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„Cotton & Corn“: Reebok will Sneaker aus Pflanzen herstellen

Reebok "Cotton & Corn"
Foto: © Reebok

Reebok hat vor, Turnschuhe aus nachwachsenden Rohstoffen zu produzieren. Ist die „Cotton & Corn“-Initiative endlich ein Schritt in Richtung nachhaltige Produktion – oder doch nur ein Marketing-Coup?

Die großen Sportartikelhersteller entdecken Nachhaltigkeit für sich: Seit vergangenem Jahr produziert Adidas Schuhe und Trikots aus Meeresmüll. Nun zieht auch die Fitnessmarke Reebok mit einer eigenen Initiative nach.

Reebok setzt dabei nicht auf recyceltes Material, sondern auf nachwachsende Ressourcen. Mit der neuen „Cotton & Corn“-Initiative („Baumwolle & Mais“) will die Fitnessmarke Produkte auf Basis pflanzlicher Rohstoffe herstellen. Den Anfang macht ein Sneaker. Sein Obermaterial soll aus Baumwolle, die Sohle aus einem neuartigen Kunststoff auf Basis von Industriemais bestehen.

„Cotton & Corn:“ Industriemais statt Erdöl

Reebok hat sich für seine „Cotton & Corn“-Linie mit „DuPont Tate & Lyle Bio Products“, einem Hersteller von Hochleistungs-Biolösungen, zusammengetan. Das Unternehmen (ein Joint Venture des umstrittenen Chemiekonzerns DuPont mit Tate & Lyle, einem Hersteller von Nahrungs- und Nahrungsergänzungsmitteln) stellt das Material für die Schuhsohle her – eine Art Bio-Kunststoff, der aus Industriemais gewonnen wird und ohne Erdöl auskommt. Reebok geht es nach eigenen Angaben darum, ein kompostierbares Produkt herzustellen, ganz im Sinne der Kreislaufwirtschaft.

Mais Maisfeld
„Cotton & Corn“ – Reebok setzt für seinen grünen Sneaker auf Industriemais (Foto: CC0 Public Domain / pixabay.de)

Ob Industriemais dabei die ökologischste Wahl ist, ist fraglich. Industriemais wird unter anderem dafür verwendet, Bio-Plastik herzustellen oder Biogasanlagen zu befüllen. Dadurch wird immer mehr Mais angebaut – die riesigen Monokulturen befördern das Artensterben und die unzähligen Maisfelder nehmen Platz für wertvolle Anbauflächen weg.

Für den Anbau kommen außerdem meist große Mengen Düngemittel zum Einsatz, die Böden und Gewässer stark belasten. Die Äcker setzen nach der Düngung Lachgas frei – ein klimaschädliches Treibhausgas. Allgemein sollte man kritisch hinterfragen, ob essbare Pflanzen wirklich als Rohmaterial für Turnschuhe herhalten sollen.

Ist der Schuh wirklich kompostierbar?

Positiv an der „Corn & Cotton“-Initiative ist, dass Reebok statt Erdöl und Plastik erneuerbare Ressourcen für die Schuhproduktion einsetzen will. Das bedeutet jedoch nicht automatisch, dass die Sneaker auch tatsächlich „kompostierbar“ oder nachhaltig sind. Nicht jeder biobasierte Kunststoff ist automatisch biologisch abbaubar. (Mehr Informationen dazu im Beitrag „Wie Bio ist Bioplastik?“).

Die Kompostierbarkeit ist Reeboks erklärtes Ziel – ob der Sportartikelhersteller das verwirklichen kann, wird sich zeigen. Der „grüne“ Turnschuh soll noch Ende des Jahres auf den Markt kommen. Allerdings sollte sich kein Käufer nun der Vorstellung hingeben, er könne seine Turnschuhe künftig einfach auf dem Kompost oder im Biomüll entsorgen: Biokunststoffe gehören (noch) in den Restmüll und werden meist verbrannt.

Utopia meint: Es ist begrüßenswert, wenn Firmen wie Reebok anfangen, etwas nachhaltiger zu produzieren. Es reicht nicht, wenn nur kleine Labels auf Nachhaltigkeit setzen. Erst wenn auch die großen Global Player der Modeindustrie ihre Produktionsweisen umstellen, ist wirklich etwas gewonnen.

Besser als Bioplastik aus Nahrungsmittelpflanzen zu verwenden wäre es, wenn Reebok für seinen Sneaker Kunststoff aus Reststoffen einsetzen könnte. Allerdings sind solche Kunststoffe noch nicht ganz ausgereift. Im besten Fall sind Initiativen wie „Cotton & Corn“ die ersten Schritte hin zu einem grundlegenden Wandel in der Branche. Es wäre schade, wenn dahinter nur eine weitere Marketing-Strategie für ein grünes Image steht.

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