Bäume sind gut fürs Klima, ein Waldspaziergang für deine Gesundheit. Warum du regelmäßig ins Grüne gehen und was du dabei beachten solltest, erfährst du hier.
Wald tut gut. Wer dort spazieren geht, spürt seine heilende Wirkung schnell: Die frische Luft, die Ruhe und ätherische Duftstoffe beruhigen Körper und Geist. Schon nach 15 Minuten Waldspaziergang senkt sich dein Puls und die Ausschüttung von Stresshormonen wird gehemmt. Du kannst den Alltag mühelos hinter dir lassen und beherzt durchatmen.
Die Waldluft ist so sauber und gesund wie kaum woanders. Die Feinstaubbelastung ist um satte 90 Prozent geringer als in der Stadt. Zudem stoßen Bäume wertvolle Stoffe aus, die sogenannten Terpene. Sie dienen als gegenseitige Warnung vor blattfressenden Insekten und haben eine positive Wirkung auf deine Gesundheit. Auch tannenartige Bäume bilden Terpene, daher ist jede Art Wald wohltuend.
Die Bedeutung der Terpene hat ein Forscher:innen-Team um Qing Li von der Nippon Medical School in Tokio an zwölf Personen untersucht. Sechs übernachteten in einem Zimmer, ohne zu wissen, dass dort Terpene eingeleitet wurden. Die andere Hälfte schlief in einem Zimmer ohne Terpenzufuhr. Blutuntersuchungen dokumentierten, dass eingeatmete Terpene über den Blutkreislauf ins Gehirn gelangen. Sie scheinen dort die Produktion von Botenstoffen zu beeinflussen, die den Blutzuckerspiegel, Blutdruck und Stresshormonspiegel senken können.
Die Macht der Farben und Strukturen beim Waldspaziergang
Nicht nur die chemische Zusammensetzung der Luft macht gesund. Auch die Optik spielt eine Rolle: Bereits der Anblick eines Waldes senkt den Stresshormonspiegel im Schnitt um 13,4 Prozent. Selbst das Betrachten eines virtuellen Waldes lässt den Körper Glückshormone ausschütten, auch wenn die Wirkung nicht so stark ausfällt wie bei einem echten Waldspaziergang. Das passt zu Beobachtungen schwedischer Mediziner:innen um Roger Ulrich. Deren Patienten brauchten nach Operationen weniger Schmerzmittel, wenn vor dem Fenster ein Baum wuchs. Die Studie zeigte auch, dass der Blick auf eine Hauswand mit mehr Komplikationen einherging. Es hat sich gezeigt, dass Menschen, die in einer grünen Siedlung leben, deutlich seltener an Diabetes, Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Störungen erkranken.
Menschen nehmen Farben nicht nur optisch wahr. Überall auf deiner Haut befinden sich lichtempfindliche Sensoren, die auf Farben körperlich reagieren. Dein Nervensystem erkennt die Farbe und leitet spezifische Signale an dein vegetatives Nervensystem. Je nach Farbe reagiert dein Stoffwechsel, deine Atmung und der Blutdruck. Damit gehen auch unterschiedliche Gefühle einher, die du beim Betrachten einer Farbe empfindest.
Laut der Krankenkasse AOK ist es nachgewiesen, dass Menschen mit den richtigen Farben im Raum konzentrierter arbeiten können oder schneller entspannen. Grün ist eine lebensbejahende Farbe, die Glückshormone auslöst. Als die Farbe der Natur gibt sie dir das Gefühl der Sicherheit. Dieses Gefühl ist fest im Menschen verankert, da ein grüner Hügel oder ein dichter Wald schon für unsere Vorfahren ein gutes Versteck waren. Zudem ist es eine Farbe, die Glückshormone ausschüttet und motiviert und ausgleichend wirkt.
Auch im Herbst lohnt sich ein Spaziergang durch den Wald: Die Farbe Orange führt nachweislich zur Ausschüttung von Dopamin, eines Belohnungshormons. Sie wirkt belebend und stimmungsaufhellend. Studien aus der Experimentalpsychologie zeigen, dass Gelb Ängste hemmt und wohlige Gefühle erzeugt, während Rot aufmerksamer macht und den Blick fürs Detail schärft.
Weniger Details bietet die Aussicht von einem Berggipfel, aber sie tut deinen Augen gut. Nach einer langen Wanderung kannst du den Blick lang und intensiv in die Ferne richten. Dabei wird der Ziliarmuskel entspannt, der bei der Nahsicht (Laptop, Smartphone) stets angespannt bleibt.
Wald auf Rezept
Bei den vielen Erkenntnissen ist es nicht verwunderlich, dass in manchen Gebieten der Erde Waldbesuche zur Gesundheitsvorsorge gehören. In Japan verschreiben Ärzt:innen regelmäßig „Shinrin-yoku“, zu deutsch „Waldbaden„. Dafür werden sogar Rezepte ausgestellt. Die Patient:innen sollen mit all ihren Sinnen in den Wald eintauchen und seine heilenden Kräfte spüren.
Die Ärzt:innen wissen inzwischen, dass der Wald das Immunsystem ankurbelt. Das Team um Qing Li wies bei Personen, die binnen drei Tagen sechs Stunden im Wald spazierten, eine erhöhte Zahl und Aktivität der natürlichen Killerzellen nach. Diese greifen unter anderem Tumorzellen an. Der positive Effekt auf die Immunzellen hielt sieben Tage an und so stellt Li die These auf, dass regelmäßige Waldspaziergänge Krebserkrankungen vorbeugen könnten. Er empfiehlt, pro Monat zwei volle Tage in einem Wald zu verbringen.
Die Natur wirkt sich sowohl auf den Körper, als auch auf den Geist aus. Während der Klimawandel und die damit einhergehenden Extremwetter Angstzustände auslösen können, wirkt sich das Zusammenspiel von Farben und Düften im Wald positiv auf psychische Krankheiten wie Depressionen und Bournout aus.
Waldspaziergang: Du bist Teil der Natur
Jede:r sollte den Wald mit Respekt betreten. Er ist nicht nur eine Kurhaus für Menschen, sondern das Zuhause für viele Tiere und Pflanzen. Achte bei deinem nächsten Besuch darauf, dich angemessen zu benehmen:
- Verhalte dich leise. Musik und lautes Lachen oder Rufen stören nicht nur die Tierwelt, sondern auch andere Menschen, die Ruhe und Erholung suchen.
- Hinterlasse keinen Müll.
- Sammle den Müll anderer auf. Die Umwelt wird es dir danken. Dafür kannst du eine mitgebrachte Plastiktüte verwenden.
- Schütze Pilze und andere Pflanzen, zerstöre sie nicht.
- Fahre und reite nur auf Wegen, passe deine Geschwindigkeit an und schone die Waldwege.
- Halte deinen Hund an der Leine oder in deiner direkten Nähe.
- Beachte Hinweisschilder und Absperrungen. Beschädige sie nicht.
- Halte Dich an die speziellen Betretungsregelungen in Schutzgebieten.
- Verhindere Waldbrände, mach kein Feuer und rauche nicht im Wald.
- Schaue nicht weg, wenn andere sich nicht richtig verhalten.
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