Vegane Seide: Das macht sie aus Von Nora Braatz Kategorien: Mode Stand: 9. Januar 2024, 16:53 Uhr Foto: CC0 / Pixabay / TheDigitalArtist Vegane Seide soll ähnliche Eigenschaften aufweisen wie tierische Seide. Der Unterschied: Vegane Seide nutzt keine Tiere aus. Zudem gibt es auch noch weitere Unterschiede zwischen tierischer und pflanzlicher Seide. Vegane Seide bezeichnet Materialien, die sich ähnlich wie tierische Seide anfühlen und aussehen wie Seide, die aber im Labor gezüchtet oder aus Naturmaterialien gewonnen werden. Um tierische Seide zu gewinnen, werden Seidenspinner und verpuppte Seidenraupen bei lebendigem Leib in kochendes Wasser gegeben. Als bessere Alternative zu Seide bewerben manche Hersteller:innen Produkte mit „Wildseide“, „Ahimsa-Seide“ oder „Peace Silk“. Doch auch hinter diesen Begriffen befinden sich der Tierschutzorganisation Peta zufolge keine komplett tierfreundlichen Alternativen. Es gibt aber durchaus Materialien, die sich als vegane Seide bezeichnen lassen und kein Tierleid mit sich ziehen. Vegane Seide aus Natur-Materialien Vegane Seide kann aus pflanzlichen und synthetischen Materialien hergestellt werden. (Foto: CC0 / Pixabay / HOerwin56) Vegane Seide lässt sich sowohl aus pflanzlichen als auch aus synthetischen Materialien herstellen. Zu den pflanzlichen Alternativen zur Seide gehören: Lyocell/Tencel: Lyocell sind Cellulosefasern, die aus Holz gewonnen werden. Auch bekannt ist der Stoff unter dem Namen Tencel. Das ist dasselbe, jedoch hat die österreichische Firma namens Lenzing den Namen Tencel für sich schützen lassen und vertreibt nun die Faser Lyocell unter dem Namen Tencel. Das Unternehmen Tencel produzierte bis 2018 in Österreich, verlegte danach jedoch sein Werk nach Thailand. Die Fasern selbst stammen zum Teil aus Asien und Brasilien und sind somit nicht immer regional. Modal: Wie Lyocell wird auch Modal aus Holzfasern gewonnen. Um aus dem Holz den Stoff zu generieren, wird das Holz zerkleinert, in Wasser eingeweicht, damit sich die Cellulose löst und anschließend mit Lösungsmitteln erhitzt. Die daraus entstehende Masse wird gefiltert und zu Garn gesponnen. Sojaseide: Bei der Verarbeitung von Soja fallen Sojafasern als Nebenprodukt an. Das Protein, das bei der Produktion von Tofu und anderen Lebensmitteln aus Soja übrig bleibt, wird für die Sojaseide gefiltert und zu einer Faser gesponnen. Pima-Baumwolle: Pima-Baumwolle wird im Gegensatz zu gewöhnlicher Baumwolle aus längeren und feineren Baumwollfasern gewonnen. Durch die Beschaffenheit der Fasern ist der Stoff weich und glänzend. Die Pflanzen für Pima-Baumwolle sind sehr empfindlich und wachsen vor allem in Peru und den USA. Auch ist es schwierig, Pima-Baumwolle kontrolliert ökologisch anzubauen. Synthetische Stoffe als vegane Seide Vegane Seide kann zudem aus folgenden synthetischen Materialien hergestellt werden: Viskose: Obwohl Viskose wie Lyocell und Modal aus Holzfasern gewonnen wird, gilt der endgültig entstandene Stoff nicht zu den pflanzlichen Alternativen zur Seide. Zur Herstellung des Garns werden der Cellulose nämlich verschiedene Stoffe hinzugefügt. Viskose ist somit halbsynthetisch. Cupro: Als Nebenprodukt der Baumwollverarbeitung wird Cupro gewonnen. Vor einigen Jahren wurde zur Herstellung von Cupro eine giftige Kupfer-Ammoniak-Lösung verwendet. Der Einsatz dieser Lösung ist heut zutage jedoch verboten. Das Mode-Unternehmen Coco Malou beispielsweise nutzt Cupro der Marke Bemberg. Bemberg setzt auf einen geschlossenen Wasserkreislauf, mithilfe dessen das Kupfer aus dem Abwasser wiedergewonnen und – verwendet wird. AMSilk: Amsilk ist der Name des weltweit ersten Herstellers von veganen Seidenbiopolymeren aus natürlichem Ursprung. 2021 hat das Unternehmen erstmals Bakterien Spinnenseidenproteine produzieren lassen. Mithilfe von Bakterienfermentation erzeugt der Hersteller dann aus pflanzlichen Rohstoffen Seide. In Zukunft sollen die ersten Produkte aus der veganen Seide auf den Markt kommen. Nylon und Polyester: Bei beiden Materialien handelt es sich um Kunstfasern, die zu einem Material mit einer seidenähnlichen Struktur hergestellt werden können. Dadurch können sie ebenso weich und glänzend sein. Vorteile von veganer Seide Vegane Seide ist meist unempfindlicher als herkömmliche Seide. (Foto: CC0 / Pixabay / Beesmurf) Einen Vorteil gegenüber herkömmlicher Seide hat vegane Seide auf jeden Fall: Sie kommt ohne Tierleid aus. Wer Sorge hat, dass vegane Seide in Sachen Haptik und Optik dem tierischen Pendant etwas nachsteht, kann beruhigt sein. Auch wenn nicht alle Alternativen eine 1:1 Kopie von Seide sind, weisen die meisten Stoffe ganz ähnliche Eigenschaften auf – wie eine glatte, glänzende Textur. Insbesondere Naturmaterialien sind zudem wie herkömmliche Seide atmungsaktiv, temperaturregulierend und können die Feuchtigkeit vom Körper aufnehmen. Im Gegensatz zu tierischer Seide sind die Materialien für vegane Seide zudem günstiger. Somit ist auch die Kleidung preiswerter. Vegane Seide ist meist auch beständiger als das tierische Material. Denn reine Seide sollte nicht zu heiß gewaschen werden und ist anfällig für Knitterfalten. Dagegen knittern beispielsweise Sojaseide und Modal so gut wie gar nicht. Da Motten in erster Linie tierische Materialien wie Seide und Wolle angreifen, locken Kleidungsstücke aus veganer Seide keine Kleidermotten oder Teppichkäfer an. Auch interessant: 7 Tipps, mit denen deine Kleidung ewig hält Was könnte gegen vegane Seide sprechen? Herkömmliche Seide darf nicht so oft gewaschen werden – muss sie in den meisten Fällen aber auch gar nicht. (Foto: CC0 / Pixabay / kthlp) Es gibt aber auch Nachteile an veganer Seide. Dazu zählen vor allem Gründe, weshalb insbesondere Kleidung aus Kunststoffen problematisch ist. So lösen sich beim Waschen beispielsweise winzige Fasern aus dem Stoff und gelangen als Mikroplastik ins Abwasser. Außerdem basiert Polyester auf Erdöl – also auf einem nicht-erneuerbaren Rohstoff. Die Herstellung der veganen Seide aus pflanzlichen Fasern, wie Lyocell oder Modal, benötigt Ressourcen wie Wasser und Energie. Auch werden teils Chemikalien in der Produktion eingesetzt und die Fasern werden in einigen Fällen über längere Strecken transportiert. Das wiederum trägt zu erhöhten CO2-Emissionen bei. Auch nicht außer Acht zu lassen: Kleidungsstücke aus tierischen Materialien müssen in der Regel nicht oft gewaschen werden. Meistens reicht es aus, Materialien wie Wolle statt zu waschen über Nacht lüften zu lassen. Die Kleidung leidet so weniger unter der Belastung durch das Waschen und hält länger. Fazit: Vor dem Kauf der Kleidung sollten die Vor- und Nachteile gegeneinander gewogen werden. Zum Teil lassen sich schließlich auch die Nachteile veganer Seide eindämmen, indem die Wahl auf pflanzliche Materialien statt welche aus Kunststoff fällt. Auch kann es hilfreich sein, den Ursprung der Materialien vor dem Kauf ausfindig zu machen. Bevorzugt sollten Materialien aus europäischen Anbau. Allgemein ist es am besten, gebrauchte Kleidung zu kaufen, da du somit den Kleidungsstücken eine zweite Chance gibst und nicht zu weiterer Ressourcennutzung beiträgst. Weiterlesen auf Utopia.de: Der minimalistische Kleiderschrank: 24 Teile, 19 Outfits Capsule Wardrobe: Erste Schritte und 10 Essentials Nachhaltige Kleidung: Darum kommt sie nie aus der Mode ** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos. War dieser Artikel interessant? 3 2 Vielen Dank für deine Stimme! Verwandte Themen: Gewusst wie Nachhaltige Kleidung Vegan HOL DIR DEN UTOPIA NEWSLETTER Leave this field empty if you're human: