Superfood Avocado: Wie gesund und (un)nachhaltig ist die Frucht wirklich?

Avocado
Foto: Pixabay / CC0/PD / Juraj Varga

Die Avocado ist ein beliebtes Superfood und wegen ihrer Auswirkungen auf die Umwelt gleichzeitig ein kontrovers diskutiertes Lebensmittel. Wir haben dir die wichtigsten Fakten über Gesundheit und Umweltauswirkungen zusammengefasst.

Welche gesundheitlichen Vorteile haben Avocados tatsächlich? Wie groß sind die Auswirkungen auf die Umwelt durch Avocados wirklich? Und was bedeutet das für dich: Sollte man Avocados noch kaufen oder nicht? Diese und viele weitere Fragen werden in diesem Artikel beantwortet. Hier die wichtigsten Themen dieses Beitrags:

Das steckt hinter dem Avocado-Boom

Die Avocado ist die Frucht des Avocadobaums – ja, es ist Obst, genauer gesagt: Es sind Beeren! Die bis zu zwanzig Meter hohen Bäume stammen ursprünglich aus Mittelamerika und gedeihen mittlerweile in vielen tropischen und subtropischen Ländern. Es gibt über 400 Sorten, bei uns findet man meistens nur zwei Sorten: Die „Fuerte“ und die „Hass“. Die Sorten unterscheiden sich optisch und geschmacklich:

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  • Fuerte: birnenförmig mit glatter, dunkelolivgrüner Schale, grünlichem Fruchtfleisch und mild-cremigem Geschmack
  • Hass: eiförmig bis rund mit rauer, grüner bis hin zu schwarzer Schale, gelblichem Fruchtfleisch und nussigem Geschmack
Guacamole aus Avocado
Der Klassiker: selbst gemachte Guacamole aus Avocado (Foto: utopia/aw)

Seit den 1990er Jahren bereichert die exotische Steinfrucht zunehmend auch unsere Speisezettel. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, stieg die Importmenge in den vergangenen zehn Jahren um 402 Prozent! Während es im Jahr 2013 noch gut 31.400 Tonnen waren, wurden im Jahr 2023 knapp 157.800 Tonnen Avocados im Wert von rund 484 Millionen Euro nach Deutschland importiert. Kein Wunder – schließlich gilt die Avocado als Superfood mit vielen gesundheitlichen Vorteilen.

Avocado: Wie gesund ist das Superfood?

Die Avocado zeichnet sich vor allem durch eines aus: ihren hohen Fettgehalt von bis zu 20 Gramm Fett pro 100 Gramm. Das macht das grüne Superfood zur Kalorienbombe: 100 Gramm Avocado enthalten um die 217 Kilokalorien (FDDB), eine durchschnittlich große Avocado (250 Gramm) liefertdamit rund 543 Kilokalorien.

Aber: Das bedeutet nicht, dass die Avocado eine ungesunde Kalorienbombe ist. Die in der Avocado enthaltenen Fette sind größtenteils gesunde, ungesättigte Fettsäuren, darunter auch Omega-3-Fettsäuren. Während man früher Menschen, die abnehmen wollten, vom Verzehr abgeraten hat, weiß man heute, dass die Avocado mit ihrem hohen Fettgehalt einen wertvollen Beitrag zu einer gesunden Ernährung leisten kann.

Neben den ungesättigten Fettsäuren haben Avocados auch einen hohen Gehalt an B-Vitaminen, Vitamin A, D, E, und K sowie die Mineralstoffe wie Kalium, Magnesium und Phosphor. Außerdem sind sie reich an essenziellen Aminosäuren, sekundären Pflanzenstoffen und haben einen hohen Ballaststoffanteil.

Jeden Tag Avocado: Das sind die Folgen

Angenommen du würdest jeden Tag eine Avocado essen, hätte das einige positive gesundheitliche Folgen:

  • Du nimmst eine ganze Menge gesunder Nährstoffe auf: Avocados stecken voller wertvoller Fette, Aminosäuren, Vitamine, Mineralstoffe und sekundärer Pflanzenstoffe.
  • Dein Risiko für Typ-2-Diabetes kann sinken: Eine US-Langzeitstudie aus dem Jahr 2023 mit über 6.000 Erwachsenen deutet darauf hin, dass Menschen, die regelmäßig Avocado essen, ein geringeres Risiko haben, an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Das gilt insbesondere für Menschen mit Vorstufen von Diabetes.
  • Dein Cholesterin-Spiegel kann sinken: Eine Studie aus dem Jahr 2015 deutet darauf hin, dass der regelmäßige Verzehr von Avocado das LDL-Cholesterin signifikant senken und somit das Risiko für Herzkrankheiten mindern kann.
  • Du kannst möglicherweise dein Körperfettanteil reduzieren: Die Ergebnisse einer Studie aus dem Jahr 2021 deuten darauf hin, dass der Verzehr von Avocados bei Frauen zur Reduktion des viszeralen Fettes führen kann, welches in der Bauchhöhle eingelagert ist und besonders mit dem Auftreten von metabolischen Krankheiten in Verbindung gebracht wird.
  • Du reduzierst möglicherweise dein Risiko für Übergewicht: Eine Studie aus dem Jahr 2019 legt nahe, dass der regelmäßige Verzehr von Avocado die Gewichtszunahme reduzieren und die Wahrscheinlichkeit, übergewichtig oder fettleibig zu werden, senken kann. Allerdings sind die Ergebnisse mit Vorbehalt zu verstehen: Die Effekte wurden auch vom anfänglichen BMI und der allgemeinen Ernährungsqualität beeinflusst.
  • Deine Darmflora kann sich positiv verändern: Darauf deutet eine Studie aus dem Jahr 2021 hin.

Ein weiterer interessanter Aspekt: Wissenschaftler:innen aus Kanada haben eine Substanz in der Avocado entdeckt, die vielversprechend bei der Behandlung von Leukämie (Blutkrebs) ist. In ihren Forschungstests hat das sogenannte Avocatin B Leukämie-Stammzellen bekämpft, während es die gesunden Zellen unversehrt ließ. Studien an Leukämiekranken stehen allerdings noch aus.

Umwelt und soziale Folgen – wie schlimm ist es?

Weil die Avocado viele gesundheitliche Vorteile hat, ist sie sehr beliebt und die Importmengen sind in den vergangenen Jahren entsprechend stark angestiegen. Doch gerade wegen dieses Booms sollte man sich Gedanken über die Auswirkungen auf die Umwelt machen. Leider gibt es diverse Aspekte, die dazu führen, dass Avocados sich negativ auf die Umwelt auswirken:

  • Lange Transportwege: Avocados werden hauptsächlich in Mexiko, aber auch in Kolumbien, der Dominikanischen Republik, Peru, Indonesien und Kenia angebaut und müssen nach Deutschland importiert werden. Sie haben also sehr lange Transportwege per Schiff hinter sich und verursachen dadurch hohe CO2-Emissionen.
  • Waldrodung: Der Avocado-Boom hat in den vergangenen Jahren zu massiver Abholzung tropischer Wälder geführt. Laut der Umweltorganisation Oroverde gehen allein im mexikanischen Bundesstaat Michoacán etwa 20 Prozent der Entwaldung zwischen 2001 und 2017 auf die Ausweitung von Avocado-Plantagen zurück. Bis 2050 soll die Anbaufläche dort um weitere 117 Prozent zunehmen.
  • Wasserverbrauch: Ein Avocado-Baum benötigt pro Tag rund 50 Liter Wasser, das in den heißen, trockenen Anbaugebieten ohnehin schon knapp ist. Genutzt wird entweder das Grundwasser oder Wasser aus Flüssen, die man dafür umleitet. Schätzungen zufolge verbraucht ein einziges Kilogramm Avocado etwa bis zu 2.000 Liter Wasser.
  • Trinkwasserknappheit: Laut WWF hat die Ausweitung des Avocado-Anbaus dazu geführt, dass Flüsse und Brunnen in einigen Anbauregionen versiegt sind und die lokale Bevölkerung unter dem Wassermangel leidet.
  • Grundwasser und versalzene Böden: Durch die übermäßige Bewässerung sinkt teilweise der Grundwasserspiegel, was zur Versalzung der Böden führt und diesen für die Landwirtschaft unbrauchbar werden lässt.
  • Konventioneller Anbau: In den Hauptanbaugebieten spielt Nachhaltigkeit eine untergeordnete Rolle, die Frucht wird überwiegend konventionell in Monokulturen angebaut und künstlich bestäubt. Teilweise werden sogar verbotene Pestizide eingesetzt.
  • Schlechte Arbeitsbedingungen: Für die Avocado-Ernte werden oft keine lokalen Arbeitskräfte, sondern Tagelöhner eingestellt. Die Bezahlung ist schlecht, die Arbeitstage sind lang und körperlich anstrengend.
  • Kriminalität: Die Avocado ist in Ländern wie Mexico ein wertvolles Gut – entsprechend mischt dort inzwischen auch die organisierte Kriminalität mit: Mord, Körperverletzung, Entführungen und sexualisierte Gewalt werden als Einschüchterungs- oder Vergeltungsmaßnahmen eingesetzt, um Kontrolle in der Industrie zu sichern (Oroverde).

Kann man Avocados noch kaufen?

Stellt man den Gesundheitswert der Avocado ihren massiven Umweltauswirkungen gegenüber, kommt schnell die Frage auf: Kann man Avocados überhaupt noch kaufen? Eine klare Antwort auf diese Frage zu finden, ist nicht ganz einfach.

Je nachdem, womit man Avocados vergleicht, kann die Einordnung unterschiedlich ausfallen. Im Vergleich zu einem lokal angebauten und saisonal verzehrten Apfel sieht die Klimabilanz einer importierten Avocado schlecht aus (ifreu Institut):

Avocados: für die Umwelt schlechter als Fleisch und Ei?
Avocados: für die Umwelt schlechter als Fleisch und Butter? (Foto: © Unsplash)

Doch setzt man die Bilanz der Avocado mit tierischen Produkten wie etwa Fleisch oder Butter ins Verhältnis, steht sie plötzlich deutlich besser dar:

  • 1 Kilogramm Avocado: 0,6 bis 0,8 Kilogramm CO2-Äquivalent
  • 1 Kilogramm Butter: 9 bis 11,5 Kilogramm CO2-Äquivalent
  • 1 Kilogramm Hähnchenfleisch: durchschnittlich 5,5 Kilogramm CO2-Äquivalent
  • 1 Kilogramm Schweinefleisch: durchschnittlich 4,6 Kilogramm CO2-Äquivalent
  • 1 Kilogramm Rindfleisch: durchschnittlich 13,6 Kilogramm CO2-Äquivalent

In Bezug auf ihren Wasserverbrauch gibt es regionale Obst- und Gemüsesorten, die im Anbau mehr Wasser verbrauchen als die Avocado – etwa Spargel und Pflaumen. Allerdings muss man an dieser Stelle bedenken, dass die Situation in den Anbaugebieten der Avocado aufgrund von bereits vorherrschendem Wassermangel eine andere ist als in Deutschland.

Oroverde ordnet die Umweltauswirkungen folgendermaßen ein:

Wenn auch die Ökobilanz der Avocados aufgrund der langen Transportstrecken, des hohen Wasserverbrauchs und anderer lokaler Konflikte problematisch ist, ist sie dennoch nicht ganz so klimaschädlich wie häufig angenommen.

Also mit gutem Gewissen täglich Avocado essen? Nein. Denn zu bedenken ist eben auch, dass es viele regionale Lebensmittel gibt, die eine bessere Ökobilanz haben und gleichzeitig ähnlich gesund sind. Eine Auswahl davon findest du in diesem Artikel:

Fazit: Darauf solltest du beim Avocadokauf unbedingt achten

Ihre gesundheitlichen Vorteile sprechen für das Superfood. Ihre Auswirkungen auf die Umwelt und die daraus resultierenden sozialen Folgen weniger. Dennoch ist die Avocado vielleicht doch kein so schlimmer „Umweltsünder“ wie teilweise behauptet.

Wer Avocados essen möchte, sollte folgende Aspekte beachten:

  • Möglichst regional kaufen: Um kurze Transportwege zu bevorzugen, achte auf Avocados aus möglichst nahen Regionen (wie Spanien) und meide solche von anderen Kontinenten.
  • Avocados mit Bio-Siegel aus fairem Handel: Achte auf eine Kennzeichnung mit EU-Bio-Siegel und aus fairem Handel. Das minimiert Umweltbelastungen und fördert gerechte Löhne.
  • Unreife Avocados auswählen: Avocados werden unreif transportiert. Teilweise werden sie dann hier für den Verkauf schnell nachgereift – das verschlingt zusätzliche Energie. Du kannst Avocados zuhause einfach nachreifen lassen.
  • Weniger ist mehr: Anstatt jeden Tag eine Avocado zu essen, solltest du sie als ein Genussmittel sehen, dass man sich zu besonderen Anlässen gönnt.

Utopia meint: Mit unseren Kauftipps lässt sich der ökologische Fußabdruck der Avocado beim Verzehr zumindest etwas reduzieren. Richtig „ökologisch“ wird die Avocado aber auch dadurch nicht. Sie bleibt in Bezug auf CO2-Emissionen und Wasserverbrauch dennoch besser als zum Beispiel Fleisch, Ei oder Butter – und sollte trotzdem als seltener Luxus betrachtet werden.

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