Warum du unbedingt torffreie Blumenerde kaufen solltest Von Benita Wintermantel und Utopia Team Kategorien: Haushalt & Wohnen Stand: 15. April 2024, 10:11 Uhr Foto: CC0 Public Domain / Pixabay, neelam279 Hast du dich schon einmal gefragt, was es mit dem Hinweis „torffrei“ auf der Blumenerde auf sich hat? Herkömmliche Blumenerde enthält allermeist Torf – der Abbau geht aber auf Kosten des Klimas und der Artenvielfalt. Mit torffreier Erde kannst du die Umwelt unterstützen.Noch immer enthalten viele Blumenerden, die man im Discounter, Baumarkt oder Gartencenter kaufen kann, Torf. Doch langsam entsteht bei vielen Konsument:innen ein Bewusstsein dafür, dass torffreie Erde für Klima und Umwelt besser ist. Wir erklären, warum das so ist, wo du torffreie Erde bekommst und wie du sie sogar selbst herstellen kannst. Unterstütze unsere Arbeit für mehr Nachhaltigkeit: Orange unterstrichene oder mit ** markierte Links sind Partnerlinks. Wenn du darüber bestellst, erhalten wir einen kleinen Anteil vom Verkaufserlös. Mehr Infos. Was ist Torf – und warum schadet der Abbau der Umwelt? Vereinfacht gesagt ist Torf der Stoff, aus dem die Moore sind. Die Erde, die in den Mooren entsteht, besteht im Wesentlichen aus unvollständig zersetzten Pflanzenresten. Durch eine ständige Übersättigung mit Wasser und dem daraus resultierenden Sauerstoffmangel bilden Moore den perfekten Nährboden für Torf. Um diesen aber abzutragen, müssen die Moorflächen entwässert werden, was ihre Zerstörung bedeutet. Erholen können sie sich meist nicht, denn Moore wachsen nur sehr langsam – genau wie Torf. Und zwar nur etwa einen Millimeter pro Jahr. Anders gesagt: Es dauert rund 1.000 Jahre, bis eine einen Meter dicke Torfschicht entsteht. Dem gegenüber steht ein immenser Verbrauch – allein von privaten Haushalten in Deutschland, so der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND): „Jedes Jahr verbrauchen wir Deutschen rund zweieinhalb Millionen Kubikmeter Torf aus Mooren als Pflanzerde in privaten Haushalten!“ Der Abbau von Torf schadet massiv dem Klima und der Artenvielfalt. (Foto: CC0 Public Domain / Pixabay – SimoneVomFeld) Durch den Abbau von Torf ist also auf einen Schlag jahrtausendelang gewachsene Natur dahin. Doch nicht nur das: Moore und das darin enthaltene Torf können hervorragend klimaschädliches CO₂ speichern. Dieses CO₂ wird freigesetzt, wenn der Torf abgetragen wird und trägt so dazu bei, das Klima weiter anzuheizen. Mit dem Torfabbau werden außerdem wertvolle Lebensräume zerstört – etwa für seltene Pflanzen und Tierarten wie Birkhuhn, Libellen und Amphibien – und so die Artenvielfalt gefährdet. Hier erfährst du mehr über die Bedeutung der Moore für das Klima. Um die Moore und das Klima zu schützen, solltest du unbedingt auf torfhaltige Erde verzichten. Brauchen Pflanzen wirklich Torf? Torf hat viele Vorteile: Er kann schnell viel Wasser aufnehmen und auch wieder abgeben, und zwar ohne, dass an den Pflanzenwurzeln Sauerstoffmangel entsteht. Torf hat einen niedrigen pH-Wert, sprich er ist sauer. Mithilfe von Kalk lässt er sich sehr einfach an die Bedürfnisse fast aller Pflanzen anpassen. Zudem ist er nährstoffarm, was manchen Pflanzen entgegenkommt und sich für alle anderen problemlos mittels zugefügten Nährstoffen anpassen lässt. Fast alle Pflanzen gedeihen auch auf torffreier Erde . (Foto: CC0 / Pixabay / Lynniet17) Insbesondere Pflanzen, die einen sauren und/oder nährstoffarmen Boden benötigen, können also von Torf profitieren – zum Beispiel Rhododendron, Hortensien oder Heidelbeeren. Hobbygärtner:innen stellen sich die Frage: Kann torffreie Erde überhaupt alles leisten, was torfhaltige Erde leistet? Ja! Inzwischen gibt es gute Alternativen zu herkömmlicher, torfhaltiger Erde: „Kompost, Rindenhumus und Holzfasern haben ähnliche Eigenschaften wie Torf und können diesen ersetzen“, erklärt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Alternativen: Kompost, Humus und Holzfasern statt Torf Die meisten Pflanzen gedeihen auch ohne Torferde ausgezeichnet. Zwar kann Torf schnell viel Wasser aufnehmen, doch genauso schnell wieder abgeben. An heißen Tagen besteht bei torfhaltiger Erde daher die Gefahr, dass deine Pflanzen austrocknen. Sein hohes Luftporenvolumen soll außerdem den Boden lockern – ein Fehlschluss, wie manche Expert:innen glauben, denn Torf wird im Boden innerhalb weniger Jahre vollständig mineralisiert, also abgebaut. Mit seinem geringen pH-Wert und Nährstoffgehalt sowie der schwachen biologischen Aktivität ist er auch weniger für Freilandböden geeignet. Torffreie Blumenerden werden in der Regel auf Basis von Kompost (Rinden- oder Grüngutkompost), Rindenhumus beziehungsweise Rindenkompost und Holzfasern hergestellt. Auch Kokosfasern werden oft beigemischt. Daneben enthalten sie oft weitere Bestandteile wie Xylit für den pH-Wert sowie Tonminerale für die Wasserspeicherung oder Naturdüngemittel. Von Jahr zu Jahr wächst die Auswahl an torffreier Blumenerde. (Foto: Utopia (bw)) Torffreie Erde kaufen: genau hinsehen Inzwischen gibt es in fast jedem Baumarkt oder Gartencenter torffreie Erde zu kaufen. Wichtig dabei: Achte beim Kauf auf den Hinweis „torffrei“ oder „ohne Torf“. Auf den Blumenerde-Säcken steht häufig „torfreduziert“ oder „torfarm“. Statt der üblichen 90 Prozent beträgt hier der Torfanteil etwa 70 Prozent, also nicht bedeutend weniger. Deshalb die Angaben immer genau lesen und auf die Angabe „torffrei“ achten. Bio-Erde ist nicht automatisch frei von Torf. Tipp: Wirf vor dem Kauf von Blumenerde einen Blick in den hilfreichen BUND-Einkaufsführer torffreie Erden (PDF) und informiere dich, welche Hersteller torffreie Produkte anbieten. Online kaufen: torffreie Erde bekommst du zum Beispiel bei Obi, Baldur Garten oder Amazon Du kannst auch die Wertstoffhöfe in der Umgebung abchecken: Oftmals gibt’s hier garantiert torffreie Regionalerde, die aus Bioabfällen aus deiner Stadt entsteht. Pflanzenpflege mit torffreier Erde: Tipps Torffreie Erde kann etwas weniger Wasser speichern als Erde mit Torf. Deshalb sollte man die Pflanzen in der Regel etwas häufiger gießen. Vor dem Gießen sollte man aber mit den Fingerspitzen fühlen, ob sich die Erde noch feucht anfühlt. Gerade an warmen Tagen kann die Oberfläche schnell ausgetrocknet wirken, während die Erde darunter noch feucht ist. Torffreie Erde benötigt in der Regel etwas mehr und häufiger Dünger. Expert:innen empfehlen vor allem stickstoffhaltige Düngemittel (zum Beispiel Hornspäne). Verwende dabei am besten natürlichen oder sogar selbst gemachten Dünger. Pflanzen, die sauren Boden bevorzugen, kann man mit speziellen Hausmitteln helfen: Expert:innen empfehlen zerkleinertes Eichenlaub, Kompost aus Tannen-, Fichten- oder Kiefernnadeln oder sogar Kaffeesatz. Mehr lesen: Bodenverbesserung: 6 Hausmittel und Tipps Torffreie Blumenerde selbst herstellen Du kannst torffreie Blumenerde auch einfach selbst machen. Das hat den Vorteil, dass du die Mischung auf den jeweiligen Zweck abstimmen kannst. Und günstiger ist die selbst gemachte Blumenerde auch. Für selbst gemachte Blumenerde ohne Torf benötigst du: 30 Liter Gartenerde 20 Liter Kompost 5 Liter Lehm (dient als Wasserspeicher) circa 500 Gramm Gesteinsmehl circa 500 Gramm Hornspäne oder Hornmehl als natürlichen Dünger Auch Anzuchterde kannst du ohne Torf selbst machen. (Foto: CC0 / Pixabay / AndreasGoellner) Mische die Komponenten Gartenerde, Kompost und Lehm in einem großen Behältnis. Direkt danach kannst du sie für deinen Garten oder Balkon verwenden. Bevor du Pflanzen einsäst oder einpflanzt, kannst du zusätzlich Gesteinsmehl und Hornspäne in die oberste Schicht der Erde untermischen. Für Zimmerpflanzen empfiehlt der NABU zusätzlich Kokosfasern hinzuzufügen. Foto: CC0 / Pixabay / AndreasGoellner Anzuchterde selber machen: Torffrei aus nur 3 Bestandteilen Anzuchterde selber zu machen ist nicht schwer. Aus nur drei Zutaten kannst du ein luftiges und lockeres Substrat herstellen, das… Weiterlesen Alternative: Den eigenen Kompost nutzen Für alle, die einen eigenen Garten besitzen, empfiehlt es sich selbst einen Kompost anzulegen (unter Umständen kannst du sogar einen Kompost auf dem Balkon anlegen). Der Torf-Anteil der Erde lässt sich gut durch das organische Material mit hoher biologischer Aktivität ersetzen. Ebenso gut eignen sich Rindenhumus und Holzfasern als Ersatz. Wer einen eigenen Kompost hat, kann damit gut den Torfanteil in der Blumenerde ersetzen. (Foto: CC0/pixabay/Antranias) Wer keinen Kompost hat, kann im Fachhandel Gartensubstrate kaufen, die torffrei sind. Diese enthalten häufig Grünschnitt, Holz- und Rindenhäcksel, aber auch Mineralien wie Lavagranulat. Und dabei sind die Eigenschaften zur Bodenverbesserung häufig besser als bei Torf. Wer keinen Garten hat, kann mit dem Bokashi-Prinzip auch in der Wohnung Bioabfälle in hochwertige Pflanzerde verwandeln. Foto: „Bokashi bin set“ von Pfctdayelise, lizensiert unter CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons, zugeschnitten Bokashi: Eine Anleitung für den Küchenkomposter Ein Bokashi-Eimer ist ideal, wenn du Dünger herstellen willst, jedoch keinen Garten und keine Geduld hast. Wir zeigen dir, wie… Weiterlesen Torfmoos als neue Alternative? Um zukünftig im Gartenbau auf den begrenzten Rohstoff Torf verzichten zu können, wird an der Kultivierung von Torfmoos gearbeitet. Dieses Substrat hat die gleichen Eigenschaften wie Torf, wird jedoch auf bereits abgetorften und wiedervernässten Moorböden angebaut. Mit dem Ziel, sich als landwirtschaftliche Kulturpflanze zu etablieren. Die Vorteile: Es entsteht ein nachwachsender Rohstoff, der als Kultursubstrat für den Gartenbau eingesetzt werden kann. Die Moore bleiben erhalten und weniger CO₂ wird freigesetzt. Kokoserde als Alternative? Unter Hobbygärtner:innen ist Kokoserde längst ein Geheimtipp. Hier erfährst du, ob sich der Transportweg der Kokoserde bis in den eigenen Garten wirklich lohnt: Kokoserde: Wie sinnvoll ist die exotische Alternative für Erde? Zimmerpflanzen ohne Torf Wer Zimmerpflanzen, Küchenkräuter wie Basilikum oder auch Tomatenpflanzen für den eigenen Garten kauft, hat leider immer noch Mühe, Pflanzen zu finden, die nicht in torfhaltiger Erde wachsen. Einige Anbieter wie Bioland, Naturland und Demeter verwenden immerhin weniger Torf. Weiterlesen auf Utopia.de: 10 Dinge, die du aus deinem Garten verbannen solltest Garten-Hacks mit Natron: 5 nützliche Anwendungs-Tipps Urban Gardening: Kreative Ideen für den Gemüseanbau auf deinem Balkon ** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos. War dieser Artikel interessant? 82 10 Vielen Dank für deine Stimme! Diese Artikel könnten dich auch interessieren Gartenparty: Tipps für Essen, Getränke und Deko Energiesparen: 17 Tipps für jeden Haushalt Ökogas, Biogas & Co.: Die bessere Alternative zu Erdgas? Was der Klimanotstand bedeutet – und warum Deutschland ihn ausrufen muss Ökologischer Handabdruck: So hilft er dir beim Klimaschutz Wirtschaften im Kreislauf: Was Unternehmen tun – und was du tun kannst Klimagerechtigkeit: Was ist das eigentlich? 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