhricht ein Brutplatz für einige heimische Vögel. Dabei dienen die Halme gleichzeitig als Baumaterial und Sichtschutz.
In anderen Sumpflandschaften sind wiederum andere Arten verbreitet: In einem Kleinseggenried blühen weiße Drachenwurze und die indigoblauen Alpine-Staude. Wiederum wirkt der Hochstaudenflur auf den ersten Blick wie eine Blumenwiese. Allerdings eine, die beim Betreten für nasse Füße sorgt.
Wie entsteht ein Sumpf und was unterscheidet ihn von einem Moor?
Für viele ein und dasselbe: Moor, Sumpf, Sumpflandschaft. Zwar kann aus einem Sumpf ein Moor werden, dennoch unterscheiden sich die Ökosysteme in einigen Punkten.
Sumpflandschaften entstehen auf nährstoffreichen Böden. Der Boden eines Moores hingegen ist nährstoffarm. Im Gegensatz zu einem Moor ist ein Sumpf nicht immer überflutet. Zeitweise sinkt das Wasser knapp unter die Oberfläche. Es bleibt in natürlich entstandenen Löchern oder Gräben. Das abgestorbene Pflanzenmaterial kommt somit „an die Luft“ und kann sich zersetzen.
Bleibt das Wasser ganzjährig über der Oberfläche, entsteht ein Moor. Auch der Prozess der „Verlandung“ kann einen See zu einem sogenannten Niedermoor umwandeln. Das passiert, wenn der Boden durch Biomasse an Höhe gewinnt. In einem Moor kann sich die abgestorbene Pflanzenmasse wegen Sauerstoffmangel nicht zersetzen und bildet eine Torfschicht.
In der Natur kommt ein Sumpf wie das Hochstaudenflur an Bachufern, Gebirgen oder Wäldern vor, im Flachland hingegen nur durch die Hand des Menschen. Felder, die nicht mehr landwirtschaftlich genutzt werden, kahlgeschlagene Wälder, selbst Industriegebiete können mit der Zeit versumpfen und zu einem artenreichen Hochstaudenflur werden.
Was macht die Feuchtgebiete so wertvoll?
Sümpfe sind ein Zuhause für viele Tiere. Neben Vogelnestern finden sich dort Laich- und Larvenplätze. Es ist ein idealer Lebensraum für Libellen, Frösche und die vom Aussterben bedrohte Kreuzotter. Im Sommer suchen Schmetterlinge Nektar auf den von Wildblumen bewachsenen Hochstaudenfluren. Die Monsunwälder der Tropen sind der Lebensraum für Krokodile, Tiger und Jaguare.
Auch Moore sind artenreich. Der BUND Naturschutz erklärt, wie spezifisch das Ökosystem ist. Viele der Tiere und Pflanzen, wie zum Beispiel Torfmoose, haben sich auf das Moor spezialisiert und würden in anderen Biotopen nicht überleben. Deswegen finden sich in Mooren vor allem vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten wie der Hochmoor-Perlmuttfalter oder die fleischfressende Pflanze Sonnentau. Für Kraniche und andere Zugvögel ist es eine Raststätte.
Das Moor- ein Mitstreiter in der Klimakrise
Die Torfschicht des Moores ist ein wahres Multitalent. Ein intaktes Moor kann vor Überschwemmungen und Erosionen schützen. Wenn es viel regnet, saugt es sich voll wie ein Schwamm. Erdmassen werden so wenig abgetragen. Torf filtert Wasser, weswegen Moore auch oft als die „Niere der Landschaft“ bezeichnet werden. Dabei befreien sie das Wasser von Schwermetallen und Düngerresten, speichern aber auch Unmengen an CO2. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) erklärt, dass Moore doppelt soviel Kohlenstoff wie alle Wälder der Welt speichern.
Das bedrohte Ökosystem und was du tun kannst
Während es in Deutschland kaum noch Feuchtgebiete gibt (laut Nabu sind ca. 95 Prozent entwässert), erstrecken sich in Nordamerika, Südostasien, Südamerika und Russland weitläufige Sümpfe. Noch. Denn Wasserstraßen und die Ableitung von Giftstoffen bedrohen die sensiblen Ökosysteme. Tiere auf der roten Liste, zum Beispiel Tiger, verlieren ihren Lebensraum.
Neben Profitgier macht auch der Klimawandel Sümpfen zu schaffen. In Brasiliens Feuchtgebiet Pantanal wüten seit zwei Jahren die stärksten Brände in der Geschichte des Landes. Das Feuchtgebiet erlangte durch Bilder von verletzten Jaguaren eine traurige Berühmtheit.
Umweltorganisationen kämpfen um den Erhalt und die Renaturierung der Feuchtgebiete, denn wir erkennen mehr und mehr, wie wichtig sie für den Arten- und Klimaschutz sind.
Was kann ich tun?
Glücklicherweise bist du nicht machtlos. Auch du kannst einiges für den Schutz der Sümpfe und Moore tun. Hier sind ein paar Tipps:
- Kaufe torffreie Blumenerde. Eine weitere und wesentlich nährstoffreichere Alternative sind Kokosfasern oder Grünkompost.
- Du kannst Pat:in für einen Teil des „grünen Bandes“ werden. Das ist ein Streifen Natur, der sich durch ganz Deutschland und darüber hinaus zieht. In dem Biotopverbund gibt es sowohl Sumpflandschaften, als auch Moore. Mehr Infos zum grünen Band findest du hier: Ihre Patenschaft für die Natur
- Informiere dich über Moore oder mache mit deinen Freunden eine Moorwanderung. Schaut euch Dokumentationen an, zum Beispiel „Magie der Moore„.
- Lege in deinem Garten ein Sumpfbeet an. Hier bekommst du Tipps: Einen Sumpfgarten anlegen – Keine Angst vor nassen Füßen
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Dokumentarfilm „Magie der Moore“
- Auenwälder: So wichtig sind sie für Mensch und Tier
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